Barsinghausen. Nach dem Terror in Paris und der Nacht im Stadion hofft Bundestrainer Joachim Löw im Spiel gegen Holland auf ein Zeichen für Freiheit und Demokratie.
Joachim Löw wünscht sich das Testspiel gegen die Niederlande als "klare Botschaft und klares Symbol für die Freiheit und die Demokratie". Das sagte der sichtlich bewegte Chefcoach der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Montag bei einer Pressekonferenz in Barsinghausen bei Hannover. Nach den Terrorattacken in Paris mit mehr als 120 Toten wolle man "Verbundenheit, Mitgefühl, Trauer und Solidarität für unsere französischen Freunde nicht nur in Frankreich, sondern in ganz Europa und auf der ganzen Welt demonstrieren", betonte der Bundestrainer.
Nachdem die rund 80-köpfige deutsche Delegation nach den Angriffen auch am Stade de France die Nacht von Freitag auf Samstag in den Katakomben des Stadions verbracht hatte, wollte Löw nach eigenen Worten zunächst die Partie gegen die Niederlande an diesem Dienstag (20.45 Uhr/ live in unserem Ticker) absagen. "Am Morgen danach hatte ich das Gefühl, dass das Spiel nicht stattfinden kann und soll", berichtete Löw. Nach langen Gesprächen und Beratungen sei dann aber am Sonntagmorgen "für alle klar gewesen, dass das Spiel stattfinden soll und muss".
Sicherheitsmaßnahmen verschärft
Sportlich misst der Weltmeister-Coach der Begegnung mit dem WM-Dritten kaum Bedeutung bei. Er wünsche sich, dass die sportliche Rivalität in den Hintergrund rücke und dass "dieses Spiel stattfindet mit ganz anderen Werten und für andere Werte. Wenn wir das Spiel so verstehen, haben wir unabhängig vom Ergebnis gewonnen."
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Die Sicherheitsvorkehrungen wurden nicht nur wegen des Besuchs von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Vize-Kanzler Sigmar Gabriel (SPD) und einiger anderer Bundesminister verschärft. "Wir haben die Sicherheitsmaßnahmen rund um die Mannschaft erhöht", sagte Teammanager Oliver Bierhoff. Polizisten mit Spürhunden durchsuchten das Mannschaftshotel. Löw macht sich "im Moment keine Sorgen", weil man in ständigem Kontakt mit den höchsten Sicherheitsinstanzen stehe.
Löw: "Werden in jeder Phase des Spiels mittrauern"
Vor dem Teamquartier herrschten leicht verstärkte Vorkehrungen. Die Zufahrt zur Sportschule war rund 150 Meter vor dem Gebäude mit rot-weißen Plastikbarrieren abgesperrt. Polizisten kontrollierten jeden Autofahrer, der auf den Parkplatz fahren wollte.
Die Terrorserie von Paris hatte am Freitagabend mit einem Selbstmord-Attentat vor dem Stade de France begonnen. "Klar werden unsere Gedanken auch morgen bei den Familien und Freunden der Opfer sein. Und wir werden in jeder Phase des Spiels mitfühlen und mittrauern", sagte Löw. Der Bundestrainer sprach nochmals von einer "schrecklichen, entsetzlichen und für uns alle schockierenden Nacht". (dpa)
Polizei patrouilliert bei Fußball-Länderspiel mit Maschinenpistolen
Im gesamten Stadtgebiet und in der Region Hannover patrouillieren am Dienstag rund um das Fußball-Länderspiel Deutschland gegen die Niederlande Polizisten mit Maschinenpistolen. "Das Gesamtkonzept sieht eine deutlich erhöhte Präsenz an Polizisten vor", sagte Hannovers Polizeipräsident Volker Kluwe am Montag bei einer Pressekonferenz in Hannover. Zu dem "anderen Auftreten" gehöre neben den Maschinenpistolen auch der Einsatz von Spürhunden, betonte Kluwe. Sowohl rund um das Stadion als auch in der Arena selbst sowie bei den Unterbringungsorten der Mannschaften würden sie eingesetzt.
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Wie viele Beamte in Hannover und Umgebung konkret im Einsatz sein werden, wollte Kluwe unter Verweis auf die taktische Planung nicht verraten. Vor den Anschlägen von Paris am Freitag sei man davon ausgegangen, dass zwei Hundertschaften zum Einsatz kommen. "Das werden nun deutlich mehr sein", sagte Kluwe.
Kluwe appellierte an alle Stadionbesucher, sich besonders besonnen zu verhalten. Dies gelte insbesondere auch für den Einsatz von Pyrotechnik: "Das vergangene Wochenende in Paris habe gezeigt, wie schnell es derzeit zu panischen Reaktionen kommen kann." Auf dem Platz der Republik in Paris war es am Sonntag kurzzeitig zu einer Panik gekommen, nachdem ein Knall zu hören gewesen war. (dpa)