Barcelona. Deniz Aytekin stand beim historischen Spiel in Barcelona mit im Mittelpunkt. Der deutsche Schiedsrichter spielte eine unrühmliche Rolle.
Die Zeitungslektüre auf der Rückreise war für Unternehmensberater Deniz Aytekin alles andere als ratsam. Denn der Schiedsrichter aus Oberasbach - darin waren sich die spanischen und französischen Blätter einig - spielte eine unrühmliche Rolle beim historischen 6:1 (2:0) des FC Barcelona im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Paris St. Germain.
"Paris wurde vom Schiedsrichter schwer benachteiligt", schrieb die spanische Sportzeitung Marca. Die Konkurrenz von AS ging sogar noch härter mit dem fränkischen Fifa-Referee ins Gericht: "Der deutsche Heim-Schiedsrichter war entscheidend. Aytekin sah zwei Elfmeter für Paris nicht - und pfiff einen fragwürdigen an Luis Suárez." Für die französische L'Equipe war klar, dass die Pariser "vehement auf den Schiedsrichter schimpfen und Skandal rufen könnten".
Aytekins Leistung schlägt hohe Wellen
Doch nicht nur in Spanien und Frankreich, sondern auch am anderen Ende Europas schlug die Leistung des 38-Jährigen und seiner fünf deutschen Assistenten (Guido Kleve, Markus Häcker, Mike Pickel, Daniel Siebert und Benjamin Brand) hohe Wellen.
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"Das ist besorgniserregend für den Fußball", wetterte der norwegische Nationaltrainer Lars Lagerbäck als TV-Experte in seinem Heimatland Schweden: "Warum haben wir Torrichter, wenn die in diesem Fall nicht eingreifen? Sie haben den Schiri doch auch darauf aufmerksam gemacht, dass der erste Elfer richtig ist. Also hätten sie ihn auch darauf aufmerksam machen müssen, dass der zweite Elfer keiner war. Es ist unprofessionell, Spiele auf diese Weise zu entscheiden."
Zwei Elfmeter für den FC Barcelona
Lagerbäck bezog sich auf zwei entscheidende Szenen: Nachdem Barcelonas Stürmerstar Neymar im Pariser Strafraum über Thomas Meunier stürzte, entschied Aytekin nach Diskussion mit dem Torrichter auf Elfmeter - den Messi verwandelte (50.). Kurz vor Schluss zeigte der Unparteiische erneut auf den Punkt - zu Unrecht. PSG-Verteidiger Marquinhos hatte die Schulter von Suárez nur leicht berührt, doch der Uruguayer fiel theatralisch - und Aytekin darauf rein. Neymar verwandelte sicher (91.).
Trotz der Fehlentscheidung zeigte PSG-Kapitän Thiago Silva mit Blick auf die Rolle Aytekins beim bitteren Aus der Franzosen nach dem 4:0 im Hinspiel Größe. "Es gab kein Foul an Suarez, und wir hätten zuvor einen Elfmeter bekommen müssen", sagte der Brasilianer: "Doch wir dürfen nicht dem Schiedsrichter die Schuld geben. Wir waren es, die versagt haben."
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So viel Rücksicht auf Aytekin nahmen einige Bundesliga-Trainer in der Vergangenheit nicht immer. So hatten Bruno Labbadia und Thomas Schaaf den Franken in den vergangenen Jahren nach fragwürdigen Strafstoß-Entscheidungen eindeutig als den Schuldigen für Niederlagen identifiziert. (sid)