Essen. . Der VfL Bochum meldet seine Regionalliga-Mannschaft ab, der MSV denkt über sein Oberliga-Team nach. Dem BVB- und Schalke-Nachwuchs droht der Abstieg. Ein Trend ist erkennbar.

Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt machten vor dieser Saison den Anfang. Sie meldeten ihre in der Regionalliga spielenden zweiten Mannschaften ab. Zu schwach, zu teuer – weg damit. Die Mitgliederversammlung des Ligaverbandes DFL hatte zuvor die Profi-Klubs von der Pflicht entbunden, eine U 23 melden zu müssen.

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Jürgen Klopp reagierte prompt. „Eine Katastrophe“ sei das, schimpfte der Cheftrainer von Borussia Dortmund im Kicker-Interview, das sei „eine ganz schlimme Entscheidung“. Klopp sieht bei seinem BVB weiterhin die Notwendigkeit für einen Unterbau des Bundesliga-Aufgebotes, und das nicht ohne Grund: Profis wie Marcel Schmelzer, Erik Durm und Jonas Hofmann wurden über die Zweite an die Erste herangeführt.

Kaum Aussicht auf Derbys

In Dortmund ist der Abstand nach oben für die jungen Spieler, die der Jugend entwachsen sind, aber noch nicht als bundesligatauglich gelten, allerdings nicht so groß wie bei anderen Klubs. Die von dem ehemaligen Schalke-Profi David Wagner trainierte U 23 der Borussia spielt in der Dritten Liga, in der die Talente zwangsläufig mehr gefordert werden. Allerdings steht die BVB-Zweite auf einem Abstiegsplatz und könnte sich künftig in der Regionalliga West wiederfinden.

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Zu Derbys der Zweitvertretungen von Borussia Dortmund und Schalke 04 käme es dann allerdings wohl kaum. Den jungen Schalkern steht in der vierten Klasse das Wasser bis zum Hals, der Rückstand des Teams von Jürgen Luginger auf den ersten Nichtabstiegsplatz, den derzeit Wattenscheid 09 belegt, beträgt bereits satte sieben Punkte. Die Frage, die sich aufdrängt: Was hätte eine Schalker Reserve in der Oberliga zu suchen? Es ist kaum anzunehmen, dass Spieler den Sprung von Liga fünf in Liga eins schaffen könnten. Dennoch planen die Königsblauen, die mit zwei bis drei Millionen Euro pro Saison veranschlagte U 23, in der zuletzt Rekonvaleszenten aus dem Bundesligateam wie Leon Goretzka und Sead Kolasinac erste Spielpraxis nach langen Verletzungspausen sammelten, zu erhalten. Schalkes Finanzminister Peter Peters wies darauf hin, dass sich eine Abmeldung nicht mehr rückgängig machen ließe: „Wir müssten dann wieder in der Kreisliga C beginnen.“

Zweite Mannschaft ist auch ein Kostenfaktor

Auch der VfL Bochum diskutierte das Thema heiß – und kam zu einem anderen Schluss als Schalke: Der Zweitligist hat seine U 23 zum Auslaufmodell erklärt, sie spielt nur noch die Saison in der Regionalliga zu Ende, der Abstieg wäre ihr ohnehin kaum erspart geblieben. Das Aus sei „sportlich und wirtschaftlich alternativlos“, erklärte VfL-Sportvorstand Christian Hochstätter. 1,5 Millionen Euro pro Saison kostete der Betrieb – Bochum erspart sich die U 23. „Sie bringt uns zu wenig“, bekräftigte Hochstätter. Trainer Dimitrios Grammozis nahm das Urteil sportlich: „Eine U 23 ist immer nützlich, aber man muss auch den Verein verstehen, der nicht gerade auf Rosen gebettet ist.“

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Drittligist MSV Duisburg braucht bekanntlich ebenfalls jeden Cent, daher gibt es auch bei den Zebras Diskussionen über die in der Oberliga spielende zweite Mannschaft. Die U 23 stehe auf dem Prüfstand, es gebe aber noch keinen Trend, erklärte der Klub.

Top-Talente starten direkt von der U19 durch

Die Bochumer wollen einen Großteil des eingesparten Geldes direkt in die Jugendarbeit fließen lassen. Christian Hochstätter definiert die A-Junioren als „Hochleistungsklasse“, als „letzte Stufe auf dem Weg zum Lizenzspieler“.

Eine deutschlandweite Entwicklung. Durch das enorm gestiegene Niveau der Nachwuchsleistungszentren der Profiklubs starten viele Top-Talente von der U 19 in die Bundesliga durch – beste Beispiele liefert der Ausbildungs-Vorzeigeverein Schalke 04. Perspektivprofis im Wartestand können auch ausgeliehen werden. Der Niedergang der U-23-Teams, deren Erhalt zunehmend als Geldverschwendung angesehen wird, scheint kaum noch zu stoppen zu sein.