Vigo. Mit einem 1:0 über Spanien hat sich die Deutsche Fußballnationalmannschaft aus dem Länderspieljahr 2014 verabschiedet. Toni Kroos erzielte das Siegtor für den Weltmeister gegen den amtierenden Europameister. Spielerischer Glanz war im Regen von Vigo jedoch kaum möglich.
Die spanische Nationalmannschaft pflegt normalerweise ihre Heimspiele in den Fußball-Tempeln von Barcelona oder Madrid auszutragen. Bei freundschaftlichen Vergleichen mit anderen Nationen macht sie aber immer wieder Abstecher ins galizische Vigo am Nordwestzipfel des Landes. Angesichts Spaniens 2010 errungenen WM-Titels hat das Estadio de Balaidos also schon einige Male den Weltmeister gesehen. Im Gegensatz zu einigen Metern Wellblech, um das Dach des zuletzt für die WM 1982 renovierten Stadions mal wieder abzudichten. Richtig viel Glanz vermochten auch die deutschen Weltmeister nicht in das bei weitem nicht ausverkaufte Stadion bringen. Aber das war bei großen personellen Sorgen ja auch gar nicht zu erwarten. Und so ließ die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw dieses so formidable Weltmeisterjahr mit einem ordentlichen 1:0 (0:0)-Sieg ausklingen. Torschütze in der 89. Minute war Toni Kroos.
Was als Treffen der Branchenbesten ausgerufen war, geriet angesichts der vielen Ausfälle auf beiden Seiten eher zu einer nebensächlichen Pflichtaufgabe. Der Bundestrainer brachte zu Beginn mit Thomas Müller, Toni Kroos, Mario Götze und Benedikt Höwedes alle vier Weltmeister, die im Sommer auch im Finale gegen Argentinien auf dem Platz gestanden haben. Unter besonderer Beobachtung standen Torwart Ron-Robert Zieler, Abwehrmann Antonio Rüdiger und Angreifer Kevin Volland, die sich nachhaltig ins Notizbuch Löws zu spielen versuchten.
Noch vor dem Duell mit “La Roja” hatte Toni Kroos verkündet, “als Weltmeister hast du die Aufgabe, jedes Spiel zu gewinnen. Das werden wir versuchen - auch gegen Spanien.” Die Gastgeber hatten im strömenden Regen von Vigo in der ersten Halbzeit die größeren Spielanteile. Löw errichtete defensiv eine Fünfer- mit vorgelagerter Viererkette, um den kombinationsstarken Spaniern den Raum zu nehmen. Und bis auf Nolitos Schuss aus 25 Metern (12. Minute) musste Neuer-Vertreter Zieler auch nicht viel parieren. Zwar versuchte Isco immer wieder, die deutsche Abwehr mit Pässen in die Tiefe auszuhebeln. Doch gegen Höwedes, Mustafi und Rüdiger gab’s kein Durchkommen.
Müller nach Pferdekuss ausgewechselt
Löw hatte eingeplant, die Spielkontrolle weitgehend den Iberern zu überlassen. Umso wichtiger war es ihm, im Mittelfeld Ballverluste bei den Del-Bosque-Männern zu erzwingen und dann schnell den Abschluss zu suchen. Die beste Möglichkeit zur Führung hatte Götze in der 20. Minute, der nach einem Doppelpass mit Müller (er wurde kurz danach gegen Karim Bellarabi ausgetauscht, weil Sergio Ramos dem Bayern sein Knie unsanft ins Kreuz gedrückt hatte) Iker Casillas aus 20 Metern prüfte. Natürlich versprühte die deutsche Offensive im 3-4-3-System mit Sebastian Rudy und Erik Durm auf den Außenbahnen nicht den großen Zauber. Aber mit dem Aktivposten Bellarabi und unter diesen widrigen Umständen konnte man der DFB-Elf nichts vorwerfen.
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Kompakt und defensiv sicher standen die Löw-Mannen auch nach dem Seitenwechsel. Glänzend herausgespielte Torchancen gab’s hüben wie drüben nicht mehr. Rüdiger fiel der Ball nach einer Ecke vor die Füße, sein Schuss wurde aber geblockt (55.). Spaniens beste Chance zum 1:0 war ein Freistoß von Nolito, den Zieler mit einer Flugparade entschärfte (59.). Kevin Volland in der 79. Minute noch mit einem Distanzschuss den gerade eingewechselten Länderspiel-Debütanten Francisco Casilla; auf der anderen Seite ließ sich Zieler nicht von Pedro überlupfen (82.). Umso überraschender, dass es dann doch noch ein Sieg werden sollte: Kroos zog kurz vor Schluss aus 25 Metern einfach ab, auf dem nassen Rasen ließ Casilla den Ball durch die Hände gleiten. Selbst wenn es beim 0:0 geblieben wäre: der letzte Eindruck in diesem Weltmeisterjahr, er wäre angesichts des vierten Sterns auf der Trikotbrust sowieso nicht der bleibende gewesen.
Kroos entscheidet Regenschlacht in Vigo