Wolfsburg. Mit diesem Doppelsieg hatte beim VfL Wolfsburg kaum einer gerechnet. Kevin De Bruyne ist Fußballer des Jahres - und auch sein Coach gewann.
Kevin De Bruyne und sein Trainer Dieter Hecking haben schon vor Saisonstart einen bemerkenswerten Doppelsieg für den VfL Wolfsburg gefeiert. Als zweiter VfL-Profi nach Grafite (2009) gewann der europaweit begehrte Belgier die prestigeträchtige Wahl zum Fußballer des Jahres in Deutschland und erhöhte so nochmals seinen beachtlichen Marktwert. Bei der Abstimmung des Fachmagazins "kicker" setzte sich der Topscorer der vorigen Bundesligasaison mit 367 Stimmen deutlich vor den Bayern-Profis Arjen Robben (94) und Manuel Neuer (67) durch.
Fußballer des Jahres seit 1960
1960 Uwe Seeler (Hamburger SV)
1961 Max Morlock (1. FC Nürnberg)
1962 Karl-Heinz Schnellinger (1. FC Köln)
1963 Hans Schäfer (1. FC Köln)
1964 Uwe Seeler (Hamburger SV)
1965 Hans Tilkowski (Borussia Dortmund)
1966 Franz Beckenbauer (FC Bayern München)
1967 Gerd Müller (FC Bayern München)
1968 Franz Beckenbauer (FC Bayern München)
1969 Gerd Müller (FC Bayern München)
1970 Uwe Seeler (Hamburger SV)
1971 Berti Vogts (Borussia Mönchengladbach)
1972 Günter Netzer (Borussia Mönchengladbach)
1973 Günter Netzer (Bor. Mönchengladbach)
1974 Franz Beckenbauer (FC Bayern München)
1975 Sepp Maier (FC Bayern München)
1976 Franz Beckenbauer (FC Bayern München)
1977 Sepp Maier (FC Bayern München)
1978 Sepp Maier (FC Bayern München)
1979 Berti Vogts (Bor. Mönchengladbach)
1980 Karl-Heinz Rummenigge (FC Bayern München)
1981 Paul Breitner (FC Bayern München)
1982 Karlheinz Förster (VfB Stuttgart)
1983 Rudi Völler (Werder Bremen)
1984 Harald Schumacher (1. FC Köln)
1985 Hans-Peter Briegel (Hellas Verona)
1986 Harald Schumacher (1. FC Köln)
1987 Uwe Rahn (Borussia Mönchengladbach)
1988 Jürgen Klinsmann (VfB Stuttgart)
1989 Thomas Häßler (1. FC Köln)
1990 Lothar Matthäus (Inter Mailand)
1991 Stefan Kuntz (1. FC Kaiserslautern)
1992 Thomas Häßler (AS Rom)
1993 Andreas Köpke (1. FC Nürnberg)
1994 Jürgen Klinsmann (AS Monaco)
1995 Matthias Sammer (Borussia Dortmund)
1996 Matthias Sammer (Borussia Dortmund)
1997 Jürgen Kohler (Borussia Dortmund)
1998 Oliver Bierhoff (Udinese Calcio)
1999 Lothar Matthäus (FC Bayern München)
2000 Oliver Kahn (FC Bayern München)
2001 Oliver Kahn (FC Bayern München)
2002 Michael Ballack (Bayer Leverkusen)
2003 Michael Ballack (FC Bayern München)
2004 Ailton (Werder Bremen)
2005 Michael Ballack (FC Bayern München)
2006 Miroslav Klose (Werder Bremen)
2007 Mario Gomez (VfB Stuttgart)
2008 Franck Ribery (FC Bayern München)
2009 Grafite (VfL Wolfsburg)
2010 Arjen Robben (FC Bayern München)
2011 Manuel Neuer (Schalke 04)
2012 Marco Reus (Borussia Mönchengladbach)
2013 Bastian Schweinsteiger (FC Bayern München)
2014 Manuel Neuer (FC Bayern München)
2015 Kevin De Bruyne (VfL Wolfsburg)
Die Freude beim DFB-Pokalsieger Wolfsburg war eine Woche vor dem Supercup gegen Bayern München doppelt groß, denn Hecking wurde erstmals Trainer des Jahres. Die Ehrung für beide VfL-Vertreter erfolgt ausgerechnet vor dem Bayern-Match am Samstag in Wolfsburg. Hecking, der an De Bruynes Entwicklung zu einem Weltklassespieler großen Anteil hat, setzte sich mit 203 Stimmen gegen Markus Weinzierl (FC Augsburg/191) und Lucien Favre (Borussia Mönchengladbach/168) durch. Eine klare Angelegenheit war für die Frankfurterin Celia Sasic die Frauen-Wahl. Die Torschützenkönigin der WM in Kanada, die mit 27 Jahren ihre Karriere beendet hat, siegt zum zweiten Mal nach 2012.
