Essen. Die Rufe nach einem Einstieg von BVB und Schalke in den Frauenfußball werden immer lauter. Nun meldet sich auch einer der Branchenführer zu Wort.

Der Sportchef der Fußballerinnen des VfL Wolfsburg empfiehlt den Herren-Bundesligisten Borussia Dortmund und Schalke 04 die Einführung von Frauenmannschaften - diese wären aus Sicht von Ralf Kellermann ein Publikumsmagnet. "Mit dem richtigen Marketingkonzept wäre das aus meiner Sicht ein Selbstläufer mit großem Zuschauerinteresse“, sagte der 51-Jährige im Interview des "Kicker". „Das Ruhrgebiet ist ja bekanntlich positiv fußballverrückt.“ Es gebe allerdings eine Bedingung, damit der Einstieg in den Frauenfußball auch gelinge: "Der Frauenfußball muss dann in der DNA eines Clubs verankert sein, wie zum Beispiel bei Manchester City, dem FC Chelsea oder Arsenal. Sonst ergibt es keinen Sinn.“

Der neue DFB-Präsident Fritz Keller hatte im vergangenen Jahr vorgeschlagen, ein Frauenteam für alle Lizenzvereine verpflichtend zu machen. Danach müssten die Profiklubs entweder eine eigene Mannschaft aufbauen oder einen etablierten Klub unterstützen. Das allerdings hält Kellermann für den falschen Weg: "Von erzwungenen Dingen halte ich persönlich nicht viel", meinte er. "Damit ist uns nicht geholfen. Besser wäre es, die Vereine in Gesprächen von der gesellschaftlichen Bedeutung zu überzeugen."

Auch Nationalspielerinnen fordern mehr Engagement

Kellermann war bis 2017 Trainer der Frauenmannschaft des VfL Wolfsburg, mit der er 2013 das Triple aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League holte, und 2014 erneut die Meisterschaft und die Champions League gewann. Inzwischen ist er Sportdirektor des aktuellen Tabellenführers.

Mit seiner Empfehlung steht er nicht allein da: Auch Nationalspielerinnen wie Almuth Schult und Lina Magull haben vom BVB bereits die Einführung einer Frauenmannschaft gefordert, die Inintiative Initiative ballspiel.vereint! präsentierte während des Heimspiels gegen den SC Paderborn ein Spruchband mit der Botschaft: "Fußball ist für alle da - Frauenteam jetzt!". Und das Thema wird im Klub längst diskutiert. Bei seiner Mitgliederversammlung im November kündigte Marketing-Geschäftsführer Carsten Cramer ein Konzept an, dass spätestens zur kommenden Versammlung präsentiert werden soll.

Der BVB führt bereits Gespräche

Derzeit laufen Gespräche mit Vertretern schon bestehender Frauenmannschaften in Dortmund. "Denn es gibt schon die sehr differenzierte Sorge, was passiert, wenn der Fußball-Leuchtturm in der Stadt sich des Themas annimmt", erläuterte Cramer Ende Januar auf dem Sportbusiness-Event Spobis in Düsseldorf. "Werden die Amateurvereine dann erdrückt?" erdrückt? Wenn man seinen Heimatstandort und die Arbeit der Amateure ernst nimmt, muss man sich damit auseinandersetzen."

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Cramer untermauerte ein weiteres Mal, dass der direkte Einstieg in den Profibereich über die Zusammenarbeit mit einem etablierten Klub "nicht der Weg von Borussia Dortmund" sei. Wenn der Klub wirklich in den Frauenfußball einsteige, werde das von der Pike auf passieren. (fs)