Essen. Ligaspiele an den Festtagen haben in England eine lange Tradition. Auch in Deutschland könnte bald an Weihnachten gekickt werden. Ein Kommentar.
Das schnelle Umschaltspiel ist nicht nur eine Stärke der Teams von Jürgen Klopp. Der frühere BVB-Coach hat es auch selbst verinnerlicht. So freute er sich über den 1:0-Sieg seines neuen Klubs FC Liverpool gegen Spitzenreiter Leicester City besonders, weil an Weihnachten aus seiner Sicht die ganze Welt auf die Premier League schaue. Vor zwei Jahren hatte Klopp in einem Weihnachts-Interview noch davon geschwärmt, wie schön es doch sei, dass an diesen Tagen „die ganze Welt stillsteht – selbst im Fußball. Man kann komplett loslassen.“
Inzwischen auf der Insel gelandet, sieht sich Klopp über Weihnachten jedoch auch wieder als Trainer gefordert. Ist es doch in Großbritannien seit 1889 Tradition, Liga-Fußball auch am „Boxing Day“ zu spielen, wie der zweite Weihnachtstag in Anlehnung an den Brauch genannt wird, Bedienstete und Bedürftige mit Geschenk-Boxen zu erfreuen.
Neue Spielplan-Modelle
Was hierzulande als irritierend bis verstörend empfunden wird, nämlich Weihnachts-Fußball, übt auf viele Briten eine geradezu magische Anziehungskraft aus. Die ursprüngliche Idee war, durch eine dem Tag angemessene Rahmenhandlung (Weihnachtsliedersingen) auch Menschen in die Stadien zu locken, die mit Fußball noch nicht viel im Sinn hatten. Mittlerweile hat sich der Boxing-Day zu einer lukrativen Einnahmequelle der fünf höchsten englischen Ligen und zum Quoten-Renner für die übertragenden Bezahlsender entwickelt.
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Da kann es nicht verwundern, dass die Bundesliga längst neidisch über den großen Teich blickt. Vergleichbar hohe Einnahmen aus TV-Verträgen wie die Premier League dürften freilich nur mit neuen Spielplan-Modellen zu erzielen sein. Deshalb geht es vermutlich schon gar nicht mehr darum, ob auch die Bundesliga demnächst über Weihnachten spielen wird – sondern allenfalls noch darum, ab wann.
Eine andere Frage ist, ob dies für die Fußballfans ein Geschenk des Himmels wäre ...