München. Das Verhältnis zwischen Özil und dem Bundestrainer scheint zerrüttet. Löw hat den Arsenal-Star bis dato nicht persönlich gesprochen.
Bundestrainer Joachim Löw hat Mesut Özil für die Art und Weise seines Rücktritts aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft kritisiert und die Anschuldigungen des Profis gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) zurückgewiesen. "Mit seinen Rassismus-Vorwürfen gegen den DFB hat er überzogen", sagte Löw (58) am Mittwoch im Rahmen seiner WM-Analyse in München.
"In meiner Mannschaft gab es nie einen Ansatz einer rassistischen Äußerung. Wir haben uns immer an Werten orientiert", ergänzte Löw. Zudem berichtete er, dass Özil ihn nicht persönlich über seinen Abschied aus der DFB-Elf unterrichtet und er bislang vergeblich das Gespräch mit ihm gesucht habe.
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Auch DFB-Direktor Oliver Bierhoff (50) wies "den Rassismus-Vorwurf in der Nationalmannschaft und dem DFB klar zurück". Er betonte aber auch: "Eins ist klar: Ein Nationalspieler kann keine Zielscheibe rassistischer Angriffe sein!" Die Art und Weise von Özils Rücktritt "schmerzt uns alle, ihn ja auch", ergänzte Bierhoff.
Löw wie Bierhoff gaben zu, die Lage nach den Erdogan-Fotos von Özil und Ilkay Gündogan unterschätzt zu haben. "Wir haben die Situation falsch eingeschätzt", sagte Bierhoff. Löw sah die Angelegenheit nach dem gemeinsamen Besuch bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier als erledigt an. "Dieses Thema hat Kraft gekostet, war nervenaufreibend, weil es immer wieder da war", sagte Löw, als Ursache für das WM-Aus sei es aber "nicht entscheidend" gewesen.
Von Özils Rücktritt erfuhr er am Tag von dessen Erklärung per Telefon von Özils Berater. Özil (29) selbst habe ihn "bis heute nicht angerufen. Ich habe seit eineinhalb, zwei Wochen mehrfach versucht, ihn zu erreichen - per Telefon und SMS", betonte er.
Nichtberücksichtigung von Gündogan für Löw kein Thema
Für Bundestrainer Joachim Löw war eine Nichtberücksichtigung von Ilkay Gündogan für die nächsten Länderspiele im Zuge der Erdogan-Affäre kein Thema. "Ich sehe in ihm einen Spieler, der den Durchbruch bei uns schafft. Sportlich war es für mich keine Frage, ihn einzuladen", sagte Löw.
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Zugleich appellierte der Coach an die deutschen Fans, Gündogan nicht mehr auszupfeifen. "Ich hoffe auf das Verständnis von allen Fans. Er hat unter der Situation sehr gelitten", sagte Löw und fügte hinzu: "Ilkay hat sich nochmals bekannt zu den deutschen Werten, zur Mannschaft."
Ein Foto von Gündogan und Mesut Özil mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan hatte vor der WM für mächtig Wirbel gesorgt. Özil hat inzwischen nach dem deutschen Vorrunden-Aus in Russland über soziale Medien seinen Rücktritt erklärt und dazu geschrieben, er verspüre ein "Gefühl von Rassismus und Respektlosigkeit". Das hatte eine öffentliche Diskussion ausgelöst. (dpa/sid/fs)