Essen. . DFB-Direktor Oliver Bierhoff weist den Vorwurf gestiegener Werbemaßnahmen zurück. Der Verein „FC FairPlay“ schaut ganz genau hin.
Oliver Bierhoff musste, wollte sich auch zu diesem Thema bei der großen WM-Analyse äußern. Ihm sei „zu viel Kommerz in der Nationalmannschaft“ vorgeworfen worden. Dabei stimme das gar nicht, sagte der DFB-Direktor. Nur ein geringer Teil fließe in die Elite-Auswahl, weniger Einnahmen würden auch weniger Geld für den deutschen Fußball bedeuten. Und: „Wir haben 2018, jetzt bei der WM, nicht mehr kommerzielle Aktivitäten durchgeführt als im Traumjahr 2014.“ Hinter ihm prangten auf der Leinwand in der Münchener Arena die Symbole der Sponsoren. Der Kommerz sitzt auch dem DFB im Nacken.
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Die Nationalelf ist Zugpferd und Haupteinnahmequelle des DFB. 2014, im Jahr des WM-Titels, generierte das Team von Bundestrainer Joachim Löw 105,2 Millionen Euro durch Spielbetrieb und Vermarktung (TV-Verträge, Prämien, Ticketverkauf). Dem gegenüber standen Kosten von 44,7 Millionen Euro. Bei den Frauen überstieg der Aufwand (2,5 Mio.) den Ertrag (1,2 Mio.) um das Doppelte.
Neue Verträge mit Adidas und Volkswagen
Im EM-Jahr 2016 erzielte der DFB vor allem dank der A-Nationalmannschaft Sponsoring-Einnahmen von 58,4 Millionen Euro. Durch die neuen Verträge mit Adidas und Volkswagen werden diese ab 2019 noch einmal steigen. Schatzmeister Stephan Osnabrügge bemerkte damals, die Nationalelf sei der „Motor des wirtschaftlichen Erfolgs“.
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Doch für manche Fußball-Fans scheint die Nationalmannschaft ebenso wie die Bundesliga in den Fängen des Geldes zu sein. Als das WM-Debakel perfekt war, war der Spott im Netz groß über die künstlichen Werbe-Claims „Die Mannschaft“ und „#zsmmn“, die im Widerspruch zum Auftritt standen und scheinbar nur bezwecken sollten, das Team besser zu vermarkten.
DFB-Elf nicht Auslöser der Debatte
„Wenn du Weltmeister bist, dann ist alles gut“, sagt Professor Gerd Nufer vom Deutschen Institut für Sportmarketing. „Wenn du kläglich scheiterst, wird genau hingeguckt.“ Er könne sich gut vorstellen, dass die Werbeaktivitäten gleich geblieben sind. Der DFB habe auch keine andere Wahl, als das Team für das Marketing zu nutzen. „Was ist dem DFB denn noch geblieben? Er hat ja nur noch die Nationalmannschaft“, sagt der 49-Jährige. Und diese sei nicht der Auslöser der Kommerz-Debatte, „sondern liegt lediglich im Trend“.
Diesen Trend beobachtet der „FC FairPlay!“ schon lange. Der Verein will die Interessen der Fans in den Vordergrund rücken. „Wir sind nicht gegen Kommerz, sondern gegen eine Über-Kommerzialisierung“, sagt dessen Vorsitzender Claus Vogt. Werbe-Einnahmen seien nicht per se falsch, auch nicht beim DFB. „Warum sollte man auf Geld verzichten, das man für Gutes einsetzen kann?“ 2016 flossen nach DFB-Angaben 43,5 Millionen Euro in den Amateurfußball – 15 Prozent der Gesamtausgaben von 294,8 Mio. Euro.
Der 48-Jährige erwartet mehr Mitsprache. „Wir wünschen uns, dass bei zukünftigen Projekten die Fans miteinbezogen werden.“ Auch bei der Wahl des Slogans.