Mannschaft und Fans geben mit dem 3:1 in Sprockhövel die richtige Antwort auf die drohende Insolvenz des SC Westfalia Herne.
TSG Sprockhövel - SC Westfalia Herne 1:3
Tore: 1:0 (7.) Peterson, 1:1, 1:2 (48./65.) Onucka, 1:3 (90.) Diaz.
TSG: Lowens - Kerstiens (76. Gorges), R. Meister, Paulsen, Wiczura - A. Meister (66. Ginczek), Peterson - Greitemann 71. Abou-Saleh), Demirel - Hajra, Preissing.
SCW: Ditterle - Kluy, Seidel, Eisen, Kacar - Mustroph - Tahiri, Gebauer - Urban (61. Jubt) - Ouro-Akpo (89. Alasan), Onucka (80. Diaz).
SR: Darius Kudela (Leverkusen).
Zuschauer: 500.
Wolfgang Volmer
Mag der Pleitegeier über Schloss Strünkede kreisen, mögen manche dem SC Westfalia schon das Sterbeglöckchen läuten: Tot ist dieser Verein noch lange nicht, die Mannschaft nicht und schon gar nicht die Fans. Das beweisen auch die Bilder, welche der Kameramann von NRW-TV gestern nach dem Abpfiff im Baumhof-Stadion drehen konnte. „Herner geben niemals auf” sangen die 70, 80 Kuttenträger im Drahtkäfig, oder „Hey, hey, einmal Herner, immer Herner”. Und als sie nach „Marmor, Stein und Eisen bricht, nur Westfalia Herne nicht” schließlich als Höhepunkt ihrer Choreographie ihr „Ufta, Ufta” anstimmten, als die Spieler wie wild über den Platz tanzten, da hatte Frank Schulz fast Tränen in den Augen: „Haben wir nicht 'ne geile Truppe?”, fragte er.
Hat er, der SCW-Trainer. Man kann über Fehlpässe meckern, über technische Unzulänglichkeiten und taktisches Fehlverhalten – was Teamgeist, was Einsatzwillen und Laufbereitschaft angeht, ist diese Truppe wie alle anderen Herner Mannschaften unter Frank Schulz, über jeden Zweifel erhaben. Auch wenn vor der Saison wieder das Personal zur Hälfte ausgetauscht wurde: Inzwischen steht wieder eine Mannschaft auf dem Platz, die es verdient hat, als Westfalia Herne aufzulaufen.
Überragender Ditterle
So war es auch gestern in Sprockhövel. Allen Horrormeldungen zum Trotz ließen sich die Herner dort nie hängen, steckten auch den frühen Rückstand weg und versuchten, sich ins Spiel hineinzukämpfen. Mit Erfolg. Zwar musste der überragende Christopher Ditterle mit einem Superreflex gegen Hajra das 0:2 verhindern (25.), doch dann festigte sich die Abwehr und ließ nicht mehr viel zu. Nach vorne hin ging bis zur Pause allerdings wenig, so dass der SCW mit dem 0:1 zur Halbzeit noch gut bedient war.
Nach Wiederbeginn aber war alles anders. Kaum zurück auf dem Platz, legte Ouro-Akpo nach Doppelpass mit Mirko Urban und feinem Dribbling den Ball auf den Fuß von Marko Onucka, der eiskalt vollstreckte. Plötzlich rollte es, spielte Herne zielstrebiger und schneller nach vorne, ging noch energischer in die Zweikämpfe und kaufte den Platzherren den Schneid ab. Nachdem Ditterle einen Querschläger in der Abwehr durch blitzschnelles Erfassen der Situation ausbügeln konnte, war es erneut Akpo, der auch Onuckas zweiten Treffer uneigennützig vorbereitete.
Nun musste die TSG kommen. Lothar Huber wechselte weitere Offensivkräfte ein, seine Elf machte Druck, biss bei der gut gestaffelten SCW-Abwehr aber auf Granit. Gefährlicher waren die Herner Konter. Traf Daniel Diaz bei seiner ersten Großchance (84.) nur die Latte, nutzte er Julian Alasans Vorlage zur endgültigen Entscheidung. „Ein verdienter Sieg”, wie auch TSG-Trainer Huber befand. „Ich kann vor diesen Herner Jungs nur den Hut ziehen. Sie haben eine Reaktion gezeigt, die nicht alltäglich ist.” Frank Schulz wunderte das wenig. „Ich hab' halt 'ne geile Truppe.”