Essen. Im Schatten der großen Zweitliga-Teams hat sich der SC Paderborn 07 in die Spitzengruppe der Liga gekickt. Die Ostwestfalen haben nicht nur die beste Defensive im Unterhaus, sondern auch eine echte Tormaschine.

Der SC Paderborn war jahrelang kein Synonym für Spitzenfußball. Nicht einmal in Ostwestfalen. Während die mediale Aufmerksamkeit der Arminia aus Bielefeld gehörte, pendelte der SCP zwischen zweiter und dritter Liga - zu wenig, um über die Grenzen der Domstadt wahrgenommen zu werden.

Doch in diesem Jahr sieht alles anders aus. Im Schatten der etablierten Zweitligisten aus Düsseldorf, Bochum oder Duisburg hat sich der Sportclub mittlerweile entwickelt und sich in dieser Saison sogar in der Spitzengruppe der zweiten Liga festgesetzt.

Drei Punkte bis zum Aufstiegsplatz

Dass der Abstand auf Platz zwei gerade einmal mickrige drei Punkte beträgt, ist für Manager Michael Born eine Riesenüberraschung. „Wenn wir am Ende der Saison immer noch auf Platz fünf stehen, wäre das eine Sensation – gerade bei unserem Budget.“

Nach Borns Einschätzung soll nur Hansa Rostock weniger Geld für den Lizenzspielerkader zur Verfügung haben als der SCP – die stehen auf Platz 17 der Tabelle, mit 21 Punkten weniger auf der Haben-Seite. Allerdings verschweigt der Sportliche Leiter, dass den Paderbornern das Kunststück „Platz fünf“ bereits 2009/10 gelang, ehe der Verein die letzte Saison auf Rang zwölf abschloss.

Kein Zufallsprodukt

Die vielen Punkte und der sportliche Höhenflug sind kein Zufallsprodukt, denn in der Paderborner Arena verteidigt die beste Defensive im Unterhaus. Vor Torhüter Lukas Kruse sorgt die Viererkette mit Jens Wemmer, Florian Mohr, Sören Gonther und Christian Strohdiek dafür, dass es für die Gegner im Strafraum der Paderborner nur selten etwas zu feiern gibt. In 16 Partien ließen die Defensivspezialisten gerade einmal zwölf Gegentore zu.

Nur das Spitzentrio der Bundesliga um Titelträger Dortmund, Verfolger Gladbach und Rekordmeister Bayern München hat eine bessere Abwehr im deutschen Profifußball. Entscheidend ist für Manager Born jedoch eine andere Entwicklung: „In der Defensive standen wir schon immer gut, aber oft etwas zu tief. Mittlerweile verteidigen wir offensiver und schalten besser von Abwehr auf Angriff um.“

Proschwitz sorgt für Furore

Während Paderborner Leistungsträger wie Alban Meha oder Markus Kroesche zumeist nur absoluten Insidern bekannt sind, ist ein anderer dabei, sich bundesweit in den Vordergrund zu spielen. Sein Name: Nick Proschwitz. Seine Bilanz: neun Treffer in 16 Spielen. Gemeinsam mit fünf anderen thront der Neuzugang vom FC Luzern auf Platz eins der Torjägerliste.

Solche Leistungen lassen Aufhorchen, auch die Bundesliga-Scouts kennen die Stärken des Schlaks mit der Nummer neun. Wie lange der kopfballstarke 1,92-Hüne, der Montag seinen 25. Geburtstag feierte, noch in Paderborn auf Torejagd gehen wird, ist ungewiss. „Natürlich wecken solche Leistungen Begehrlichkeiten. Eine konkrete Anfrage gibt es aber noch nicht.. Wir sind bei gewissen Summen allerdings nicht in der Lage, nein zu sagen“, sagt Born.

Fast sieben Millionen Schulden

Transfererlöse sind für die Paderborner beinahe überlebenswichtig, denn finanziell läuft es in Paderborn nicht nach Wunsch. Auf der Jahreshauptversammlung am Montag musste der Aufsichtsratsvorsitzende Elmar Volkmann einen Verlust in Höhe von 473 000 Euro einräumen. Die Schuldenlast beläuft sich mittlerweile auf etwa 6,7 Millionen Euro - zuviel für einen Klub wie den SCP. Auch wenn sich die guten Leistungen längst herumgesprochen haben, liegt Paderborn mit rund 8400 Zuschauern pro Spiel auf dem vorletzten Platz der zweiten Liga. In den anderen Stadien kommen im Schnitt rund 8500 Zuschauer mehr.

Auch deshalb wünscht man sich größere wirtschaftliche Unterstützung aus der Region. Denn das Umfeld des Vereins ist nur in Teilen zweitligatauglich. Für die erste Mannschaft steht nur ein einziger Trainingsplatz zur Verfügung. Die Jugendmannschaften trainieren gar auf mehreren verschiedenen Plätzen im ganzen Stadtgebiet. Ein eigenes Trainingszentrum soll her, doch fehlende Mittel stellen die Machbarkeit infrage.

Manager Born bleibt auf dem Boden

Der Aufstieg in die erste Liga würde auf einen Schlag fast alle Sorgen lösen, doch Born gibt sich zurückhaltend: „Hier hebt keiner ab. Wir tun gut daran, auf dem Boden zu bleiben. Ein Aufstieg wäre jenseits jeder Realität. Trotzdem wollen wir uns oben halten und uns nicht abschütteln lassen.“ Eines haben die Macher bereits erreicht, sportlich haben sie der Arminia längst den Rang abgelaufen. Spitzenfußball aus Ostwestfalen wird jetzt in Paderborn gemacht.