Leverkusen. Der starke Auftritt von Mesut Özil stand beim 2:0-Erfolg der Nationalmannschaft im Test-Länderspiel gegen Südafrika im Blickpunkt. Der frühere Schalker erzielte in seinem ersten Länderspiel von Beginn an gleich ein Tor.
Bei der deutschen Nationalmannschaft muss man derzeit mit wenigen Szenen zufrieden sein, um zu erkennen, welches Potenzial vielleicht doch in der Mannschaft steckt. Eine dieser Szenen spielte sich am Samstagabend in der 77. Minute ab: Nach einer schnellen und direkten Kombination über die eingewechselten Spieler Lukas Podolski und Miroslav Klose stand Mesut Özil völlig frei vor dem Tor und schloss gekonnt zum 2:0 ab – bei diesem Spielzug ging einem das Herz auf. Leider blieben solche Szenen jedoch die Ausnahme im Test-Länderspiel der DFB-Elf gegen Südafrika. Und der 2:0-Sieg nach Toren von Mario Gomez (36.) und eben Özils erstem Länderspiel-Tor war gerade eben so das Mindeste, was man von der deutschen Nationalmannschaft erwarten durfte. Schließlich stehen nun die entscheidenden WM-Qualifikationsspiele an. Das nächste am Mittwoch in Hannover gegen Aserbaidschan.
Der Bundestrainer war jedoch zufrieden mit dem Spiel: "Das war ein Auftakt für die ganz entscheidenden Wochen. Deswegen war es wichtig, dass wir ein Signal setzen nach den zuletzt nicht so zufriedenstellenden Spielen." Die Mannschaft, so Löw, habe das umgesetzt, was man sich zuvor im Training erarbeitet hatte.
Joachim Löw nutzte das Spiel gegen Südafrika für Experimente. Er hatte mit Mario Gomez nur einen zentralen Stürmer aufgeboten, doch das sollte mitnichten eine defensive Ausrichtung sein, weil der Bayern-Angreifer von gleich drei Offensivspielern dahinter unterstützt wurde. Bastian Schweinsteiger (rechts) und Marko Marin (links) waren verkappte Außenstürmer und in der Mitte gab Mesut Özil den Regisseur. Eine große Herausforderung für den 20-Jährigen in seinem ersten Länderspiel von Beginn an.
Opfer des Systemwechsels war zunächst Miroslav Klose, der in der ersten Halbzeit wie zuletzt bei den Bayern nur auf der Bank saß, dann aber eingewechselt wurde. Gleiches galt für Lukas Podolski. Auch in der Abwehr gab es eine Umbesetzung: Arne Friedrich bekam seine von Löw seit langer Zeit angekündigte Chance in der Innenverteidigung, für ihn blieb Per Mertesacker draußen.
Löw wollte mit dem Spiel über die Flügel die Abwehr der Südafrikaner knacken, die sich einen Spaß daraus machten, zum Teil mit sieben oder acht Spielern ihren Strafraum zu bewachen. Und das klappte aus Sicht des kommenden WM-Gastgebers zunächst gut, denn die deutsche Elf tat sich überaus schwer. Es fehlten die Überraschungsmomente im Spielaufbau und es mangelte auch am Tempo, obwohl Löw doch zuvor eine Steigerung gegenüber den letzten Auftritten versprochen hatte. Dabei hatte es mit Özils feinem Zuspiel auf Gomez in der siebten Minute eigentlich sogar gut begonnen, aber der Mittelstürmer setzte den Ball übers Tor. Zuvor war bereits Marin an Torwart Rowen Fernandez gescheitert, der bei Arminia Bielefeld nur die Nummer zwei ist. Mit dem früheren Dortmunder Steven Pienaar hatten die Südafrikaner daneben noch einen zweiten aus der Bundesliga bekannten Spieler aufgeboten. Der Mann vom FC Everton machte gar kein schlechtes Spiel.
Letztlich war es jedoch in der ersten Halbzeit eine eher lahme und wenig stimmungsvolle Veranstaltung in der neu eröffneten schicken BayArena. Der deutschen Elf fiel gegen den Abwehrriegel der Südafrikaner wenig ein, was am wenigsten an Özil lag, der sich in der Rolle des Regisseurs merklich mühte. Es war kein Zufall, dass der Bremer auch das Führungstor in der 36. Minute durch Gomez einleitete.
Ballack hatte sich, nach Özils Zuspiel, auf der linke Seite davongeschlichen und in der Mitte Gomez bedient, der den Ball nur noch zum 1:0 über die Linie drücken musste. Fast im Gegenzug musste Torwart Rene Adler nach einem Kopfball eine starke Parade zeigen – mehr gab es in der ersten Halbzeit nicht zu erwähnen. Nur gut, dass die südafrikanischen Fans mit ihren Vuvuzela-Tröten wenigstens für ein bisschen Stimmung sorgten.
In der Halbzeitpause tauschte Löw aus – allerdings nur das Personal, und nicht das System. Er brachte mit Klose (für Gomez) und Podolski (für den zu überhastet spielenden Marin) zwei neue Offensivspieler und mit dem Schalker Westermann (für Tasci) einen neuen Verteidiger. Später feierte auch noch U21-Kapitän Sami Khedira sein Debüt in der A-Elf.
Viel besser wurde es in der zweiten Halbzeit freilich zunächst nicht. Zwar machten die deutschen Spieler Druck, kamen aber nur selten gut zum Abschluss. Schweinsteiger zögerte nach Kloses gutem Zuspiel zu lange (58.), und Ballacks Kopfball nach Özils Ecke klatschte gegen die Latte (65.). Im Gegenzug musste wieder Adler retten – der Leverkusener Torwart machte seine Sache insgesamt gut. Doch dann gab es in der 77. Minute ja noch Özils klasse herausgespieltes Tor zum 2:0.
Özil war insgesamt auch bester deutscher Spieler. "Ich bin glücklich, dass wir gewonnen haben. Es war nicht leicht, aber wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht", sagte der Mann des Tages und meinte bescheiden zu seiner eigenen Leistung: "Ich wollte der Mannschaft helfen. Mannschaft und Trainerstab standen hinter mir". Neben Özil kniete sich auch Klose nach seiner Einwechslung enorm herein und verdiente sich eine gute Note.