Mainz. Die deutsche Nationalmannschaft muss am Samstag in der WM-Qualifikation gegen Russland in Moskau auf Kunstrasen antreten. Deshalb trainiert sie vorher auf einem ähnlichen Platz in Mainz.

Ordnung muss sein. Erst recht auf einem solch exklusiven Untergrund. Und so ist auf dem Verbotschild hinter dem Mainzer Bruchwegstadion genau aufgeführt, was auf dem neuesten Sportplatz der verwinkelten Anlage nichts zu suchen hat. Eine Zigarette ist ebenso rot durchgestrichen wie ein Kaugummi, eine Flasche, ein Fußballschuh mit langen Schraubstollen. Heiße Asche, zähe Kaumasse, fiese Scherben oder scharfkantiges Alu sind die natürlichen Feinde des künstlichen Grüns, das der FSV Mainz 05 für 700 000 Euro anstelle eines alten Hartplatzes errichten ließ.

Bierhoff erklärt Platzfrage zum Tabuthema

Dieser Kunstrasenplatz der dritten und damit neuesten Generation rückte am Dienstag in den bundesweiten Fokus. Weil nämlich die deutsche Nationalmannschaft darauf trainierte, um sich für das nicht ganz unwichtige WM-Qualifikationsspiel am Samstag in Moskau gegen Russland zu präparieren.

Auch im Luzhniki-Stadion liegt ein Produkt mit Namen „Prestige xm” aus, nur sind die Kunststofffasern aus Polyethylen in Moskau sogar 63 statt wie in Mainz 40 Millimeter lang; pro Quadratmeter sind stattliche 19 statt lediglich sieben Kilo Gummigranulat über dem Quarzsand aufgebracht. Das liegt daran, dass es bei den Russen zwar auch eine Drainage, eine Trägerschicht, aber keine zusätzliche elastische Tragschicht unter der Kunststoffmatte gibt, wie es die deutsche Norm vorschreibt.

Dennoch seien Rollverhalten des Balles und Kraftabbau durch die Spieler identisch, beteuerte der DFB, der natürlich nicht den Eindruck aufkommen lassen will, man trainiere von Dienstag bis Donnerstag vier-, fünfmal auf dem falschen Terrain.

Teammanager Oliver Bierhoff hat die Platzfrage zum „Tabuthema” erklärt: „Es darf keine Entschuldigung für uns sein, sich dort schwächer zu fühlen als auf normalen Rasen.” Auch Bundestrainer Joachim Löw behauptet, das sei „ein unwichtiger Aspekt”. In Wahrheit aber ist die Furcht groß, dass das Geläuf der entscheidende Wettbewerbsvorteil für die Russen sein könnte.