Vigo. . Der Bundestrainer arbeitet daran, den taktischen Horizont seiner Spieler zu erweitern. Joachim Löw will für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft “neue Ideen entwickeln und Ansätze finden“ . Den Sieg in Spanien will der Weltmeistertrainer dabei als Vorlage für das kommende Jahr nehmen.
Joachim Löw wirkte zwar gedankenvertieft, aber keineswegs wehmütig, kurz bevor die Lufthansa-Maschine am späten Mittwochmorgen wieder in Frankfurt aufsetzte. Der Bundestrainer stützte noch seinen Arm auf dem Sitz des Flugzeugs ab und legte das Gesicht auf den Handballen: Das war’s nun erstmal für Wochen und Monate. Für die deutsche Nationalmannschaft ist mit dem 1:0-Prestigeerfolg in Spanien ein wunderbares, laut Löw „ein sensationell gutes Jahr” zu Ende gegangen, „das in der Geschichte einen besonderen Stellenwert haben wird”.
Erst Ende März kommen die Weltmeister 2015 in Kaiserslautern zum Testspiel gegen Australien wieder zusammen – mit genügend Abstand zu all der Euphorie über den vierten WM-Stern auf der Brust und genug Ernst für die wichtigen Aufgaben auf dem Weg zur EM-Endrunde 2016.
Seine Spieler sollen die Nationalelfpause nun nutzen, um die Köpfe frei zu bekommen. Denn so schön der WM-Titel auch ist, Deutschlands Elitekicker können sich nichts für ihn kaufen, wenn sie ihre Pflichtaufgaben nicht erfüllen. „Wir wollen neue Ideen entwickeln und Ansätze finden”, erklärte Löw, der andere Abläufe einbringen und den taktischen Horizont seiner Spieler erweitern will.
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Weltmeister müssen sich hinterfragen
Das Kuriose daran ist, dass ein personeller Missstand den Weltmeister zum Umdenken beziehungsweise zur besseren Vorbereitung auf die Zukunft zwingt. Weil sich landauf, landab noch keine optimale Lösungen für die Besetzung der Außenverteidiger in der Viererkette sowie der Sturmspitze ergeben haben, schult Löw seine Jungs um. Hinten soll eine Dreierkette für Sicherheit sorgen, gegebenenfalls wie beim Sieg in Vigo außen unterstützt von zwei Mittelfeldspielern. Vorne wird Mario Gomez sicher noch einmal eine Bewährungschance erhalten, ansonsten müssen offensiv zwei Dreierreihen her. Toni Kroos erkannte dazu: „Wir müssen nicht alles auf den Kopf stellen, aber gerade als Weltmeister muss man sich hinterfragen.”
Den Sieg in Spanien müssen die Deutschen daher als Vorlage für 2015 nehmen, um die Scharte der Punktverluste in der EM-Qualifikation auszuwetzen. Keine Frage, kehren Leistungsträger wie Neuer, Schweinsteiger, Reus, Hummels und Schürrle, um nur einige zu nennen, zurück, muss einem um das Ticket für Frankreich nicht angst und bange werden.