Essen. Zweitligist Dynamo Dresden befindet sich nach zwei weiteren Corona-Fällen in Quarantäne. Profi Marco Hartmann äußert in einem Interview Kritik.

Nach zwei weiteren positiven Corona-Fällen befindet sich die Mannschaft des Fußball-Zweitligisten SG Dynamo Dresden in 14-tägiger Quarantäne. Die Entscheidung traf das Gesundheitsamt, die Auswirkungen sind groß: Dresden kann nicht zum geplanten Neustart antreten, das Spiel am 17. März gegen Hannover 96 fällt definitiv aus und muss nachgeholt werden.

Der Fall sorgt für Diskussionen im Profi-Fußball. Am Wochenende soll der Spielbetrieb mit Geisterspielen aufgenommen werden. Dafür hat die Deutsche Fußball-Liga ein Hygienekonzept erstellt. Kritiker halten die Maßnahmen für nicht ausreichend und den Start für verfrüht. Nun hat sich Dynamo-Profi Marco Hartmann gegenüber dem Spiegel geäußert. Er erhebt Vorwürfe.

"Spieler mit Ängsten alleingelassen"

"Meines Wissens nach wurden wir gar nicht einbezogen. Womöglich hätte es sonst viele Fragen gegeben. Das Hygiene-Konzept an sich versprüht einen Hauch von Sicherheit. Und trotzdem sind wir Spieler mit unseren Ängsten und Fragen alleingelassen worden", sagt der 32-jährige Mittelfeldspieler. "Verstehen Sie mich nicht falsch: Nicht jeder Spieler hat Bedenken. Es gibt auch viele, die sich sicher fühlen und die sich freuen, dass sie wieder spielen können. Aber man hätte eine Möglichkeit finden müssen für die Spieler, die sagen: Ich habe Angst. Das hätten nicht die Vereine allein machen sollen, es hätte von der DFL kommen müssen. Aber um das zu erreichen, sind wir Spieler in Deutschland leider nicht gut genug organisiert."

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Der frühere Kapitän ist jüngst Vater geworden, seine Frau liege im Wochenbett. Deshalb mache er sich Sorgen um seine Familie: "Die allgemeine Studienlage scheint zwar so zu sein, als gehörten beide nicht zu einer Risikogruppe. Aber trotzdem beeinflusst das meinen Blick auf das alles. Ich frage mich: Wer übernimmt eigentlich die Verantwortung, wenn doch etwas passiert und nur ein einziger Spieler einen schweren Krankheitsverlauf haben sollte?"

Dynamo-Profi wehrt sich gegen Sabotage-Vorwürfe

Dynamo Dresden ist aktuell Tabellenletzter. Es gibt auch Spekulationen, der Zweitligist würde den Abbruch der Saison gutheißen. Dadurch könnte er sich sportlich retten, so die Vermutung. Hartmann macht dieser Gedanke fassunglos: "Ich ärgere mich darüber, dass ich mich zum Umgang des Profifußballs mit dem Coronavirus nicht schon vor zwei Wochen kritisch geäußert habe. Eine derartige Betrachtung schockiert mich. So etwas zu denken, ist einfach nur Wahnsinn. Ich bin Sportler. Ich steige lieber mit erhobenem Haupt ab, als mit irgendeiner Aktion einen Abbruch zu forcieren." (lo)