Barcelona. Der verstärkte FC Barcelona eröffnet am Freitag in Bilbao die Saison in Spanien. Atletico Madrid ist der Konkurrent, bei Real herrscht Tristesse.
Vieles ist neu in Spanien vor dem Beginn der 90. Ligasaison, dazu gehören auch die Verhältnisse in der Hauptstadt. Bei den Herausforderern von Titelverteidiger FC Barcelona haben sich die Rollen verkehrt. Es ist Atlético Madrid, das mit dem 127 Millionen Euro teuren Fußball-Profi João Félix den Rekordeinkauf des europäischen Transfersommers tätigte. Und es ist Atlético, das besser aufgestellt scheint als das einst übermächtige Real.
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In überragenden Testspielen mit zuletzt zwei Treffern gegen Juventus Turin hat der 19-jährige Félix eine Euphorie ausgelöst, wie man sie selbst bei diesem so leidenschaftlichen Verein lange nicht gesehen hat. „João ist eine Goldmine“, weiß „Marca“. Klub-Ikone Paulo Futre, portugiesischer Landsmann des eleganten Halbstürmers, bestätigt: „Der Junge kommt uns sehr billig.“
Real Madrid wird Gareth Bale nicht los
Längst spricht beim Verein von Trainerguru Diego Simeone keiner mehr über den Verlust der halben Stammelf (Antoine Griezmann, Diego Godín, Lucas Hernández, Juanfran, Filípe Luis, Rodri). Gestern stand Atlético vielmehr vor der Verpflichtung von Valencias Rodrigo Moreno – er wäre nach Diego Costa und Álvaro Morata bereits der dritte spanische Nationalstürmer im Kader der Rot-Weißen.
Wenige Kilometer weiter herrscht Tristesse. Reals Vorbereitung enttäuschte auf ganzer Linie. Trainer Zinédine Zidane setzt stur auf die angestammten Kräfte. Der gewohnten Flut an Gegentoren begegnete er zuletzt mit einer wenig royalen Fünfer-Verteidigung. Und Toptransfer Eden Hazard (100 Millionen Euro an Chelsea) reihte sich nahtlos in die seit Jahren beklagte Selbstgefälligkeit ein. Wo man Zidanes Transferziel Paul Pogba zu verpassen scheint und immer noch auf seinen Ladenhütern Gareth Bale und James Rodríguez hockt, wo Gesamtausgaben von 300 Millionen Euro kaum frischen Wind entfachen, da leitartikelt „As“ bereits von einem „verlorenen Sommer“.
Besser gemacht hat es wohl Erzrivale Barcelona, der am Freitag (21 Uhr) bei Athletic Bilbao die Saison eröffnet. Vor allem der für 75 Millionen Euro von Ajax Amsterdam gekommene Frenkie de Jong hat im neuen Zuhause offene Türen eingerannt – weil er auch von hier sein könnte. Passsicherheit und Spielintelligenz erinnern an klassische Barça-Regisseure wie Xavi Hernández oder Sergio Busquets, seinen jetzigen Mitspieler.
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Gleichzeitig sorgt de Jong mit seinen 21 Jahren für das dringend benötigte Upgrade in Tempo und Dynamik. Und so kann Trainer Ernesto Valverde entspannter sein Angriffs-Lotto angehen. Nach der Verpflichtung von Griezmann für 120 Millionen Euro gibt es fünf Stars für drei Plätze. In Abwesenheit des verletzten Lionel Messi überzeugte bei einem 4:0 gegen Neapel zuletzt ein Trio aus Griezmann, Ousmane Dembélé und Luis Suárez. Für Philippe Coutinho wird dagegen noch ein Abnehmer gesucht, vielleicht der FC Bayern.
Freitag ja, Montag nein
Vereine wie Celta de Vigo (erster Gastgeber von Real am Samstag) oder Getafe (Sonntag bei Atlético) plagen derweil ganz andere Sorgen, seit der Dauerstreit zwischen Spaniens Fußballbehörden beim Thema Spielplan-Kompetenzen eskalierte. Der Verband erklärte Freitags- und Montagspartien für abgeschafft, die Liga zog dagegen vor Gericht, und dieses verhängte bis zur Klärung des Sachverhalts eine einstweilige Verfügung für die ersten drei Spieltage: Freitag ja, Montag nein. Die unbeliebten Termine zum Wochenbeginn sind freilich Teil bestehender Fernsehverträge. 200 bis 300 Millionen Euro weniger könnten Nachverhandlungen bedeuten, vermutet die Liga. Für kleinere Klubs machen die TV-Einnahmen aber bis zu 90 Prozent ihrer Budgets aus.
Chaos und Spektakel also – und vielleicht noch nicht alles. Sollte jetzt auch noch der in Paris von Heimweh geplagte 222-Millionen-Euro-Spieler Neymar zurückkehren, geht die Show erst richtig los.