Belfast. . Der Weltmeister sucht einen geeigneten Standort für die WM in Russland. Vieles spricht für die Sotschi. Alternative wäre ein Hotel bei Moskau.

In Russland, während des erfolgreichen Confed-Cups mit dem Gewinn des Titels, hatte Joachim Löw in diesem Sommer ein liebgewonnenes und tägliches Ritual. Der 57-Jährige stand bereits in aller Herrgottsfrühe auf, schnürte seine Joggingschuhe, spazierte durch den Hotelausgang und lief die prächtige Promenade ab. „Dabei kann ich total abschalten“, berichtete er.

Wohngemeinschaften wie 2014

Manchmal legte der Bundestrainer einen Stop ein, weil Redakteure eines öffentlich-rechtlichen Senders im Garten saßen und Kaffee tranken. Löw gesellte sich gerne zu der Runde, ließ sich einen Espresso kredenzen und genoss den Blick auf das Schwarze Meer. Irgendwann ging er dann zu Oliver Bierhoff und beauftragte den Manager damit zu prüfen, ob dieser wunderbare Ort nicht das perfekte Hauptquartier für die deutsche Nationalmannschaft während der kommenden Weltmeisterschaft 2018 in Russland sein könnte.

Tatsächlich ist das Arfa-Park-Otel in Sotschi der Favorit für das deutsche Sommercamp. 23 luxuriöse Villen mit jeweils bis zu sieben Zimmern, selbstverständlich einen Außenpool und eine große Fitness-Oase bietet die Anlage. Löw könnte, wie bei der WM 2014 in Brasilien, als das deutsche Team auf einer Insel im Campo Bahia nahe des Badeortes Porto Seguro wohnte, Wohngemeinschaften bilden. In Sotschi soll, so weit sind die Planungen bereits gediehen, das nur wenige Meter entfernte Radisson-Blu-Hotel als Medienzentrum für die zahlreichen Journalisten dienen.

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Aber es gibt noch Probleme, die der Deutsche Fußball-Bund aus dem Weg räumen muss, um den Wunsch der Mannschaft und des Bundestrainers tatsächlich erfüllen zu können. Sotschi ist während der Fußball-Weltmeisterschaft, die vom 14. Juni bis zum 15. Juli 2018 dauert, einer der ausgewählten Spielorte. Die Promenade soll Teil einer Fanmeile werden. Besucher würden in diesem Fall dem deutschen Team zu nah kommen, befürchten die deutschen Organisatoren. Außerdem: In Sotschi gibt es für das Nationalteam noch keinen eigenen Trainingsplatz. Den müsste der DFB auf eigene Kosten anlegen lassen. Das allerdings, so ist zu vernehmen, sei ein Problem, das man spielend lösen könnte. Schließlich habe man auch Monate vor Beginn der WM 2014 einen eigenen Rasen-Experten nach Brasilien geschickt, der aus einem verwilderten Areal einen gepflegten Trainingsplatz zauberte.

Kürzere Wege, kürzere Flugzeiten

Alternativ hat der DFB bereits einen Hotelkomplex rund 50 Kilometer von Moskau geblockt. Der Vorteil der Anlage, die in Ramenskoje an einem kleinen See liegen soll, ist die zentrale Lage. Kurze Anreise zum Flughafen, kürzere Flugzeiten zu den Spielorten als von Sotschi aus. Dagegen spricht die ziemlich triste Umgebung, die für keine Wohlfühl-Atmosphäre sorgen würde. Genau das allerdings spiele in den Überlegungen der deutschen WM-Organisatoren und der sportlichen Leitung eine zentrale Rolle. Die WM in Brasilien habe eindrucksvoll bewiesen, wie wichtig die Auswahl des geeigneten Quartiers für den Erfolg sei. Das Campo Bahia sei das „beste Quartier aller Zeiten“ gewesen, schwärmte der damalige DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.

Am 1. Dezember findet im Kreml in Moskau die WM-Auslosung statt. Danach will sich der Weltmeister entscheiden, wo er sein Campo Russland aufschlägt.