Baku. Joachim Löw vertraut Spielern auch, wenn sie beim Verein auf der Bank hocken. Diese Treue zeichnet die Nationalmannschaft aus. Ein Kommentar.
Das Wort Nibelungen-Treue ist im Zusammenhang mit Joachim Löw schon recht häufig verwendet worden. Es beschreibt eine bedingungslose, aber auch potenziell verhängnisvolle Treue. In den zurückliegenden Jahren tauchte dieses Wort immer wieder rund um den Bundestrainer auf, weil er auch Spieler zur Nationalmannschaft einlud, die in ihren Vereinen kaum spielten oder dort Probleme durchmachten. Lukas Podolski ist so ein Fall, Miroslav Klose war es auch mal, Per Mertesacker auch. Mit ihnen zusammen gewann er 2014 den WM-Titel und räumte die Zweifel an der Richtigkeit dieser Entscheidungen aus dem Weg, die ohnehin nie angebracht waren.
Denn macht es nicht einen Trainer aus, dass er sich ein Bild macht von einem Spieler? Dass er ihn für gut oder weniger gut befindet, dass er seine sonstigen Fähigkeiten bewertet und dann für sich festlegt, dass dieser oder jener Spieler wichtig für ihn ist: Als Führungsspieler, als Ergänzungsspieler, als Persönlichkeit? Und dass er sich aus all jenen, die er für gut befindet, eine eigene Mannschaft baut, die harmoniert: spielerisch, menschlich. Warum sollte es da eine überproportional große Rolle spielen, ob diejenigen im Verein spielen oder nicht? Löw hat eine klare Linie und verlässt diese nicht auf öffentlichen Druck hin. Das ist schon oft als Sturheit interpretiert worden und vielleicht stimmt das auch manchmal. Aber grundsätzlich ist an dieser Haltung mehr Richtiges als Falsches. Je mehr Zweifel es gibt, desto kompromissloser kann er sich als Fürsprecher positionieren. Neulich tat er das im Fall Mario Götze, nun auch in den Personalien Schürrle und Kimmich.
Allein mit Vereinsreservisten wird es schwer
Zugegeben: Spielpraxis, Rhythmus und Selbstvertrauen sind wichtige Komponenten. Allein mit Vereinsreservisten wird es schwer, höchste Ziele zu erreichen. Aber die Treue, die Löw zu Ausgewählten immer wieder beweist, zeichnet die Nationalmannschaft auf besondere Weise aus. Und den Bundestrainer damit auch.