Essen. Trotz der Lockerungsmaßnahmen will der Fußballverband Westfalen bei seinem Plan bleiben und die Saison abbrechen. Die Politik wird kritisiert.

Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) sieht die in Nordrhein-Westfalen geplanten weitgreifenden Lockerungen im Sport äußerst kritisch. „Ich war von dieser weitgehenden Öffnung des Sportbetriebs völlig überrascht“, sagte FLVW-Präsident Gundolf Walaschewski am Freitag: „Wohl niemand hat ernsthaft damit gerechnet. Für mich fühlt es sich an, wie ein öffentlich stattfindender “Öffnungs-Überbietungswettbewerb' unter dem Motto: Alles was du kannst, kann ich viel besser.„

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Sport mit Körperkontakt, wie hier im Duell der Fußball-Westfalenligisten SC Neheim und SpVgg. Erkenschwick, soll bald wieder möglich sein. Darüber wird kontrovers diskutiert.
Von Dominik Loth, Melanie Meyer, Stephan Falk

Das Land NRW war am Donnerstag als erstes Bundesland vorgeprescht und hatte ab dem 30. Mai überraschend sämtlichen Sport mit Körperkontakt sowie Wettkämpfe im Amateursport erlaubt. „Was sich spontan als frohe Botschaft ausgibt, entpuppt sich bei gründlichem Überdenken aus meiner Sicht als voreilig, unausgegoren und hoch riskant“, erklärte Walaschewski.

Entsprechend wolle man sich trotz der neuen Rechtslage an die Empfehlung des Verbands-Fußball-Ausschusses VFA halten und die Fußballsaison abbrechen. „Wir halten diesen Schritt für verantwortbarer als die Weiterführung der Saison. Auch aus rein organisatorischen Gründen“, erklärte Walaschewski: „Wir haben den Vereinen Planungssicherheit versprochen.“

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"Ethisches Dilemma" für Amateurfußball

Der Verbandsfunktionär sieht für eine Saisonfortsetzung im Amateurbereich zu viele offene Fragen, man gerate als Entscheidungsträger in ein „ethisches Dilemma“. „Was passiert zum Beispiel, wenn sich durch den Fußball das Virus wieder ausbreitet? Dann werden wir - wohl oder übel - zu einem erneuten Lockdown zurückkehren müssen“, sagte Walaschewski: „Das Virus bleibt, und ihm ist unser Spaß am Fußball völlig egal.“

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Deshalb könne er auch jeden Spieler und jede Mannschaft verstehen, „der das Risiko zu groß ist“, so Walschewski weiter. Das FLVW-Präsidium hatte sich am Dienstag einstimmig für einen Saisonabbruch ausgesprochen, die endgültige Entscheidung kann aber erst auf einem außerordentlichen Verbandstag mit den Vereinen fallen. (fs mit sid)