Drohende Insolvenz des SC Westfalia Herne schockt Trainer und Mannschaft. Frank Schulz gibt die Hoffnung aber nicht auf.

Natürlich sei auch er aus allen Wolken gefallen, als sich am Donnerstag die Horrormeldung von der drohenden Insolvenz des SC Westfalia wie ein Lauffeuer verbreitete. „Das hat mich genauso geschockt wie meine Spieler”, bekannte Trainer Frank Schulz. „Ich wusste, dass es finanzielle Probleme gibt, aber die gibt es seit sechs Jahren. Dass es aber so schlimm steht, hat uns alle sehr überrascht.”

Und es steht schlimm, keine Frage. Schlimmer als bei all' den Untergangsszenarien der jüngeren Vergangenheit. „Ja, es stimmt. Wenn sich binnen 14 Tagen nichts tut, ist die Insolvenz nicht zu vermeiden”, bestätigte Jürgen Stieneke, Geschäftsführer, Ehrenpräsident und Hauptsponsor in Personalunion, gestern noch einmal. „Uns fehlen im Moment rund 100 000 Euro und für den laufenden Haushalt noch einmal 15 000 pro Monat.” Einige der Gläubiger hielten nicht länger still. „Uns drücken vor allem die Berufsgenossenschaft und der Verband”, so Stieneke. Die drohende Insolvenz des Traditionsvereins habe zwar die Öffentlichkeit aufgeschreckt und ihm zahlreiche Anrufe eingebracht von Leuten, die helfen wollen. „Aber was wir brauchen, das war nicht dabei”, so Stieneke. „Wir haben im Augenblick noch keine Lösung.”

Schulz nimmt Kontakt zum VfL Bochum auf

Auf eine schnelle, möglichst auch nachhaltige Lösung aber hoffen viele. Nicht zuletzt Mannschaft und Trainer. „Ich persönlich gebe die Hoffnung nicht auf. Dass Westfalia Herne untergeht, darf einfach nicht sein”, sagt Frank Schulz. „Immer wieder hat der Verein sich aufgerappelt. Es kann doch nicht sein, dass jetzt alles auseinanderfällt.” Lange will sich Schulz aber nicht mit derlei Beschwörungsformeln aufhalten. „Jetzt hilft nur eins: Zusammenstehen. Schuldzuweisungen und gegenseitige Vorwürfe wären das Letzte. Was wir nicht brauchen, sind Besserwisser, deren Kritik oft genug unter die Gürtellinie geht. Jeder muss sehen, wie er dem Verein helfen kann.” Er selbst habe bereits Kontakt zu Thomas Ernst aufgenommen, dem Manager des VfL Bochum, und einen Termin für nächsten Freitag vereinbart. „Vielleicht kann ich auch noch andere alte Kontakte nutzen”, will sich Schulz aktiv in die Rettungsbemühungen einbringen.

Deshalb werde er trotz der prekären Lage auch das Tagesgeschäft nicht vernachlässigen. Nach einer ersten Aussprache in der Kabine habe er am Donnerstagabend ein ganz normales Training abgehalten. Schließlich steht am Sonntag die Partie beim Aufsteiger TSG Sprockhövel (15 Uhr, Stadion Im Baumhof) auf dem Plan, und hier will der SCW seinen sportlichen Aufwärtstrend bestätigen - auch auf die Gefahr hin, dass ein möglicher Erfolg schon in wenigen Wochen wertlos sein kann, wenn der Spielbetrieb in der NRW-Liga eingestellt werden sollte. „Noch ist es nicht so weit. Ich gehe vom Positiven aus und bin überzeugt, dass die Mannschaft voll mitzieht”, hofft Schulz auf ein 90-minütiges Stück Normalität. „Die Spieler werden jetzt nicht aufstecken.” Ob jeder einzelne die Situation ausblenden und seine Topleistung bringen kann, wird sich aber erst auf dem Platz zeigen.