Berlin. Auch der Sportausschuss des Bundestags zerbricht sich über die WM-Vergabe 2006 den Kopf. Claudia Roth von den Grünen schickt ein klares Appell raus.

Es kommt dem Stochern im Dunkeln ohne Taschenlampe gleich: Während der Skandal um das Fußball-Sommermärchen 2006 in Deutschland immer unübersichtlicher wird, begibt sich der Sportausschuss des Bundestages in der WM-Affäre auf Spurensuche. Allerdings fehlten in der Sitzung am Mittwoch Zeugen, die aufklären könnten, was es mit der ominösen Zahlung von 6,7 Millionen Euro überhaupt auf sich hat. Der "Tagesspiegel" schrieb bereits: "Sportausschuss des Bundestags: Ohne jede Bedeutung".

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Doch einer im Ausschuss hat sehr wohl einen engen Draht zum DFB: Reinhard Grindel, CDU-Abgeordneter im Bundestag und Schatzmeister im Deutschen Fußball-Bund. Grindel gehört damit nicht nur zum Führungszirkel des DFB, er wird auch als möglicher Nachfolger des angeschlagenen Präsidenten Wolfgang Niersbach gehandelt, sollte dieser wegen der Affäre zurücktreten. Grindel gab am Mittwoch seine Anwesenheit zu Protokoll und begab sich in den für die Öffentlichkeit verschlossenen Sitzungssaal. Kein Kommentar.

Grindel hält sich zurück

"Er hat Zugang zu den Unterlagen. Er könnte uns also auch berichten, wenn er es denn will", sagte Ausschussmitglied André Hahn (Die Linke). "Er hat sich ja bis jetzt sehr auffällig zurückgehalten in dieser Sache. Möglicherweise wegen einiger Ambitionen auf die Nachfolge von Herrn Niersbach, da wird ja viel spekuliert."

Auch Özcan Mutlu von den Grünen dürfte auf Grindel abzielen, wenn er sagte: "Es gibt auch Fragezeichen, wenn zum Beispiel Sportfunktionäre mit am Tisch sitzen, die auch Einfluss nehmen können. Ich will jetzt keine Namen nennen." Aber jeder wisse, wer gemeint sei. Und dann erzählte Mutlu, er sei von Grindel schon "übelst beschimpft" worden, weil er Fragen gestellt habe. "Ich hab das Gefühl auch dieser Tage, wer Fragen stellt, wer Kritik übt, wird gleich denunziert."

Niersbach sagt ab

Fragen gab es an diesem Tag viele, Kritik ebenso - auch von Claudia Roth (Grüne), die als Sachverständige vom Ausschuss eingeladen wurde. "Ich frag mich natürlich schon, was das Motiv ist, mich einzuladen in diesen Ausschuss", sagte sie. Roth ist Fußballfan und engagiert sich seit 2007 im DFB. Man möge sie gerne fragen - zur Sache selbst könne sie aber nicht viel beitragen. Der frühere Chef des Organisationskomitees, Franz Beckenbauer, aber sehr wohl. "Ich glaube nicht, dass wir Personen, die ohne Zweifel eine Riesenrolle für den deutschen Fußball spielen und gespielt haben, unter Denkmalschutz stellen sollten. Wenn dann bitte alle", forderte sie.

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Eingeladen hatte der Ausschuss auch Niersbach und Otto Schily, ehemaliger Innenminister und Mitglied im Aufsichtsrat des OK. Beide sagten ab. Während Niersbach sagte, dass zunächst die Ergebnisse der externen Prüfung abzuwarten seien, war Schily die Einladung zu kurzfristig. Er werde aber einer Einladung folgen, wenn sie mit seinem Kalender kompatibel sei. (dpa)