München. Jerome Boateng ersetzt beim FC Bayern gegen Real Madrid den verletzten Mats Hummels. Doch ist Boateng fit genug für die Champions League?

Auf Vollbeschäftigung war Jérôme Boateng in dieser Woche nicht eingestellt. Es sprach viel dafür, dass der Weltmeister in Diensten des Fußball-Bundesligisten FC Bayern München das Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Real Madrid am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF) nur von der Bank aus verfolgen würde. Trainer Carlo Ancelottis Gedankenspiele für die Innenverteidigung drehten sich viel mehr um Mats Hummels und Javi Martinez. Kein Wunder also, dass Boateng mit Blick auf einen arbeitsarmen Europapokalabend befand: „Sollte ich gegen Real auf der Bank sitzen, wäre ich nicht froh.“

Nun wird Boateng morgen aber doch nicht schmollen – was jedoch mehr dem Umstand geschuldet ist, dass Hummels verletzt passen muss, als dass Ancelotti seine Pläne für das Real-Spiel freiwillig umgeworfen hätte. Der Ausfall des früheren Kapitäns von Borussia Dortmund, der beim 4:1 gegen den Ex-Verein am Samstag 79 Minuten lang geschont wurde, sich im Training tags darauf aber das Sprunggelenk stauchte sowie eine Bänderverletzung im rechten Fuß zuzog, trifft den Rekordmeister hart. Es stellt sich die Frage, ob der lange verletzte Boateng den formstarken Hummels ersetzen kann.

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„Ganz gut“ habe der gebürtige Berliner sich am Samstag während der 90 Minuten gegen den BVB gefühlt, „ganz gut“ sei er im Spielrhythmus, erklärte Boateng, der erst seit einem Monat wieder spielt. Eine Operation am Brustmuskel hatte ihn zu einer Pause von 108 Tagen gezwungen. Es bleibt aber offen, ob seine etwas lapidare Einschätzung nach dem BVB-Spiel Carlo Ancelotti Vertrauen geben kann für das Königsklassen-Duell gegen den Titelverteidiger.

Für Kroos ist die Paarung ein Finale

Bedeutet also Boatengs langer Ausfall einen Vorteil für Real am Mittwoch? In einem Spiel, in dem Weltspitze auf Weltspitze trifft? Toni Kroos, 2014 von der Isar in die spanische Hauptstadt gewechselt, kennt beide Klubs – und den Stellenwert der Begegnung. „Diese Paarung könnte auch das Finale der Champions League sein“, sagt er. Und in diesen Sphären gilt, dass Winzigkeiten über den Erfolg entscheiden.

Das gilt gleichermaßen für die Münchener wie für die Madrilenen. Keine Frage, Hummels wird den Bayern fehlen. Aber Ancelotti kann einen Nationalspieler durch einen anderen ersetzen. Da erscheinen die Schwierigkeiten, die Real-Trainer Zinédine Zidane in der Verteidigung beheben muss, noch größer. Bei den Spaniern brechen zwei Eckpfeiler in der Innenverteidigung weg. Und es droht ein weiterer Ausfall.

Bayern-Schreck Sergio Ramos

Der Franzose Raphael Varane muss wegen einer Oberschenkelverletzung passen, Portugals Europameister Pepe zog sich im Stadtduell mit Atlético bei einem Zusammenprall mit Kroos einen Rippenbruch zu. Zudem ist der Einsatz des Rechtsverteidigers Daniel Carvajal, in der Saison 2012/2013 bei Bayer Leverkusen beschäftigt, fraglich. „Das ist sehr heftig, sehr hart“, sagt Sergio Ramos, neben dem Nacho Fernández im Abwehrzentrum auflaufen wird. Er reagiert darauf mit einer Kampfansage: „Wir müssen nach München gehen, um dort zu sterben.“

Das müssen die Bayern ernst nehmen: Das letzte Heimspiel gegen Madrid verloren sie mit 0:4. Zweifacher Torschütze im Halbfinal-Rückspiel 2014 war – Sergio Ramos. Mit seiner Gefährlichkeit bei Standards wird er dafür sorgen, dass Boateng genügend Beschäftigung finden wird am Mittwoch.