Köln. . Der Trainer des 1. FC Köln, Peter Stöger, spricht über die erstaunliche Entwicklung seiner Mannschaft - und den Gegner BVB. Das Interview.
Der 1. FC Köln spielt in der Bundesliga eine außerordentlich gute Rolle. Doch vor dem Spiel an diesem Samstag gegen Borussia Dortmund (15.30 Uhr/Sky) plagen Cheftrainer Peter Stöger Verletzungssorgen. Insbesondere der Ausfall von Marcel Risse, der sich am vergangenen Spieltag in Hoffenheim einen Kreuzbandriss zuzog, trifft die Domstädter hart. Im Interview spricht Stöger über den kommenden Gegner, eventuelle Transfers und die Erwartungshaltung der FC-Fans.
Herr Stöger, für Ihre Mannschaft ist der Start in die Saison gut gelaufen. Was hat sie bisher besonders gut und richtig gemacht?
Peter Stöger: Ich glaube, sie ist ein bisschen abgebrühter geworden. Wir sind ein Stück weit effizienter geworden in manchen Spielen. Das hat uns gut getan. Man merkt die kleinen Entwicklungsschritte, die die Jungs gemacht haben. Es war in der ersten Saison nach dem Bundesliga-Aufstieg richtig schwierig, mit der Qualität umzugehen, die auf uns zugekommen ist. Im zweiten Jahr ist es besser gewesen, im dritten Jahr haben wir es wieder etwas verbessert. Wir haben gelernt, mit der Situation im eigenen Stadion, wo viel von uns erwartet wird, positiver umzugehen.
Die FC-Fans haben nach dem guten Start schon über eine Qualifikation für das internationale Geschäft gesprochen. Hat Sie das amüsiert?
Peter Stöger: Das lassen wir so laufen. Der Klub ist in den letzten 20 Jahren nicht wirklich permanent von positiven Meldungen überhäuft worden. Die Menschen in dieser Stadt haben aber immer zu dem Verein gestanden. Wir träumen von Montag bis Freitag davon, das Maximale herauszuholen, die Fans träumen vom Europapokal. Wir haben mittlerweile kein Problem mehr damit. Weil ich glaube, sie wünschen sich, dass es irgendwann passiert. Aber sie verlangen es nicht. Das ist ein gravierender Unterschied.
Auf Borussia Dortmund müssten Sie sich eigentlich freuen. Gegen den BVB haben Sie bisher noch nie verloren.
Peter Stöger: Gegen Hoffenheim hatten wir bis zum vergangenen Samstag auch neun Mal in Folge nicht verloren (lacht). Die Statistik ist das eine. Die ist für jeden Journalisten, für jeden Fan auf Knopfdruck bereit. Aber ich beschäftige mich damit relativ wenig.
Wie nehmen Sie den BVB in dieser Saison wahr?
Peter Stöger: Ich finde, das ist eine außergewöhnlich gute Mannschaft. Sie sind vielleicht mit sich selbst nicht so ganz zufrieden. Zumindest hat man von außen den Eindruck. Ich sehe da, auch mit den Spielern, die sie geholt haben, unglaubliches spielerisches Potenzial. Auf lange Sicht haben sie das sehr gut gemacht. Ich glaube, dass der BVB am Ende ganz vorne mit dabei ist.
Momentan steht Borussia Dortmund nicht ganz vorne. Wo sehen Sie die Gründe dafür und wo die Schwachstellen?
Peter Stöger: Ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass es eine Schwachstelle gibt, wegen der sie das eine oder andere Spiel nicht gewonnen haben. Ich glaube, dass sich die Struktur in der Mannschaft verändert hat. Es sind arrivierte Spieler weggegangen und junge dazugekommen. Ich glaube, dass es normal ist, dass nicht immer alles hundertprozentig funktionieren kann.
Sie haben beim FC den Kader kaum verändert und bewusst klein gehalten. Wird das jetzt aufgrund der Verletzungssituation zum Stolperstein?
Peter Stöger: Unser Kader ist soweit groß genug, dass wir unsere Trainingsreize und Ideen umsetzen können. Es ist uns jetzt leider passiert, so etwas haben wir noch nie gehabt. Und immer noch haben wir genug Spieler, so dass wir von verschiedenen Spielideen sprechen können. Das reicht für uns schon. Die Transfers, die wir machen, müssen wirtschaftlich, sportlich und charakterlich zu uns passen.
Aufgrund der Verletzungen müssen Sie im Winter allerdings investieren. Wie schwierig wird das?
Peter Stöger: Es ist grundsätzlich schwierig, im Winter vielleicht noch ein wenig schwieriger. Aber es gibt auch Spieler, die wir im Sommer holen und von denen wir überzeugt sind, dass sie zu uns passen, und es klappt ganz einfach nicht, weil verschiedene Dinge nicht zu erfüllen sind. Unsere Aufgabe ist, das ganze Jahr über zu schauen, wo Spieler sind, die unser Anforderungsprofil abdecken können. Wir haben in den letzten Jahren mit unseren kleinen Schritten den Kader immer verbessert. Wir werden im Winter nichts machen nur um der Sache willen.
Ihre Sichtweise ist relativ entspannt. Auch nach den jeweiligen Verletzungen Ihrer Leistungsträger wirkten Sie relativ gelassen. Woher nehmen Sie das?
Peter Stöger: Gelassen bin ich als Fußballtrainer. Als Mensch bin ich da nicht so ganz gelassen. Wenn man die Jungs in der Reha arbeiten sieht, dann weiß man, dass das eine Scheiß-Situation ist. Als Fußballtrainer habe ich aber die Aufgabe, aus den vorhandenen Möglichkeiten das Beste zu machen. Wenn man auf einem einstelligen Tabellenplatz steht, dann ist das Gefühl groß, dass die Jungs relativ viel richtig machen. Jetzt kommen andere Jungs zum Einsatz, und wir trauen ihnen zu, dass sie es schaffen.