Wolfsburg. In der Zentrale hat Bundestrainer Joachim Löw vor dem EM-Qualifikationsspiel in den Niederlanden in Amsterdam am Sonntag die Wahl.
Die Stimme, die Leon Goretzka am Mittwochabend so aus dem Konzept gebracht hatte, hielt sich am Freitagnachmittag brav zurück. ZDF-Reporter Béla Réthy saß zwar in der Wolfsburger Media Lounge. Eine Frage stellte der 62-Jährige diesmal aber nicht.
Zwei Tage zuvor war das noch anders. Da machte ein kurzes YouTube-Video die Runde durch das Internet, in dem Réthy Goretzka direkt nach dem 1:1 gegen Serbien um einen Ausblick auf das Länderspiel gegen die Niederlande an diesem Sonntag (20.45 Uhr/RTL) in Amsterdam gebeten hatte. Goretzka konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, dann antwortete er: „Sorry, noch mal bitte. Ich bin, ehrlich gesagt, etwas abgelenkt von Ihrer Stimme, weil ich die immer nur als kleiner Junge aus dem Fernsehen kenne.“
Leon Goretzka hat einiges vor
Aus dem kleinen Leon ist mittlerweile ein 1,89 Meter großer Schlacks geworden, der mit Fug und Recht den Anspruch erheben darf, eher früher als später Führungsaufgaben in dieser neuen, verjüngten deutschen Nationalmannschaft zu übernehmen. „Das ist eine Frage der Definition“, sagte der 24-Jährige am Freitag. „Das Fundament eines Führungsspielers sollte immer die Leistung auf dem Platz sein. Und ich versuche aktuell noch, mir dieses Fundament zu bauen. Wenn mir das gelingt, dann kann man auch neben dem Platz Führungsaufgaben übernehmen. Mittelfristig traue ich mir schon zu, eine Führungsrolle zu übernehmen.“
Gut möglich, dass nun aus dem „mittelfristig“ sogar ein „kurzfristig“ wird. Nach seinem Tor gegen Serbien gehört Goretzka selbstverständlich auch für das EM-Qualifikationsspiel in Amsterdam zu den Startelfkandidaten im zentralen Mittelfeld. Genauso wie natürlich Kurzzeitkapitän Ilkay Gündogan (28), Löws Lieblingsspieler Joshua Kimmich (24), den der Bundestrainer weiterhin im zentralen Mittelfeld einsetzen will, und selbstverständlich ebenfalls Weltmeister Toni Kroos (29).
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Kroos durfte sich als einziger dieser Kandidaten gegen Serbien eine Pause gönnen, soll aber gegen die Niederlande auf jeden Fall von Anfang an dabei sein.
Auf der sogenannten Doppelsechs zwischen Defensive und Offensive dürfen somit gleich vier Spieler den Anspruch haben, auf diesen zwei Positionen zum Einsatz zu kommen. Ein möglicher Ausweg aus dem Luxus-Schlamassel: Löw erwägt offenbar, Kroos anstelle von Leverkusens Jungstar Kai Havertz (19) etwas offensiver gegen die Niederlande einzusetzen. Somit müsste er schweren Herzens nur noch einen aus dem dann verbleibenden Sechser-Trio aussortieren. Variante zwei: Löw setzt in der Abwehr auf eine Dreierkette und bringt Kroos und Kimmich als einzige Secher (zwischen den Außenspielern Nico Schulz und Thilo Kehrer) – und verzichtet vorerst auf Goretzka und Gündogan.
„In der zweiten Halbzeit gegen Serbien haben wir ja auch zusammen gespielt und gezeigt, dass wir das im Mittelfeldzentrum durchaus variabel beherrschen“, entgegnete Goretzka, der sich so oder so an diesem Samstag mit dem Rest seiner Kollegen um 11.30 Uhr ab Braunschweig auf den Luftweg nach Amsterdam macht.
Die Entscheidung fällt spät
Wer nun also ganz genau gegen die Niederlande Deutschlands neue Mitte besetzen wird, will Bundestrainer Löw erst am Wochenende entscheiden. Klar ist aber schon eines: Béla Réthys Stimme wird Leon Goretzka am Sonntag definitiv nicht aus dem Konzept bringen. Für das ZDF wird Morgenmagazin-Moderator Thomas Skulski die Fragen nach dem Spiel stellen.