Frankfurt. Bundestrainer Joachim Löw hat Stürmer Max Kruse vom VfL Wolfsburg nach dessen Eskapaden aus dem Aufgebot der Fußball-Nationalmannschaft gestrichen.
- Bundestrainer Joachim Löw hat Stürmer Max Kruse aus dem Aufgebot der Nationalelf gestrichen.
- Grund für den Ausschluss seien die Eskapaden des Stürmers vom VfL Wolfsburg.
- Auch Klubboss Klaus Allofs ermahnt Kruse öffentlich.
Joachim Löw hat genug von Max Kruses Eskapaden abseits des Fußball-Platzes. Der Bundestrainer greift vor dem Länderspiel-Start ins EM-Jahr hart durch und verbannt den Wolfsburger Max Kruse zunächst aus der deutschen Nationalmannschaft. "Max hat sich zum wiederholten Male unprofessionell verhalten. Das akzeptiere ich nicht", erklärte der Bundestrainer und strich den 28 Jahre alten Stürmer aus seinem Aufgebot für die Test-Länderspiele gegen England und Italien. Kruse war erneut im Nachtleben aufgefallen. "Ich möchte Spieler, die sich auf den Fußball und die EM konzentrieren, auch zwischen den Spielen", betonte der DFB-Chefcoach am Montag.
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Sein großes Ziel für 2016 will sich der Weltmeister-Coach nicht vom Fehlverhalten einzelner Spieler in Gefahr bringen lassen. "Es ist sehr wichtig, dass wir da ein paar Dinge aufzeigen", sagte Löw. "Die Europameisterschaft im Sommer wirft ihre Schatten voraus, dort haben wir mit der Nationalmannschaft große Ziele." Dafür brauche er Spieler, die fokussiert und konzentriert sind, "sich auch ihrer Vorbildrolle bewusst sind". Kruse sei mehrfach dieser Rolle nicht gerecht geworden. Die EM-Chance für ihn geht gegen Null.
Der 14-malige Nationalstürmer Kruse hatte seinen 28. Geburtstag am Samstagabend in einem Berliner Club gefeiert. Wie Kruse in der "Bild"-Zeitung (Montag) erklärte, sei er auf der Feier mehrfach ungefragt fotografiert worden. Danach habe er einer Frau, die sich als Journalistin entpuppte, das Handy weggenommen und die Fotos gelöscht, so die Zeitung. "Natürlich war ich irgendwann genervt und habe dann vielleicht unpassend reagiert", wurde Kruse zitiert.
Auch Großkreutz und Kuranyi wurden von Löw gerügt
"Schon vergangene Woche habe ich Max Kruse klar gesagt, was ich von ihm erwarte, sowohl auf als auch neben dem Platz", berichtete Löw.
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Der 56-Jährige hat in seiner bereits mehr als neunjährigen Zeit als Chefcoach dem Teamgedanken und dem sozialen Verhalten immer einen hohen Stellenwert eingeräumt. Am deutlichsten hatte das bisher im Oktober 2008 Kevin Kuranyi zu spüren bekommen. Als der beim WM-Qualifikationsspiel in Dortmund gegen Russland nur auf der Tribüne saß und zur Halbzeit ungenehmigt nach Hause fuhr, war Kuranyis DFB-Karriere beendet.
Vor der WM 2014 rüffelte der Bundestrainer Kevin Großkreutz, nachdem sich der Dortmunder auf der DFB-Pokal-Feier des BVB daneben benommen hatte. Auf einen Ausschluss hatte Löw zwar verzichtet, nach dem WM-Titel in Brasilien aber spielte Großkreutz keine Rolle mehr.
Auch Allofs rügt Kruse
Im Fall Kruse informierte sich der Bundestrainer bei seinem Wolfsburger Kollegen Dieter Hecking. Teammanager Oliver Bierhoff sprach mit VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs, der Kruse auch von Vereinsseite zur Besserung mahnt. "Vor dem Aus steht er unmittelbar nicht, aber er steht natürlich absolut auf dem Prüfstand", sagte der Wölfe-Sportchef der Deutschen Presse-Agentur am Montag, "Irgendwann geraten wir in ein Fahrwasser, in dem es keine Grauzonen mehr gibt. Dann gibt es nur noch schwarz und weiß. Wir erwarten ganz klar, dass er einsieht, welche Fehler er gemacht hat. Er muss sich professioneller verhalten."
Kruses Suspendierung im DFB-Team betrifft zunächst die beiden bevorstehenden "Klassiker" am Ostersamstag in Berlin gegen England und drei Tage später in München gegen die Squadra Azzurra, teilte der DFB mit. Kruses Rückkehr schon zur EM aber ist derzeit schwer vorstellbar.
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Der DFB-Chefcoach will nach dem Treffpunkt der nun noch 26 Spieler mit Neuling Jonathan Tah von Bayer Leverkusen am Dienstagmittag in Berlin den EM-Kandidaten nochmals erläutern, "was wir erwarten in den letzten zwei Monaten vor der Nominierung". Auch deshalb hat er sich für einen ungewöhnlichen Mammutkader entschieden. "Es ist für den Bundestrainer die letzte Möglichkeit vor der Nominierung seines EM-Kaders, den einen oder anderen Spieler intensiv zu beobachten", sagte Teammanager Oliver Bierhoff.
Fehlverhalten wie das von Kruse wird er in den verbleibenden Wochen bis zur EM-Endrunde vom 10. Juni bis 10. Juli in Frankreich nicht dulden, machte der Bundestrainer mit der Suspendierung klar.
Reus und Hummels wirken mental müde
Sportlich wird die Vorbereitung auf den Fußball-Klassiker gegen England mit dem ersten nichtöffentlichen Training am Dienstagnachmittag beginnen. Löw wird die Belastung vor dem Anpfiff am Samstag (20.45 Uhr/ Live bei uns im Ticker) im Olympiastadion dosieren. Denn viele der Spieler haben mit ihren Clubs anstrengende Wochen hinter sich.
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"Die Nationalspieler bekommen auch die Möglichkeit, durch einen Tapetenwechsel zu regenerieren", sagte Dortmunds Trainer Thomas Tuchel nach dem 3:1-Sieg des BVB in Augsburg. Dortmunder Stars wie Marco Reus oder Mats Hummels wirken überspielt und auch mental müde. "Die Spieler, die international bei den Spitzenklubs im Einsatz sind, werden noch zusätzlich gefordert. Darauf muss man als Bundestrainer auch immer ein Augenmerk legen", bemerkte Löw. (dpa)