Essen. Ab dem 30. Mai ist in NRW Sport mit Vollkontakt erlaubt. Die Öffnung kommt viel zu schnell und sendet eine gefährliche Botschaft. Ein Kommentar.
Pfingsten also wird sich das Coronavirus endlich in Luft aufgelöst haben. Dann ist in Nordrhein-Westfalen alles wieder dufte und alles wieder offen. Und da ab dem 30. Mai auch Vollkontakt-Fußball gespielt werden darf, klappt es ja noch mit den gut besuchten Jugendturnieren rund um das lange Feiertags-Wochenende.
Um Himmels Willen.
Die Verantwortlichen der Fußball-Bundesliga müssen sich vornehm gesagt veräppelt vorgekommen sein, als NRW bei den Lockerungen im Breitensport plötzlich losflitzte wie Usain Bolt aus dem Startblock, während die Liga viele Wochen wartete. Man kann die Corona-Tests und Quarantäne-Bestimmungen im Profifußball hinterfragen. Man mag sich darüber ereifern, ob die Bundesliga Sonderrechte erhält oder nicht. Man mag den Fußball mögen oder nicht. Das aber verdient Respekt: Eine Liga, die sich zusammensetzt und mit einem 51-seitigen Konzept ihr Geschäftsmodell retten will, übernimmt Verantwortung.
Die Landesregierung in NRW aber schiebt die Verantwortung auf den Breitensport, fordert von den Vereinen Konzepte. Fragt man nach bei Vereinen und Übungsleitern, stoßen die verkündeten Lockerungen vielerorts auf Sorgen, bestenfalls auf mulmige Gefühle. An der Basis kann sich mancher nicht vorstellen, wie in kürzester Zeit Vorsorge getroffen werden kann, damit die Hygieneauflagen erfüllt werden.
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Das Virus ist noch unter uns
Mit der stufenweisen Öffnung gehe das Land weitere große Schritte in eine verantwortungsvolle Normalität, sagt NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Von welcher Normalität ist eigentlich die Rede? Stecken sich Sportskanonen ab dem 30. Mai nicht mehr gegenseitig an? Haben dann alle Freizeitsportler auch eine Taskforce, die streng die Einhaltung der Hygieneregeln überwacht?
Das Vorpreschen Nordrhein-Westfalens ist riskant, denn das Virus ist noch unter uns. Wenn nun Restaurants, Biergärten und Sportplätze öffnen, steigt das Risiko einer neuen Infektionswelle. Vorsicht und Vernunft der Bürger aber stehen in keiner Verordnung. Sie sind die Entscheidung jedes Einzelnen.