Madrid/Dortmund. . Nach dem Champions-League-Gruppensieg erhöht BVB-Sportdirektor Zorc den Druck. Seine Spieler sollen auch in der Bundesliga Topleistungen liefern.
- Borussia Dortmund stellt in Madrid einen Rekord auf
- Nach dem Champions-League-Gruppensieg erhöht BVB-Sportdirektor Zorc den Druck
- Seine Spieler sollen auch in der Bundesliga Topleistungen liefern
Es war nicht mehr viel zu spüren von Feierlaune bei Michael Zorc, als er am Donnerstagmittag am Gepäckband des Dortmunder Flughafens auf seinen Koffer wartete. Natürlich lobte der Sportdirektor von Borussia Dortmund den Auftritt vom Abend zuvor: jenes 2:2 bei Real Madrid, das dem BVB den Gruppensieg sicherte. Doch dabei beließ es Zorc nicht: „Es geht jetzt um die Bundesliga, da hängen wir noch den einen oder anderen Punkt hinterher“, mahnte er. „Und darum müssen wir bis Weihnachten Topleistungen bringen, um dranzubleiben.“ Und auf die Frage, ob Erlebnisse wie in Madrid dafür Rückenwind geben könnten, beschied er knapp: „Das interessiert mich jetzt nicht so sehr, weil wir einfach in der Bundesliga liefern müssen.“
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Es war eine Botschaft, die sich vor allem an die eigene Belegschaft richtete. Die hatte das Estadio Santiago Bernabeu in der Nacht zuvor geradezu beseelt verlassen. 22 Tore in der Gruppenphase hatte noch nie eine Mannschaft erzielt. Einen 0:2-Rückstand bei Real Madrid noch auszugleichen, war seit vierzehn Jahren niemandem mehr gelungen. Doch Pierre-Emerick Aubameyang und der eingewechselte Marco Reus kurz vor Schluss egalisierten die beiden Treffer von Karim Benzema.
Spanische Presse feiert Aubameyang
In Madrid war man begeistert vom stürmischen Auftritt der jungen Dortmunder: „Die Borussia ist mit ihrem offensiven Fußball ein Geschenk für die Augen, geschmückt mit jungen Talenten, einem analytischen Trainer und Aubameyang“, jubelte die Sportzeitung AS. Der Stürmer war ohnehin das beherrschende Thema unter den spanischen Journalisten. Sein Treffer und die Vorlage für Reus wurden allgemein als Bewerbungsshow interpretiert – dass Aubameyang einmal für Real spielen will, ist kein Geheimnis.
Doch auch Julian Weigl musste die Frage beantworten, ob er das schwarz-gelbe bald gegen ein weißes Trikot eintauschen werde („I’m happy in Dortmund“) und auch Trainer Thomas Tuchel gilt als heißer Nachfolgekandidat, wenn es mit Zinedine Zidane einmal nicht mehr weitergehen sollte. Die rauschhaften Auftritte in der Königsklasse haben Eindruck hinterlassen. „Wir haben uns Respekt erarbeitet und erspielt“, sagt Zorc.
Dass der BVB im Ligaalltag derzeit auch viel Ausschuss produziert und oft seltsam unfertig wirkt, dass auch Tuchel Fehler macht und nicht immer souverän wirkt, wird im Ausland weniger registriert. Auch in Madrid war nicht alles perfekt, wackelte vor allem die Abwehr, die sich mehrfach beim überragenden Torwartroutinier Roman Weidenfeller bedanken musste. Doch mit einer starken Willensleistung konnten die Borussen die Partie umbiegen.
Auf den Rausch folgt der Kater
In der Liga gelingt das zu selten und im Klub wird aufmerksam registriert, dass die Wankelmütigkeit abhängig vom jeweiligen Wettbewerb ist: In der Königsklasse gab es kaum Ausreißer nach unten, dafür viele nach oben. Doch allzu oft folgte auf den Rausch der Kater: Dem ersten Spiel gegen Real folgte ein 0:2 in Leverkusen, dem Sieg in Lissabon ein 3:3 in Ingolstadt dem 8:4 gegen Warschau ein 1:2 in Frankfurt.
Für Trainer Tuchel ist es die erste Champions-League-Saison, für viele seiner Spieler auch. Das reibungslose Umschalten zwischen Madrid und Mainz muss diese junge Mannschaft noch lernen. Alle drei Tage Topleistungen zu bringen, ist vor allem mental fordernd. Deswegen erhöht Sportdirektor Zorc nun den Druck. Ob das Erfolg hat, wird sich schon am Samstag zeigen: Dann geht es für den BVB zum 1. FC Köln (15.30/Sky).