Kapstadt. Die deutsche Nationalmannschaft ist bei der Auslosung zur WM 2010 in Südafrika als Gruppenkopf gesetzt. Die FIFA legte die vier Töpfe mit jeweils acht Teams am Mittwoch fest.
Vize-Weltmeister Frankreich könnte der Hammergegner für die deutsche Nationalmannschaft in der WM-Vorrunde 2010 in Südafrika sein. Während der dreimalige Welt- und Europameister Deutschland bei der WM-Gruppenauslosung am Freitag (18.00 Uhr MEZ/live im ZDF und bei Sky) in Kapstadt erwartungsgemäß als Gruppenkopf gesetzt ist, wurde die Equipe Tricolore vom WM-Organisationskomitee des Weltverbandes FIFA bei einer Sitzung am Mittwoch in Kapstadt nur in Topf 4 mit den "schwächeren" europäischen WM-Startern platziert.
"Wir haben die FIFA-Weltrangliste von Oktober 2009 als Kriterium herangezogen. Es war die fairste Lösung, weil alle Mannschaften die gleiche Anzahl von Spielen bestritten haben. Die WM-Turniere von 2006 oder 2002 wurden nicht berücksichtigt", sagte der französische FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke am Mittwoch auf einer Pressekonferenz im International Convention Centre von Kapstadt. Selbst UEFA-Präsident Michel Platini, ebenfalls Franzose, habe die nun umgesetzte Vorgehensweise unterstützt, so Valcke.
Dabei habe das nicht geahndete Handspiel von Thierry Henry im entscheidenden Play-off-Spiel gegen Irland keine Rolle gespielt, wie von offizieller Seite versichert wurde. Statt der Franzosen ergänzen die Niederlande und England das europäische Starterfeld in Topf eins.
Verfahren gegen Franzosen Henry
FIFA-Präsident Joseph S. Blatter gab nach einer außerordentlichen Sitzung des Exekutivkomitees bekannt, dass gegen Henry von der FIFA-Disziplinarkommission ein Verfahren wegen unsportlichen Verhaltens eingeleitet wird. Dabei hatte der Walliser unlängst noch Verständnis für den Torjäger der Equipe Tricolore geäußert.
Außerdem werden, so Blatter, die Vorkommnisse beim WM-Qualifikationsspiel Ägpyten-Algerien untersucht. Einige Gästespieler waren auf der Fahrt zum Stadion von ägyptischen Steinewerfern, die den Mannschaftsbus Algeriens ins Visier genommen hatten, verletzt worden.
Blatter kündigte zudem an, dass es bei der WM 2010 in Südafrika keinen Einsatz von zusätzlichen Torrichtern geben werde. Stattdessen soll sich eine FIFA-Arbeitsgruppe mit dem Einsatz der zusätzlichen Referees oder der Einführung von technologischen Hilfsmitteln (Videobeweis) befassen, Für und Wider abwägen und den Regelhütern des Internatioal Board einen Vorschlag unterbreiten. Auch die Play-off-Spiele stehen laut Blatter auf dem Prüfstand. Die Generalsekretäre der Konföderationen sollen sich mit diesem Thema beschäftigen.
FIFA baut auf die Hilfe von Interpol
Im Kampf gegen die Wettmafia setzt der FIFA-Chef auf die Zusammenarbeit mit Interpol. "Es wird eine internationale Task Force im Kampf gegen Wettmanipulationen aus der Taufe gehoben", sagte der Schweizer. Dabei soll es ein Zusammenwirken der vorhandenen Frühwarnsysteme geben.
Überraschend war indes das Vorgehen der FIFA beim Zusammenstellen der Töpfe für die Auslosung. Der Weltverband wich vom Prozedere anderer WM-Turniere ab, als auch das Abschneiden bei vorangegangenen WM-Endrunden in das Ranking mit einbezogen wurde. Diesmal spielte lediglich die Platzierung in der Weltrangliste von Oktober 2009 eine Rolle, sodass Deutschland als Dauergast in den besten Sechs der Weltrangliste in der Gruppe A der starken Mannschaften (inklusive Südafrika) geführt wurde.
"Wenn man die Ergebnisse der WM-Qualifikation betrachtet, ist es richtig, dass die Niederlande als einer der acht Gruppenköpfe gesetzt sind. Wir freuen uns jetzt auf die Auslosung. Für uns ist alles möglich. Wir können durchaus auf drei schwere Brocken in der Vorrunde treffen", sagte Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff. Vorrundenduelle gegen Trainer Ottmar Hitzfeld mit der Schweiz oder Coach Otto Rehhagel mit Ex-Europameister Griechenland sind aus deutscher Sicht allerdings ebenfalls möglich.
Valcke wollte sich allerdings nicht festlegen, ob auch künftig die Weltrangliste bei WM-Turnieren ausschlaggebend für die Zusammenstellung der Lostöpfe sein werde. "Der Vorschlag wurde von allen genehmigt. Es gibt keine Konflikte, keine Überlagerungen. Jetzt gilt dieses System. Wie es 2013 aussieht, ist noch eine offene Frage", so Valcke ausweichend.
Die Zusammensetzung der Lostöpfe für die WM-Gruppenauslosung am Freitag in Kapstadt:
Topf 1: Südafrika, Brasilien, Spanien, Niederlande, Italien, Deutschland, Argentinien, England
Topf 2: Australien, Japan, Nordkorea, Südkorea, Honduras, Mexiko, USA, Neuseeland
Topf 3: Algerien, Kamerun, Elfenbeinküste, Ghana, Nigeria, Chile, Paraguay, Uruguay
Topf 4: Dänemark, Frankreich, Griechenland, Portugal, Serbien, Slowakei, Slowenien, Schweiz