Essen. . Ex-Profi Michael Ballack kritisiert im Interview Ousmane Dembélé für seinen Trainingstreik. Carlo Ancelotti prophezeit er eine schwierige Saison.

  • Ex-Profi Michael Ballack kritisiert im Interview Ousmane Dembélé für seinen Trainingstreik
  • Carlo Ancelotti prophezeit er eine schwierige Saison
  • Trotzdem glaubt der ehemalige Kapitän der Nationalmannschaft an den sechsten Titel der Bayern in Serie

Michael Ballack prägte ein Jahrzehnt lang den deutschen Fußball. Der ehemalige Kapitän der DFB-Elf lebt in der Nähe von München. Im Gespräch kritisiert der 40-Jährige die Begleiterscheinungen des Transfers von Ousmane Dembélé zum FC Barcelona und sieht harte Zeiten auf Bayern-Trainer Carlo Ancelotti zukommen.

Herr Ballack, der Dembélé-Transfer vom BVB nach Barcelona ist über die Bühne gegangen. Zuvor trat der Spieler in einen Streik. Wie sehen Sie sein Vorgehen?

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Michael Ballack: Es fällt schwer, dafür die richtigen Worte zu finden. Ich versuche es aber einmal: Sein Verhalten war moralisch unterstes Niveau, charakterlos, eine Unverschämtheit und respektlos. Natürlich ist im Fußball sehr viel Geld im Spiel. Aber gewisse Dinge gehören sich einfach nicht. Mir wäre es in meiner aktiven Karriere nie in den Sinn gekommen, nicht zur Arbeit zu erscheinen, sozusagen in einen Streik zu treten und meine Mitspieler im Stich zu lassen.

Ist die Lösung für alle Parteien die Beste?

Ballack: Die Dortmunder hatten doch gar keine andere Wahl. Was sollten sie denn machen? Sie konnten den Spieler ja nicht einfach vor die Tür setzen. Eine Resozialisierung Dembélés wäre außerdem sehr schwer geworden. Der Verkauf ist für alle die beste Lösung. Allerdings: Sportlich ist es eine Schwächung.

Dortmund kassiert bis zu 150 Millionen Euro. Sind solche Summen moralisch vertretbar?

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Ballack: Die Ablösesumme von 222 Millionen Euro für Neymar hat den Markt etwas in Wallung gebracht. Man darf aber nicht die Augen vor der Realität verschließen: Fußball ist auch zu einem Geschäft geworden, Fußballvereine sind Wirtschaftsunternehmen. Ich denke, dass es deshalb nichts Verwerfliches ist, für einen Spieler so viel Geld zu bezahlen. Der Kern des Spiels wird dadurch nicht angetastet. Es bleibt dabei, dass das Runde ins Eckige muss.

Kann der BVB ohne Dembélé im Rennen um den Meistertitel überhaupt noch eingreifen?

Ballack: Ich hatte Dortmund auf der Rechnung, ja. Aber die Voraussetzung war, dass Dembélé und Aubameyang beim BVB bleiben. Das sind zwei Spieler, die über enorme Qualitäten verfügen, die eine Mannschaft haben muss, die Meister werden will. Es wird sich jetzt zeigen, wie schnell der BVB den Demebélé-Verlust ersetzen kann.

Die Bayern haben ihre Dominanz verloren. Trainer Carlo Ancelotti steht unter Druck, mit Willy Sagnol wurde ihm ein Aufpasser auf die Bank gesetzt. Wie bewerten Sie das?

Ballack: Verwundert hat mich, dass Ancelotti am Tag der Sagnol-Vorstellung sagte, dass er lieber Philipp Lahm oder Xabi Alonso neben sich gehabt hätte. Da hat es offensichtlich zwischen dem Bayern-Vorstand und dem Trainer unterschiedliche Meinungen gegeben.

Ist Ancelottis Position beschädigt?

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Ballack: Ich kenne Carlo aus unserer gemeinsamen Zeit in Chelsea. Er ist ein netter Kerl und einwandfreier Mensch, der jetzt vielleicht Zugeständnisse gemacht hat und Entscheidungen gegen seinen Willen akzeptiert hat. Ich weiß aber nicht, ob er sich damit einen Gefallen getan hat.

Das macht es für ihn nicht einfacher…

Ballack: Es wird eine schwierige Saison für ihn, wenn er keine Stärke zeigt.

Trotz der Probleme und des Umbruchs glauben Sie an den sechsten Titel der Münchener in Folge. Warum?

Ballack: Sie sind jetzt fünfmal nacheinander Deutscher Meister geworden. Und mit jedem Jahr entfernen sie sich dank der immensen Einnahmen aus der Champions League und des Sponsorings immer mehr vom Rest der Liga. Diese Vormachtstellung der Bayern ist auf die nächsten Jahre fest zementiert.

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Schalkes Nationalspieler Leon Goretzka wird immer wieder mit Bayern München in Verbindung gebracht. Würden Sie ihm einen Wechsel raten?

Ballack: Goretzka hat alle Anlagen, die ein moderner Fußballer haben muss. Er ist läuferisch stark und torgefährlich. Er hat sowohl in der Offensive als auch in der Defensive Qualitäten. Er ist ein ziemlich kompletter Spieler.

Sollte er nun wechseln?

Ballack: Es geht darum, den richtigen Zeitpunkt auszuwählen, um den nächsten Schritt zu machen. Außerdem muss ein Klubwechsel nicht immer die bessere Wahl sein. Schalke hat schließlich auch hohe Ansprüche. Vielleicht kann der Klub Goretzka so viel bieten, dass der Spieler zum Schluss kommt, auf Schalke bleiben zu wollen.