Prag. Nach dem Fan-Eklat in Prag reagierte das DFB-Team umsichtig und richtig. Neben Mats Hummels tat sich Julian Brandt hervor. Ein Kommentar.

So ganz neu ist die Erkenntnis leider nicht: Jene Spiele in Ländern, in denen sich Randalierer, Krawallmacher, Störenfriede auf einfachere Weise Karten besorgen können, als in der deutschen Heimat, wo sie womöglich schon mit Stadionverboten belegt sind, nutzen diese Gelegenheiten immer wieder, um den Fußball für sich zu missbrauchen. Schon die Partie in Aserbaidschan zuletzt hatte zu erheblichen Teilen eine bedenkliche Klientel angezogen, die jedoch blieb dort eher unauffällig.

Nun war vor dem Spiel in Prag in der Stadt der Hitlergruß auf offener Straße und bei hellichtem Tage zu sehen. Passantinnen wurden beleidigt. Im Stadion kam es zu Nazi-Parolen. Beschämend und Besorgnis erregend ist das.

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Umso erfreulicher, wenn davon in diesem Zusammenhang die Rede sein kann, ist es, dass da eine Reihe junger Männer, deren Aufgabe es eigentlich nur ist, Fußball zu spielen, auf so umsichtige Weise reagierte und im wichtigen Augenblick richtige Entscheidungen traf: Sie verweigerten den Gang zu den Zuschauern und distanzierten sich in aller Deutlichkeit von all den Dümmlichkeiten, die da auf den Tribünen vor sich gingen.

Mats Hummels ist stets meinungsfreudig

Die Nationalmannschaft, häufig genug entpolitisiert, war in diesen Momenten gefordert, ein Vorbild gebendes Signal zu senden - und tat vor einem Millionen-Publikum genau dies. Niemand hatte sie auffordern müssen, niemand hatte sie leiten müssen.

Neben dem stets meinungsfreudigen und routinierten Mats Hummels ist vor allem Julian Brandt zu nennen, der die Dinge couragiert ansprach. Der Leverkusener ist 21 Jahre alt. Da darf man durchaus schon ein bisschen was an Verantwortungsbewusstsein voraussetzen, selbstverständlich ist seine Reaktion deshalb trotzdem noch lange nicht. Sie ist der Lichtblick an einem unschönen Abend.