Frankfurt am Main. Die Auseinandersetzung zwischen Günter Netzer und Theo Zwanziger in der WM-Affäre geht genauso weiter wie die Medienoffensive von Joseph Blatter.
In der Affäre um die WM 2006 in Deutschland läuft nun alles auf einen Prozess zwischen den beiden Schlüsselfiguren Theo Zwanziger und Günter Netzer hinaus. Der frühere DFB-Präsident ließ am Freitag erwartungsgemäß die Frist zur Unterzeichnung einer Unterlassungserklärung verstreichen und wartet nun auf eine Klage von Netzer. "Es gibt für mich keinen Grund, eine Unterlassungserklärung zu unterschreiben. Ich sage die Wahrheit. Deshalb lasse ich es auch gern auf einen Prozess ankommen", sagte Zwanziger am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.
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Nach Meinung der Sportausschuss-Vorsitzenden des Bundestags, Dagmar Freitag, kann der gesamte Skandal ohnehin nur aufgeklärt werden, "wenn sich staatliche Ermittler mit der Materie befassen". Die SPD-Politikerin sagte der "Mittelbayerischen Zeitung" (Samstag) in einem Interview: "Ich traue diese Aufklärung weder einer internen Kommission innerhalb des DFB noch der extern eingeschalteten Wirtschaftsprüfungskanzlei zu, zumal ja jetzt auch noch private Verbindungen zwischen einem Mitarbeiter dieser Kanzlei und einem führenden Vertreter des DFB bekanntgeworden sind." Sie habe seit Jahren "große Zweifel an den Selbstreinigungskräften des Sports."
Blatter räumt offen geheime Absprachen ein
Auch die neuesten Aussagen des gesperrten Fifa-Präsidenten Joseph Blatter werden sie darin eher bestätigt haben. Der Schweizer räumte in einem Gespräch mit der "Financial Times" ganz offen ein, dass die Vergabe von Fußball-Weltmeisterschaften schon immer offen für geheime Absprachen und betrügerische Deals war. "Wenn Sie nur wenige Leute in einem Wahlgremium haben, können Sie das gar nicht verhindern. Das ist unmöglich", sagte Blatter. Um solche Absprachen dreht sich auch die Affäre um das deutsche Sommermärchen: An genau wen und zu welchem Zweck flossen jene ominösen 6,7 Millionen Euro, die der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus 2002 oder schon früher für die deutschen WM-Macher an die Fifa überwies? Das ist weiter ungeklärt.
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In der Auseinandersetzung zwischen Netzer und Zwanziger geht es noch um eine weitere entscheidende Frage. Hat der frühere Nationalspieler und WM-Botschafter Netzer dem früheren DFB-Chef bei einem Treffen 2012 in Zürich die Bestechung von vier asiatischen Fifa-Funktionären vor der WM-Vergabe gestanden oder nicht? Zwanziger hat genau das gegenüber dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" behauptet. Netzer dagegen weist das zurück und versucht nun, seinem Widerpart gerichtlich zu verbieten, dass er diese Behauptung wiederholt.
Netzers Anwalt kündigt Klage an
"Herr Zwanziger zieht leider einen für ihn aussichtslosen Prozess vor. Wir werden daher nun eine Klage vorbereiten und sie zügig einreichen", kündigte Netzers Medienanwalt Ralf Höcker am Freitag an. Am Dienstag hatte er Zwanziger zunächst eine Abmahnung zukommen lassen. Am Freitag um 14.00 Uhr endete dann die Frist zur Unterzeichnung der Unterlassungserklärung.
Blatter verriet der "Financial Times" derweil weitere vermeintliche Details zu der hochumstrittenen Vergabe der WM 2022 an das Golfemirat Katar. Er bestätigte der Londoner Wirtschaftszeitung zunächst, was er am Mittwoch bereits der russischen Staatsagentur Tass gesagt hatte: Dass diese Endrunde eigentlich in den USA stattfinden sollte. "Hinter den Kulissen war alles klar. Es war diplomatisch bereits ausgemacht, dorthin zu gehen", meinte der 79-Jährige.
Sepp Maier versteht Aufregung um WM-Affäre nicht
Nach einem Treffen des Kronprinzen von Katar mit dem damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy sowie Uefa-Chef Michel Platini wurde diese Absprache jedoch noch einmal gekippt - "aufgrund der Intervention von Mr. Sarkozy", wie Blatter nun erstmals behauptet. "Eine Woche vor der Wahl bekam ich einen Telefonanruf von Platini, und er sagte mir: "Ich bin nicht mehr länger auf deiner Seite, weil mein Staatschef mir gesagt hat, wir sollten die Interessen Frankreichs berücksichtigen", erzählte Blatter. "Außerdem sagte er (Platini) mir, dass das nicht nur eine Stimme betrifft, sondern dass er eine ganze Gruppe von Stimmen hat". Bei der Abstimmung im Dezember 2010 setzte sich Katar am Ende mit 14:8 Stimmen im Fifa-Exekutivkomitee gegen die USA durch.
Der frühere Nationaltorwart Sepp Maier behauptet, so etwas schon immer gewusst zu haben und die Aufregung um die Sommermärchen-Affäre nicht verstehen zu können. "Bei der Fifa kriegst du doch nie eine WM, wenn du nicht schmierst. Da musst du dir die Stimmen einfach kaufen, das war doch bei allen der letzten Weltmeisterschaften so", sagte der 71-Jährige der "Welt am Sonntag". Das sei "doch das gleiche wie in der Großindustrie, wenn du einen Auftrag haben möchtest." (dpa)