Herne. „SC Westfalia Herne – Tradition lebt.” So lautet ein Motto des Vereins, der 2004 seinen 100. Geburtstag feierte. Aber wie lange gilt dieser Spruch noch?
„Wenn sich innerhalb der nächsten 14 Tage nichts tut, müssen wir den Laden dicht machen”, sagte Vorsitzender Horst Haneke am Donnerstag im Gespräch mit der WAZ.
Bei einem Finanzloch „im sechsstelligen Bereich” (Haneke), also mindestens 100 000 Euro, droht nicht nur die Einstellung des Spielbetriebes der NRW-Liga-Mannschaft. Über dem gesamten Verein schwebt das Damoklesschwert der Insolvenz. Am Freitag will Jürgen Stieneke, Ehrenpräsident und Hauptsponsor der Strünkeder, laut Haneke die ausstehenden Spielergehälter und Prämien bis einschließlich September auszahlen. Ob und wie es dann weitergeht, ist offen. „Wir können nicht allzu lange warten. Ich will mich auch nicht dem Vorwurf der Insolvenzverschleppung aussetzen”, sagt Haneke, der auch den Weg zum Amtsgericht fürchtet.
Obwohl Westfalia Herne seinen vorherigen Etat für Mannschaft und Trainer vor der laufenden Saison um 20 Prozent reduziert hatte, rutschte der Verein ganz schnell in die Miesen. Hauptgrund seien die rückläufigen Zuschauerzahlen. „Uns fehlen in jedem Heimspiel 350 bis 400 Zuschauer, das alleine macht pro Monat etwa 8000 Euro aus”, sagt Haneke, der wegen der geänderten Sonntagsanstoßzeiten in der Bundesliga auch den DFB heftig kritisiert. Durch die fehlenden Eintrittsgelder, weniger Umsatz beim Verkauf im Stadion und nicht eingehaltene Sponsorenzusagen würde das Finanzloch monatlich um 20 000 bis 25 000 Euro anwachsen. „Diese Summe kann Jürgen Stieneke alleine nicht stemmen”, sagt Haneke. „Wir haben eine deutliche Kostenunterdeckung. Wenn wir keine neuen Sponsoren finden, kommen wir da nicht raus.”
Jetzt geht es Horst Haneke in erster Linie darum, den weiteren Spielbetrieb zu sichern. Als mögliche Lösung schwebt dem Vorsitzenden das Modell von Spielerpatenschaften vor. Einzelne Sponsoren oder kleinere Gruppen übernehmen jeweils das Salär für einen Spieler. Haneke: „Fünf haben wir bereits, 15 brauchen wir noch.” Sollte sich dieses Konzept kurzfristig realisieren lassen, bliebe aber immer noch der aktuelle Schuldenberg in sechsstelliger Höhe. „Aber das kann man regeln.” Ganz hoffnungslos ist der 68-Jährige noch nicht.