Baku. Bundestrainer Joachim Löw hat André Schürrle in Baku gelobt. Er schätzt seine Fähigkeiten. Aber Schürrles Situation beim BVB ist nicht einfach.
- Bundestrainer Joachim Löw hat André Schürrle in Baku gelobt
- Er schätzt seine Fähigkeiten
- Aber Schürrles Situation beim BVB ist nicht einfach
Der Blick ist enorm. Vom Mannschaftshotel der deutschen Nationalspieler in Baku geht er auf gläserne Fassaden von Gebäuden, die teuer waren, weil sich Architekten besonders viel dabei gedacht haben. Ein Bauwerk der Stadt ist gar dem wehenden Kleid von Marilyn Monroe nachempfunden. Direkt vor der Haustür des deutschen Quartiers führt die Strecke entlang, die beim kommenden Formel-1-Rennen in der aserbaidschanischen Metropole befahren werden wird. Es ist also eigentlich ein guter Ort, um sich auf den Weg nach oben zu machen oder die Überholspur zu finden. Fraglich ist, ob es André Schürrle gelingen wird.
Der Nationalspieler von Borussia Dortmund steckt in einer unglücklichen Lage. Für rund 30 Millionen Euro wechselte er 26-Jährige im vergangenen Sommer vom VfL Wolfsburg zu Borussia Dortmund, was ihn in der schwarz-gelben Vereins-Historie als den teuersten Spieler aller Zeiten deklariert. Dafür kann er nichts. Aber mit den Millionen stiegen die Erwartungen. Und die hat er bislang bei weitem noch nicht erfüllt. Trainer Thomas Tuchel setzt kaum auf seinen ehemaligen Mainzer Musterschüler und hat ihn unlängst zum Ersatzmann eines Spielers gemacht, für den kein Ersatzmann benötigt wird. Torjäger Pierre-Emerick Abameyang ist nie verletzt, spielt eigentlich immer und trifft meistens auch. Und Schürrle, der auch im Mittelfeld zu Hause ist, sitzt deswegen viel auf der Bank. Die Reise zur Nationalmannschaft dürfte da eine erfreuliche Abwechslung sein. Auch deshalb, weil Bundestrainer Joachim Löw die Angewohnheit hat, seine einmal Auserwählten nicht in Zweifel zu ziehen, wenn sie mal weniger verlässlich zu funktionieren scheinen.
Löw: Schürrle hat sehr, sehr gute Fähigkeiten
"Seine Situation in Dortmund ist für ihn und für uns vielleicht gerade nicht ganz zufriedenstellend. Aber ich habe in dieser Woche bei uns im Training mal wieder festgestellt, welche sehr, sehr guten Fähigkeiten der André hat. Er hat die Dynamik, die Torgefahr, ist im Abschluss effizient und hat mir körperlich einen sehr austrainierten und fitten Eindruck gemacht", sagte Löw einen Tag vor dem WM-Qualifikationsspiel der deutschen Mannschaft in Aserbaidschan (Sonntag, 18 Uhr / RTL live). Der Bundestrainer ist bekannt dafür, dass er eine beachtliche Treue zu Spielern entwickeln kann, wenn er ihre besonderen Fähigkeiten einmal für sich entdeckt hat. "Ich weiß schon, was manche für Möglichkeiten haben und wenn ich davon überzeugt bin, dann bin ich bereit, sie auch durch Situationen zu führen, in denen sie im Verein Probleme haben oder nicht regelmäßig spielen", sagt er. Streicheleinheit für Schürrle, den Löw zudem für seine Motivation und seinen Leistungswillen lobt.
Gomez wird in der Startelf stehen
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Schürrle im Nationalteam ebenfalls keinen leichten Stand hat. Auf seiner erklärten Lieblingsposition im Sturm wird am Sonntag Mario Gomez in der Startelf stehen. Auf Schürrles einst angestammtem Platz im linken offensiven Mittelfeld, der Position, aus der er den entscheidenden Treffer im WM-Finale 2014 vorbereitete, hat Löw mittlerweile mit Julian Draxler die scheinbar bessere Lösung gefunden. Schürrle hat bereits 56 Länderspiele bestritten und 20 Tore erzielt. Ein beachtlicher Wert. Doch zu den meisten seiner Einsätze kam er als Einwechselspieler. So wie im WM-Finale. Das ist womöglich die Spezialqualität, die Löw bei dem Dortmunder vor allem sieht: er braucht keine Anlaufzeit, ist sofort drin im Spiel und damit immer eine Option. Vielleicht ja auch gegen Aserbaidschan.