Frankfurt. Deutschland hat mit dem 3:1 über Polen die Führung in der EM-Qualifikationsgruppe übernommen. Thomas Müller und Mario Götze trafen für das DFB-Team.

Betrachtet man die Länderspielhistorie des Deutschen Fußball-Bundes, ist Frankfurt in erster Linie für den 3. Juli 1974 bekannt, als der Himmel über der Main-Metropole seine Schleusen öffnete und Deutschland sowie Polen sich die berühmte Wasserschlacht lieferten. Vor dem EM-Qualifikationsspiel zwischen den beiden Teams gut vier Jahrzehnte später gab Thomas Müller an, dass ihm die Bedeutung dieses nassen Ereignisses gar nicht so bewusst sei. Viel wichtiger war am Freitagabend, dass Müller und seine Weltmeisterkollegen nicht selbst wie begossene Pudel da standen. Auf dem Weg zur EM 2016 in Frankreich hat die DFB-Auswahl Polen mit dem verdienten, aber hart erkämpften 3:1 (2:1) die Führung in der Qualifikationsgruppe D abgenommen und dank fremder Unterstützung zudem beste Aussichten für die Partie am Montag in Schottland.

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Durch das 1:0 Georgiens über die Schotten kann die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw am Montag (20.45 Uhr/Bei uns im Live-Ticker) bereits praktisch das EM-Ticket lösen, wenn sie in Glasgow die “Bravehearts” besiegt - drei Punkte gegen Georgien im Oktober einfach mal vorausgesetzt. Die “maximale Punktausbeute” hatte Löw vor dem Polen-Spiel gefordert - die ersten drei von zwölfen sind im Sack.

Hector zeitweise bester DFB-Spieler

Der Bundestrainer machte Emre Can zum 76. Debütanten unter seiner Ägide. “Er ist variabel, seine Präsenz und Dynamik gefallen uns”, sprach sich Löw für den 21-Jährigen vom FC Liverpool aus. Als Rechtsverteidiger erlebte Can jedoch einen schlechten Einstand. Weniger, weil sein erster Pass beim Gegner landete und er gleich Arkadiusz Milik, beim 0:2 im Hinspiel noch Torschütze für Polen, ungestüm umrannte. Beim 1:2-Anschlusstreffer der Elf von Adam Nawalka ließ der weit aufgerückte Neuling Can Kamil Grosicki zu viel Platz, der mit einem zauberhaften Außenristpass Robert Lewandowski in der Mitte bediente (37.).

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Doch nicht nur deshalb schnitt Can auf den kritisch beäugten Außenverteidigerpositionen schlechter ab als Jonas Hector gegenüber. Der Kölner war vor der Pause, in der Deutschland zumindest eine halbe Stunde lang wie ein echter Champion auftrat, bester DFB-Spieler. Erst knackte er die dicht gestaffelte polnische Abwehr, als er nach einem Doppelpass mit Karim Bellarabi Müller zum 1:0 (12.) bediente. Dann legte Hector Mario Götze das 2:0 (19.) auf: Der 23-Jährige zog vom linken Strafraumeck überlegt nach innen, konnte im kurzen Eck Lukasz Fabianski überwinden und zeigte, dass er besser ist, als sein Bayern-Trainer Pep Guardiola häufig denkt.

Polen mit guten Chancen

Frei von Sorgen konnte die Löw-Elf indes nicht sein. Manuel Neuer verhinderte schon unmittelbar vor dem Seitenwechsel gegen Lewandowski den Ausgleich, nach einer knappen Stunde hatte der Welttorhüter das Glück, dass seine Parade Grosicki so sehr überraschte, dass dieser nicht mehr kontrolliert den Ball im Tor unterbringen konnte. Vieles hätte in der turbulenten zweiten Halbzeit leichter sein können, wenn Götze (57.) nicht zu genau gezielt und den Pfosten getroffen hätte. Auch Mesut Özil bei seinem einzigen auffälligen Abschluss (71.) und Mats Hummels per Kopfball (72.) hielten die Spannung bis zum Schluss am Leben. Götze (82.) erlöste schließlich den Gastgeber mit dem 3:1, sodass DFB-Teammanager Oliver Bierhoff am Ende doch wie angekündigt in ein “enttäuschtes und trauriges Gesicht” Lewandowskis blicken konnte. Gut möglich, dass die deutschen Spieler am Montag schon ihr breitestes Grinsen aufsetzen können.