Dresden/Berlin. Sportlich hat sich Dynamo Dresden wieder erholt, doch bei der Mitgliederversammlung am Samstag könnte es wieder krachen. Es werden hitzige Diskussionen über eine mögliche Klage gegen den DFB erwartet. Hintergrund ist der Ausschluss des Klubs aus dem DFB-Pokal.

Dynamo Dresden droht bei der Mitgliederversammlung am Samstag eine Zerreißprobe. Die Mitglieder wählen nicht nur einen neuen Aufsichtsrat, sondern könnten mit einem Votum auch ganz Fußball-Deutschland in Aufregung versetzen. Es geht um eine mögliche Klage des Zweitligisten gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) wegen des Pokalausschlusses in dieser Saison.

Die Klubspitze will auf einen Gang vor das Oberlandesgericht Frankfurt/Main eigentlich verzichten, weil der DFB dem achtmaligen DDR-Meister für diesen Fall ein großes Zugeständnis machen würde: Alle Vorstrafen des Vereins würden auf Null gesetzt, unter noch offene Verfahren wegen Ausschreitungen könnte so ein Schlussstrich gezogen werden.

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Eigentlich keine schwere Entscheidung, doch ein Teil der Dynamo-Fans traut dem Friedensangebot nicht, andere wiederum gefallen sich scheinbar auch in der Rolle des Revoluzzers. Eine hitzige Diskussion droht. Das Stimmungsbild auf der Mitgliederversammlung werde für die Entscheidung über das weitere Vorgehen "sehr viel Gewicht haben", versicherte Dynamo-Geschäftsführer Christian Müller. Bis Ende November muss eine Entscheidung stehen, der DFB gewährte bereits zwei Fristverlängerungen.

Dynamo-Geschäftsführer Müller ist gegen eine Zivilklage

Müller und andere Mitglieder aus der Geschäftsführung werden sich eindeutig gegen eine Zivilklage aussprechen. "Wir glauben, dass die wichtigsten Ziele, die wir mit unserer Wehrhaftigkeit gegen diesen Pokalausschluss verfolgt haben, erreicht werden können, wenn wir uns mit dem DFB vereinbaren", sagte Müller der Sächsischen Zeitung.

Das Ständige Schiedsgericht hatte am 14. Mai 2013 die Schiedsklage von Dynamo gegen den vom DFB-Sportgericht verhängten und vom DFB-Bundesgericht bestätigten Ausschluss aus dem DFB-Pokal abgewiesen. Dresden hat noch die Möglichkeit, vor dem Oberlandesgericht in Frankfurt einen Antrag auf Aufhebung des Schiedsspruchs zu stellen. Der Zweitligist war nach Ausschreitungen im Zweitrundenspiel bei Hannover 96 im Oktober 2012 als Wiederholungstäter vom Pokalwettbewerb 2013/14 ausgeschlossen worden.

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Müller appellierte "angesichts unserer beschränkten Ressourcen, die Kräfte zu bündeln für die zukunftsgerichteten Aufgaben. Die sind riesig." Denn eigentlich müsste die Entschuldung des Klubs ganz oben auf der Agenda der Mitgliederversammlung stehen. "Damit hängen letztlich alle anderen Herausforderungen zusammen", sagte Müller.

Dörner kandidiert für einen Sitz im Kontrollgremium

Wer diese Herausforderungen in Zukunft angeht, ist noch offen, die Wahl zum neuen Aufsichtsrat am Samstag ist nicht vorhersehbar. Nach einigem Zögern wird Klub-Ikone Hans-Jürgen '"Dixie" Dörner nun doch am Samstag für einen Sitz im Kontrollgremium kandidieren. Dies teilte die Initiative 'Team für Dresden' mit.

Aber vor allem die Ultras im Klub lehnen den 62-Jährigen ab. Per Flyer teilten sie mit, dass sie das "Team für Dynamo" mit Dörner nicht unterstützen würden und stattdessen auf andere der 15 Kandidaten setzten. "Wie für eine Fußballmannschaft gilt auch für einen Aufsichtsrat: Nur wenn man geschlossen als Team zusammenarbeitet, hat man Erfolg", sagte Dörner. Fehlende Geschlossenheit war bei Dynamo das größte Problem in den vergangenen Jahre. (sid)