Porto. Portugal gewinnt die Nations League gegen die Niederlande. Superstar Ronaldo ist zufrieden. Doch es überzeugte auch eine neue, junge Generation.

Cristiano Ronaldo musste sich erst noch kurz beim Uefa-Präsidenten nach dem Prozedere erkundigen: war ja schließlich ein neuer Wettbewerb und sowieso weiß längst keiner mehr, was man sich für die Modalitäten einer Pokalübergabe so alles ausdenken kann. Einmal in Kenntnis gesetzt, küsste Ronaldo dann die Trophäe der Nations League und trug sie zu seinen Mitspielern. Sowieso strahlte er vorher und nachher, wie man das bei dem fünfmaligen Weltfußballer selten erlebt hat. Portugal feierte eine große Nacht, und mit Konfettiregen und Ehrenrunde nach dem 1:0 gegen die Niederlande in Portos Estádio do Dragão fing die Sause gerade erst an.

Ronaldo, der Zeremonienmeister

Weiter ging es in der Innenstadt an der Avenida dos Aliados. Dort begeht sonst der FC Porto seine großen Titel, dort war nun während der Nations-League-Tage die Fanmeile aufgebaut – und dort warteten tausende Menschen darauf, dass die Seleção aus dem Teambus stieg. Auf dem Balkon des in den Nationalfarben angestrahlten Rathauses gab Ronaldo den Zeremonienmeister. Der Kapitän dankte dem Fanvolk („Beeindruckend. Schön“) und moderierte die Wortbeiträge diverser Teamkollegen an, von Altmeister Pepe oder Siegtorschütze Gonçalo Guedes. Zum Abschluss initiierte er noch das gemeinsame Absingen der Nationalhymne; auf und unter dem Balkon.

Ronaldo über Ronaldo: "Cristiano ist nicht ewig"

Die amtierenden Europameister haben jetzt also den nächsten Kontinentalwettbewerb gewonnen, „Europa ist unser“, titelte „A Bola“ am nächsten Morgen, als praktischerweise zugleich Portugals Nationalfeiertag begann. „Als Siegernation ist der Feiertag noch sonniger“, dichtete Auswahltrainer Fernando Santos, und Ronaldo war angesichts des nachgeholten Heimtriumphs – 15 Jahren nach dem mit ihm verlorenen EM-Finale von Lissabon – dermaßen wohl gestimmt, dass er in seltene Plauderstimmung geriet. Etwa über die Zukunft eines 34-jährigen Modeallathleten: „Cristiano ist nicht ewig, es wird der Tag kommen, an dem ich nicht mehr dabei bin, aber bis dahin fehlen noch viele, viele Jahre.“

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Oder über eine mögliche sechste Auszeichnung zum Weltfußballer nach einem insgesamt recht gelungenen Einstandsjahr bei Juventus Turin, das nicht wegen, sondern trotz ihm in der Champions League scheiterte, und seinem famosen Hattrick im Nations-League-Halbfinale gegen die Schweiz: „Was ich hätte noch besser machen können?“ fragte er rhetorisch. „Ehrlich gesagt, ich glaube nichts“.

Neue Generation Portugals beweist ihren Wert

Ähnlich überzeugt zeigte er sich auch im Hinblick auf die Perspektive seines großen, kleinen Fußball-Landes mit nur 10,6 Millionen Menschen. „Diese Seleção hat viel Entwicklungspotenzial“, erklärte er: „Ich bin mir sicher, dass sie noch viele wichtige Trophäen gewinnen wird.“ Tatsächlich bewies im Endspiel eine neue Generation ihren Wert.

Der souveräne Abwehrspieler Rúben Dias, 22, der schnelle Guedes, 22, und der phantasievolle Torvorbereiter Bernardo Silva, 24, brillierten, derweil einer wie Wunderkind João Félix, 19, gar nicht mal zum Zuge kam. Nur neun Spieler aus dem EM-Kader von 2016 waren bei dieser Finalrunde noch dabei. „Dieses Team markiert die Zukunft des portugiesischen Fußballs“, sagte auch Fernando Santos. Seine Landsleute hoffen nun, dass Portugals einziger Titeltrainer nicht nur weitere Erfolge einsammelt, sondern auch ein bisschen öfter sein Resultatsdenken beerdigt und diese vielseitige Mannschaft öfter so attraktiv auftreten lässt wie in manchen Phasen des Finals. Über das werde man übrigens noch lange sprechen, glaubt Santos, denn: „Die Nations League wird ein Klassiker werden.“ Und: „Der erste Gewinner geht in die Geschichte ein.“