München. Um das Halbfinale noch zu erreichen, braucht der Deutsche Meister am 18. April gegen Real Madrid einen Superabend von Robert Lewandowski.

Die taktisch klügste Entscheidung traf der FC Bayern am Mittwochabend nicht auf dem Rasen, sondern nach dem 1:2 (1:0) im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid im Bauch der Allianz-Arena. Wenn die Spieler, Trainer und Klubverantwortlichen den Kabinenbereich des Stadions verlassen, treten sie durch eine große Tür, hinter der sich der Weg zum Ausgang teilt. Es ist üblich, dass die Bayern-Spieler rechts herum gehen, wo dann die Journalisten zu Interviews warten, während den Gästen der linke Weg vorbehalten ist. Als Uli Hoeneß nach der Pleite gegen Real durch die Tür trat, orientierte er sich demonstrativ nach links. Das Signal des FC-Bayern-Präsidenten: Sprecht mich bloß nicht an. Und damit ist dann nach so einem Abend auch schon alles gesagt.

Neuer stark beschäftigt

Die Enttäuschung über die Heimniederlage gegen den Titelverteidiger war groß. Noch größer als die Zuversicht vor dem Spiel, ein gutes Resultat für das Rückspiel am Dienstag nach Ostern (18. April) erzielen zu können. “Wir haben noch Chancen, und um die werden wir spielen”, gab sich Trainer Carlo Ancelotti trotzig. Die Münchner verloren erstmals nach 16 Spielen in ihrer Arena, und hätte Torhüter Manuel Neuer nicht so exzellent gehalten, wäre es leicht die höchste Heimniederlage in der FCB-Königsklassengeschichte geworden. So bleibt das 0:4 gegen Madrid aus dem Halbfinal-Rückspiel im April 2014 der negative Rekord.

16 Torschüsse musste Weltmeister Neuer allein in der zweiten Halbzeit abwehren. Zweimal war er allerdings gegen Cristiano Ronaldo (47./77.) machtlos, der damit mal eben seine bisherige Torausbeute in der Champions League verdoppelte. Gegen ihn und vor allem Karim Benzema führte Neuer sozusagen ein Privatduell, weil bei den Bayern nach dem Seitenwechsel so gut wie alle Dämme brachen und nichts mehr funktionierte. “Wir können von Glück sagen, dass wir nicht noch mehr Tore kassiert haben”, sagte Neuer und erkannte darin die Chance, im Rückspiel vielleicht doch noch zu überraschen und weiterkommen zu können. Zu der Erkenntnis kam auch Philipp Lahm: “Manu hat uns absolut im Spiel gehalten.”

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Um aber in Madrid mindestens zwei Tore zu schießen, bedarf es der Rückkehr von Robert Lewandowski. So sehr den Torjäger die Schulter schmerzte, so schmerzlich wurde er in der Bayern-Offensive vermisst, die sich gerade mal drei Chancen selbst herausspielen konnte. Umso bitterer, dass 1:0-Torschütze Arturo Vidal (25.) unmittelbar vor dem Pausenpfiff einen unberechtigten Handelfmeter hoch über das von Keylor Navas gehütete Real-Tor jagte. Und auch das Fehlen von Mats Hummels machte sich arg bemerkbar in der Innenverteidigung, für die der am Mittwochabend im zweiten Durchgang einige Male indisponierte Javi Martinez wegen Gelb-Rot in der 61. Minute im Rückspiel gesperrt ist. “Wir haben noch sechs Tage, es ist möglich, dass beide wieder fit werden”, sagte Carlo Ancelotti.

Am Dienstag wird also entschieden, ob der FC Bayern ein sechstes Mal in Serie in das Halbfinale der Champions League einziehen kann. “Wir haben erst einmal gewonnen”, sagte Real-Trainer Zinedine Zidane. “Aber wir haben noch ein Rückspiel und können da noch leiden. Es ist noch lange nicht vorbei.” Ob Uli Hoeneß noch zuversichtlich ist, behielt er ja lieber für sich.

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