Essen. Bei der WM in Russland droht einem Teil von Europas Fußball-Elite nur die Zuschauerrolle. Die Niederlande stehen vor dem vorzeitigen Aus.

Dick Advocaat hielt die Leute noch für dumm, die an einen Kantersieg für Schweden gegen Luxemburg geglaubt hatten. „Die werden nicht 8:0 gewinnen. Was für eine dumme Frage“, blaffte der Bondscoach einen Journalisten an. Der, der jetzt ziemlich blöd da steht, ist aber nicht der Journalist, sondern der Chef der niederländischen Nationalmannschaft: Tatsächlich gewann Schweden mit 8:0 – jetzt muss Holland mit sieben Toren Vorsprung am Dienstag gegen eben diese Schweden gewinnen, um die Play-offs noch zu erreichen. Es wird immer wahrscheinlicher: Der WM-Dritte droht die Endrunde 2018 in Russland zu verpassen.

Einziger Trost: Advoccat ist nicht der einzige, der sich in dieser WM-Qualifikation verkalkuliert hat. Weltstar Cristiano Ronaldo (Portugal), Torwart-Ikone Gianluigi Buffon (Italien), 100-Millionen-Mann Gareth Bale (Wales) und Luka Modric (Kroatien) – sie alle bangen um den Einzug in die WM. Doch dazu später. Zurück zu den Holländern.

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In seiner aussichtslosen Situation hat sich der 70-jährige Advoccat schon den nächsten vorgeknöpft, den er Lügen strafen möchte: Nationalspieler Arjen Robben.

Gänzlich frustriert hatte der Bayern-Profi nach dem dünnen 3:1 gegen Weißrussland gesagt: „Man kann sagen, dass es möglich ist, aber man muss realistisch sein.“ Er selbst würde den Rechenschieber „mal schön zu Hause“ lassen.

Robbens Nationaltrainer Advocaat fand wohl auch das ziemlich realitätsfern und sagte: „Das ist eine seltsame Antwort von Robben.“ Der 8:0-Sieg der Schweden sei auch nicht real gewesen: „Dann können wir auch 6:0 gewinnen. Sollten wir 7:0 gewinnen? Dann werden wir noch ein Tor machen.“

Über Advocaat lacht das Netz

Der Niederländer ist nach der verkorksten Qualifikation und seinem Schweden-Irrtum die Spottfigur im Internet. Es könnte aber noch schlimmer für ihn kommen: Sollte er den Alptraum in Amsterdam nicht abwenden können, dürfte Advocaat seinen Job los sein.

Um seine Stellung muss Weltstar Cristiano Ronaldo nach seinem 79. Länderspieltor zwar nicht bangen. Aber das 2:0 gegen Andorra besserte seine Laune keinesfalls. Ronaldo zittert weiterhin um seine WM-Teilnahme in Russland.

Verliert Europameister Portugal am Dienstag gegen die Schweizer, die Ungarn mit 5:2 besiegten, geht es für das Team von Fernando Santos in die Play-offs.

„Gott sei dank hat er getroffen“, jubelte Santos nach dem Sieg. „Ronaldo war entscheidend in dieser Partie. Er ist eben der beste Spieler der Welt“ – und könnte im Schreckensszenario der Portugiesen nicht bei der WM 2018 sein.

Gianluigi Buffon bleibt mit Italien schon jetzt nur der Umweg. „Wir dachten, auf einem höheren Niveau zu sein“, konstatierte Buffon nach dem 1:1 gegen Mazedonien, dem 103. der Weltrangliste. Vor dem Spiel am Montagabend gegen Albanien sind die Play-offs theoretisch nicht sicher. Buffon: „Jetzt müssen wir uns mit Stolz aus dieser Lage aufraffen. Wir brauchen eine psychologische Wende.“

Kroatien feuert Cheftrainer

Die hat Kroatien vor dem letzten Spiel am Montag in der Ukraine mit Gewalt herbeigeführt und Trainer Ante Cacic gefeuert. Zlatko Dalic soll mit Star Luka Modric von Real Madrid das Ticket für die Zusatzrunde buchen. Die direkte Qualifikation ist kaum möglich.

In den Status des Zuschauers ist Madrids Stürmer Gareth Bale verbannt. Eine Wadenzerrung zwingt den 28-Jährigen zur Pause. Wales wird er gegen Irland am Montag nur am Seitenrand mitfiebern. Bei einer Niederlage in Cardiff wäre der Traum von der ersten WM-Teilnahme seit 1958 geplatzt.