Frankfurt/Main. Beim Sieg gegen Polen hat Mario Götze seine Klasse bewiesen. Was er beim FC Bayern nur selten zeigt, scheint ihm im Nationaltrikot besser zu gelingen.

Die Uhrzeiger verrieten, dass der Samstag schon angebrochen war, als Mario Götze doch noch in der größtenteils bereits verwaisten Mixed-Zone der Frankfurter Arena auftauchten, wo auch schon seine Mannschaftskollegen zuvor den 3:1-Sieg Deutschlands über Polen kommentiert hatten. Die Verspätung des Matchwinners dank seiner beiden Treffer war erklär- und entschuldbar. “Es hat fast länger gedauert als das Spiel”, berichtete der 23-Jährige mit einem Lachen von der Eskorte, die ihn nach der Rückkehr in den Kabinentrakt gleich zur Dopingprobe abgeholt hatte.

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Man mag beinahe sagen, dass es Götze schwerer fiel, auch diese Vorgabe zu erfüllen. Was zuvor Bundestrainer Joachim Löw von seinem Stürmer verlangt hatte, nämlich zu zeigen, “was in ihm steckt”, war ihm auf glänzende Art und Weise gelungen. “Es ist ein tolles Gefühl und kommt nicht so oft vor, dass ich zwei Tore schieße”, sagte Götze und sprach vom Vertrauen, “das ich grundsätzlich immer spüre, wenn ich bei der Nationalmannschaft bin”. Als Seitenhieb an Bayern-Trainer Pep Guardiola, der den einzigen WM-Finaltorschützen häufig nur von der Bank bringt, wollte er das nicht verstanden wissen: “Ich spiele grundsätzlich befreit auf und versuche immer, an meine Leistungsgrenze zu gehen. Ich lebe 24 Stunden für den Fußball, das ist das Allesentscheidende.”

Rechtsverteidiger Can macht bei Debüt keine gute Figur

Der Trainer der DFB-Auswahl ließ es sich jedenfalls nicht nehmen, den Doppeltorschützen zu loben. Götze war “sehr beweglich, hat sich viel angeboten, hat Tiefe geschaffen”, erklärte Löw. Zumindest einmal profitierte der Münchener von der äußerst geschickten taktischen Vorgabe seines Coachs: Die mit acht Weltmeistern angetretenen Deutschen zogen die polnische Abwehr immer wieder auf ihre rechte Angriffsseite hinaus, um dann mit einem schnellen Seitenwechsel Räume am gegenüber liegenden Ende des Platzes zu schaffen. So hatte der starke Linksverteidiger Jonas Hector den Platz, erst die Führung von Thomas Müller (12.) und dann das 2:0 durch Götze (19.) aufzulegen. Nach Robert Lewandowskis Anschlusstreffer machte Götze per Abstauber in der 82. Minute schließlich den Deckel auf den Sieg.

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Kein Wunder, dass Joachim Löw nach dem Sprung an die Tabellenspitze der Qualifikationsgruppe rundum zufrieden war: “Wir hatten nur ein Ziel: das Spiel zu gewinnen. Das war das Allerwichtigste.” Deswegen wollte der Bundestrainer auch nicht allzu hart mit Rechtsverteidiger Emre Can ins Gericht gehen, dessen erster Auftritt in der A-Nationalmannschaft gründlich daneben ging. “Ich bin nicht gut ins Spiel gekommen”, erkannte der 21 Jahre alte Liverpooler selbst, “es ist aber nun auch so, dass es nicht meine Position ist, die ich oft gespielt habe.” Seine Fehlpässe und Stellungsfehler führten doch zu so mancher Gefahr vor dem Tor von Manuel Neuer. “Man kann da auch mal ein Gegentor kriegen”, analysierte Toni Kroos, nahm aber auch den Rest des Teams in die Verantwortung: “Aber dass wir die Mannschaft, die eigentlich schon in der ersten Halbzeit geschlagen war, wieder zurückkommen lassen, ist nicht gut.”

Ausschließlich Spieler des FC Bayern sorgen für Tore

3:1 endete somit nicht nur das Länderspiel Deutschland gegen Polen, sondern nach Nationen auch die Verteilung der Tore, die ausschließlich von Spielern des FC Bayern München erzielt wurden. “Das zeigt unsere Qualität”, sagte Götze und schob mit einem Lachen nach: “Nein, wir haben einfach alle gut gespielt.” Dass durch Philipp Lahms Karriereende und Bastian Schweinsteigers Wechsel zu Manchester United die Bayern-Armada im DFB-Dress verkleinert wurde, hatte Joachim Löw schon vor dem Spiel nicht als “grundlegendes Problem” eingestuft: “Es gab mal Blockbildung mit Vereinen bei uns, dann wieder nicht. Am Ende zählt nur die individuelle Klasse des Spielers.” Die sollte auch genügen, um dann am Montag (20.45 Uhr/RTL und bei uns im Ticker) in Schottland den nächsten Schritt zur EM-Endrunde zu machen. “Man weiß, da auf der Insel wird gekämpft und alles gegeben”, stimmte Lukas Podolski seine Teamkollegen schon einmal ein, “aber auch da wollen wir die nächsten drei Punkte haben, das ist ganz wichtig.”