Herne. Die Nachricht von der drohenden Insolvenz des SC Westfalia löst viele Aktionen und Reaktionen aus, die erst noch gefiltert werden müssen. Eine nachhaltige Lösung der finanziellen Probleme aber vermag Vorsitzender Horst Haneke noch nicht zu erkennen.

Langsam ebbt das erste Rauschen im Blätterwald ab. Bald sind alle Interviews gegeben, haben alle einschlägigen TV-Sendungen sich des Themas „Westfalia Herne vor der Insolvenz” angenommen. Gestern Abend erläuterte Vorsitzender Horst Haneke im Gespräch mit Uli Potofski live im Studio von NRW.TV die aktuelle Situation, tags zuvor warb Westfalias neue Marketingbeauftragte Andrea Wörmann in der kultigen WDR-Sendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs” für den Kultklub vom Schloss Strünkede. Moderator Arnd Zeigler hielt dazu Bilder der 59-er-Meistermannschaft und des Stadions in die Kamera, garnierte das Thema abrundend sogar mit Ausschnitten aus „Theo gegen den Rest der Welt”, dem Kino-Hit aus dem Jahre 1980, als der junge Marius Müller-Westernhagen im fernen Italien von seinem Heimatverein Westfalia Herne schwärmte.

Schöne Bilder, gute Worte

Alles nett, alles charmant. Aber auch hilfreich? „Noch sind wir dabei, die zahlreichen Reaktionen und Aktivitäten zu filtern”, erklärte Horst Haneke gestern. „Aber bislang sehe ich nichts, was uns wirklich entscheidend weiterhelfen würde.” Um es hart zu sagen: Mit Sympathie, schönen Bildern und guten Worten lassen sich weder Spieler bezahlen, noch Dächer reparieren oder Sachbearbeiter bei der Berufsgenossenschaft besänftigen. Und mit dem Inhalt der Spardose, die Oberfan Andy in der Pause des Sprockhövel-Spiels überreichte, dürfte der klamme Klub auch nicht weit kommen.

So sehr ihn all' diese Aktivitäten gerade der Fans rühren, die inzwischen auch ein Spendenkonto eingerichtet haben: Horst Haneke, den die heikle Situation auch gesundheitlich mitnimmt, bleibt skeptisch: „Ich sehe fast keine Chance mehr, dass es hier auf Dauer in der NRW-Liga weitergeht.”

Stadion als Klotz am Bein

Zu schwer seien die Lasten, die dem Verein allein schon als Eigentümer des Stadions am Bein hängen. Rund 48 000 Euro, so bezifferte es Geschäftsführer und Hauptsponsor Jürgen Stieneke, seien in jüngster Vergangenheit investiert worden, nur um den Auflagen des Verbandes zu genügen. Monatlich fielen 1000 Euro Stromkosten an, bei den Stadtwerken stehe man bis zum Jahresende noch mit etwa 15 000 Euro in der Kreide. Dazu sei das Dach des Klubhauses völlig marode. Viele Baustellen, die sich auftun, viele Löcher, die zu stopfen sind.

So viel Mist kann Kleinvieh gar nicht machen, als dass der SCW ohne größere Geldgeber und Geldquellen auskommen könnte. Sponsoren, die sich dauerhaft engagieren, mit deren Geldern man planen kann, sind für die Zukunft unerlässlich. Dringend benötigt werden aber auch Einnahmequellen, die nur einmal, aber dann kräftig sprudeln. Hilfe erhoffen sich die Herner vor allem von ihren großen Nachbarn. Mit dem VfL Bochum hat Trainer Frank Schulz Kontakt aufgenommen, eine Mitarbeiterin von Borussia Dortmund hat sich immerhin die Telefonnummer von Timur Camci besorgt. „Angeblich will sich Michael Zorc bei mir melden”, so Hernes Sportlicher Leiter.

Auf Schalke hat man derzeit wohl andere Probleme. Sollten die Knappen, die mit dem SCW mehr gemein haben als das Gründungsjahr, ein Benefizspiel anregen, stünde Westfalia sofort auf der Matte. „Einem Nachbarn in Not helfen wir doch gern”, sagte Camci spontan zu. Die Einnahme könne man ja teilen.