Barcelona. Antoine Griezmann wechselt für 120 Millionen Euro Ablöse von Atlético Madrid zu den Katalanen. Neymar könnte bald aus Paris zurückkehren.

Das letzte Kapitel einer monatelangen Seifenoper begann am Mittag mit der Ankunft eines legeren Rechtsanwalts am Sitz der spanischen Fußball-Liga. Offener Hemdknopf, weißer Rollkoffer, braune Aktentasche – und 120 Millionen Euro: auf die kam es an, die hatte der Mann dabei, und so ging dann ganz plötzlich schnell, was sich zuvor ewig hingezogen hatte. Die Liga beglaubigte den Eingang der Summe, die der vertraglich festgelegten Ausstiegsklausel Antoine Griezmanns bei Atlético Madrid entsprach. Um 15.11 Uhr meldete sein neuer Klub Vollzug: Ab sofort ist er Spieler des FC Barcelona – mit einem Fünfjahresvertrag, der eine Ausstiegssklausel von 800 Millionen Euro enthält.

Die Titelchancen locken Antoine Griezmann

Für den französischen Weltmeister ist es die dritte Profistation seiner Karriere nach Real Sociedad San Sebastián und Atlético. Im Alter von 27 Jahren motiviert ihn vor allem die Aussicht auf große Vereinstitel wie die spanische Meisterschaft und die Champions League, die er bisher nicht gewinnen konnte. Schon vergangenen Sommer stand er kurz vor einem Wechsel nach Katalonien – machte dann aber einen Rückzieher. Weil er diesen in einem halbstündigen Dokumentarvideo inszenierte und damit viele in Barcelona verärgerte, erwartet ihn von seinen neuen Anhängern nicht nur Beifall.

Tauziehen um Neymar

PSG-Star Neymar fehlte beim Trainingsauftakt.
PSG-Star Neymar fehlte beim Trainingsauftakt. © dpa | Francois Mori

Am Sonntag wird Griezmann mit den übrigen Kollegen in die Saisonvorbereitung starten, womit also ein Handlungsstrang des katalanischen Sommerbasars gerade noch pünktlich aufgelöst wäre. Nach Mittelfeldspieler Frenkie de Jong (75 Mio., Ajax Amsterdam) ist Griezmann der zweite hochkarätige Zugang im Messi-Klub. Während bei Matthijs de Ligt (ebenfalls Ajax) wegen dessen Flirt mit Juventus Turin nur noch Restchancen bestehen, wird es aber trotzdem nicht langweilig. Es gibt ja noch den König der Telenovela, einen, der erst vor zwei Jahren sowohl Barcelona als auch Paris St. Germain in Aufruhr hielt. Damals wechselte er für die Rekordsumme von 222 Millionen Euro von Spanien nach Frankreich. Nun will Neymar Júnior den umgekehrten Weg gehen. Das hat zuletzt auch Paris’ neuer Manager Leonardo öffentlich eingeräumt.

Die nächste Eskalationsstufe um Neymar

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Am Montag wird Neymar nach Aussage seines Vaters wieder in Paris aufschlagen. Eine Woche, nachdem er vom Verein einbestellt war: ihn erwartet ein Disziplinarverfahren und also die nächste Eskalationsstufe eines Zerwürfnisses, das schon greifbar wurde, als PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi vorigen Monat kaum verhohlen den Übergang von Neymar auf Kylian Mbappé als Kopf des Pariser Projekts verkündete. Auch Leonardo macht auf klare Kante. „Neymar kann gehen, wenn es ein Angebot gibt, das uns alle überzeugt“, sagte er dieser Tage. Bisher liege allerdings noch keine solche Offerte vor. In der aktuellen Grauzone fehlt dem Verein jede Planungssicherheit. Bleibt es beim Konfrontationskurs, sinkt zudem sein Transferwert immer weiter unter die 222 Millionen von 2017. Genau darauf spekuliert Barcelona.

Gibt Barcelona Coutinho und Dembele ab?

Ursprünglich hatte es nicht mal an ihn gedacht. Zu turbulent war die eigene Erfahrung mit Neymar, zu bitter der Nachgeschmack seines Wechsels nach Paris, als er den Verein wochenlang hinhielt. Zu wenig plausibel schien außerdem das Szenario einer Rückkehr. Als es nicht zuletzt dank Neymars Fürsprecher Messi plötzlich realistisch wurde, war die Verpflichtung von Griezmann längst abgesprochen. Sowohl wegen des potenziellen Überangebots von Offensivstars als auch wegen einer explodierenden Gehaltsliste gibt es im Prinzip nur einen möglichen Weg, Neymar unterzubringen – wenn die an seiner Stelle gekauften Philippe Coutinho und Ousmane Dembélé den Klub wieder verlassen. Paris hat einem möglichen Spielertausch bisher zumindest keine Absage erteilt. Bei Atlético dagegen biss Barça auf Granit, als es eine Ratenzahlung vorschlug. Der Ligakonkurrent bestand auf der Ausstiegsklausel: 120 Millionen auf einen Schlag. Dieses Geld musste Barcelona erst zusammenbekommen. Am Freitag war es soweit.