Englische Spitzenklubs sollen angeblich 80 Millionen Euro für De Bruyne bieten
"In einem anderen Land zum besten Spieler gewählt zu werden, das heißt was", kommentierte De Bruyne die nicht unerwartete Auszeichnung. "Das ist eine Anerkennung für meine Saison." Der 24 Jahre alte Rotschopf macht im Wolfsburger Starensemble, das vorige Saison den Pokal gewann und Zweiter in der Bundesliga wurde, den Unterschied aus. "Es ist schon bewundernswert, was er zeigt", lobte Manager Klaus Allofs den belgischen Nationalspieler, den er im Januar 2014 für 22 Millionen Euro vom FC Chelsea zum VfL geholt hatte.
Schon 2012/2013 bewies De Bruyne bei seiner ersten Bundesliga-Station Werder Bremen seine Extraklasse. Als Leihspieler trug er mit zehn Toren maßgeblich zum Klassenverbleib der Hanseaten bei. In Wolfsburg erreichte der Überflieger unter Heckings Regie die nächste Stufe. In 34 Bundesligapartien gelangen ihm 21 Torvorlagen und 10 Treffer - Liga-Bestwert. Im Pokalfinale gegen Dortmund gewann der VfL auch dank seines Durchhaltevermögens. Trotz einer Fleischwunde im Knöchel, die in der Pause genäht werden musste, hielt De Bruyne durch.
"Kevin will immer gewinnen", charakterisierte Hecking den Fußballer des Jahres. Seinen eigenen Beitrag zur Entwicklung des Wolfsburger Teams als ernsthafter Herausforderer des FC Bayern stufte der 50-Jährige wie gewohnt bescheiden ein. "Das ist eine Anerkennung der Arbeit des gesamten Trainerstabes und damit auch meiner Arbeit", stellte der VfL-Coach fest. Der frühere Coach von Alemannia Aachen, Hannover 96 und 1. FC Nürnberg hat in Wolfsburg seinen Kritikern bewiesen, dass er nicht nur für Abstiegskampf taugt, sondern auch ein Spitzenteam weiter entwickeln kann.
Wolfsburgs Trainer Hecking träumt von der Meisterschaft
Ob er nächste Saison auch den Fußballer des Jahres einsetzen kann, ist noch keineswegs sicher. De Bruyne besitzt in Wolfsburg einen Vertrag bis 2019, doch die Spitzenclubs der englischen Premier League sollen angeblich mit Rekordsummen von 80 Millionen Euro um den Vorlagenkönig buhlen. Der ehrgeizige Profi, der im Übereifer schon mal einen Balljungen übel beschimpfte, schwieg vorige Woche im Trainingslager in Donaueschingen zu seinen Zukunftsplänen.
Sollten sich die Kaufabsichten von Manchester City konkretisieren, dürfte auch Manager Allofs ins Grübeln über den "unverkäuflichen" De Bruyne kommen. Auch die Bayern, die ebenfalls ein Auge auf den Ausnahmespieler geworfen haben, könnten noch einmal aktiv werden. Ohne De Bruyne dürfte es für Hecking schwer werden, sich den Traum von der Meisterschaft zu erfüllen: "Es wäre wunderschön, wenn es mal gelingen würde. Der Appetit ist auf jeden Fall da." (dpa)
Fußballer des Jahres - die Abstimmungsergebnisse:
Fußballer des Jahres 2014/2015 (815 abgegebene Stimmen)
1. Kevin De Bruyne (VfL Wolfsburg) 367, 2. Arjen Robben (FC Bayern München) 94, 3. Manuel Neuer (FC Bayern München) 67, 4. Alexander Meier (Eintracht Frankfurt) 50, 5. Thomas Müller (FC Bayern München) 47, 6. Bastian Schweinsteiger (FC Bayern München) 19, 7. Patrick Herrmann (Borussia Mönchengladbach) 18, 8. Jerome Boateng (FC Bayern München) 17, 9. Marc-André ter Stegen (FC Barcelona) 16, 10. Toni Kroos (Real Madrid) 15
Fußballerin des Jahres 2014/2015 (659 abgegebene Stimmen)
1. Celia Sasic (1. FFC Frankfurt) 199, 2. Nadine Angerer (Brisbane Roar/Portland Thorns) 123, 3. Anja Mittag (FC Rosengard) 59, 4. Dzsenifer Marozsan (1. FFC Frankfurt) 46, 5. Melanie Leupolz (FC Bayern München) 40, 6. Alexandra Popp (VfL Wolfsburg) 31, 7. Simone Laudehr (1. FFC Frankfurt) 26, 8. Martina Müller (VfL Wolfsburg) 21, 9. Lena Goeßling (VfL Wolfsburg) 18, 10. Melanie Behringer (FC Bayern München) 16, Lena Lotzen (FC Bayern München) 16, Nadine Keßler (VfL Wolfsburg) 16
Trainer des Jahres 2014/2015 (813 abgegebene Stimmen)
1. Dieter Hecking (VfL Wolfsburg) 203, 2. Markus Weinzierl (FC Augsburg) 191, 3. Lucien Favre (Borussia Mönchengladbach) 168, 4. Dirk Schuster (SV Darmstadt 98) 84, 5. Jürgen Klopp (Borussia Dortmund) 61, 6. Joachim Löw (Nationalmannschaft) 17, 7. Huub Stevens (VfB Stuttgart) 16, 8. Pep Guardiola (FC Bayern München) 15, 9. Bruno Labbadia (Hamburger SV) 9, 10. Viktor Skripnik (Werder Bremen) 7