Paderborn. .

Ein junger Zuschauer steht zwischen Bäumen hinter der kleinen Stehtribüne, um sich vor dem Wind zu schützen. Auf der anderen Seite des Fußballplatzes des SC Paderborn kommen zwei Rentner mit dem Fahrrad vorbei. Aber sie verschwinden schnell. Es ist zu kalt, und es gibt es nicht viel zu sehen.

Die überraschend erfolgreichen Zweitligaspieler sprinten über rote Stangen, die auf kleinen Hütchen liegen. Der Rasen leidet, deshalb hat Trainer Roger Schmidt die Übung auf den schmalen Streifen zwischen Seitenlinie und Aschebahn gelegt. Am Getränkeautomaten vor den Umkleidekabinen hängt ein Zettel. Darauf werden die Spieler daran erinnert, zeitig die Eintrittskarten für das Spiel gegen den FC St. Pauli zu bestellen.

Manager Born lobt Trainer Schmidt

Michael Born, der Manager des Klubs, lobt seinen Trainer dafür, dass er die Mannschaft „immer nur auf das nächste Spiel“ fokussiere. „Das macht er wahnsinnig gut.“ Doch in diesen Tagen werden dem Trainer Knüppel zwischen die Beine geworfen. Das nächste Spiel wird Freitag um 18 Uhr gegen den Karlsruher SC angepfiffen, danach geht es zum FSV Frankfurt. Erst am 2. Dezember, kommt der FC St. Pauli.

Diesem Spiel fiebern sie in der Stadt entgegen wie kaum einem anderen in den vergangenen Jahren. „Das Stadion wird mit 15.000 Zuschauern vermutlich ausverkauft sein“, sagt Born. Das liegt am Namen des Gegners und am Trainer des Gegners.

Ex-Trainer Schubert wechselte nach St. Pauli

André Schubert wechselte vor der Saison von Paderborn nach Hamburg. Er war mit dem SCP 2009 in die 2. Liga aufgestiegen und hielt sie dort zwei Jahre. Mit seinem Nachfolger Schmidt, der im März 2010 beim damaligen Regionalligisten Preußen Münster entlassen worden war, steht nun vielleicht wieder ein Klassenwechsel an. Es könnte nach oben gehen. Der SC Paderborn steht nach 14 Spieltagen auf dem fünften Tabellenrang, nur zwei Punkte hinter dem Relegationsplatz. Er hat die vergangenen zehn Spiele nicht verloren und mit neun Toren die wenigsten aller Zweitligisten hingenommen. Eine stabile Defensive und ein blitzschnelles Umschaltspiel auf Offensive sind die Schlüssel zum Erfolg.

Wer durch Paderborn ganz im Osten Westfalens zum Training fährt, sieht keine Fahnen aus den Fenstern hängen und kein Kind mit einem blau-schwarzen Schal zur Schule gehen, aber in der Domstadt mit 145.000 Einwohnern sprechen sie von einer Euphorie. „Das ist doch etwas Positives. Es ist auch nicht so, dass wir da oben nicht hingehören“, sagt Schmidt. „Träume sind erlaubt.“ Verboten hingegen sei die Vorgabe, dass der SCP auch nach 33 Spieltagen dort oben stehen möge: „Das wäre eine Last, die von der Mannschaft nicht gestemmt werden könnte.“

Namenlose spielen um den Aufstieg

Wer in München, Berlin oder Hamburg über den SC Paderborn nachdenkt, dem ist von den handelnden Personen vielleicht Wilfried Finke bekannt. Der Möbelunternehmer steckte viel Geld in den Klub und sicherte ihm einige Mal das Überleben. Er sprach einst davon, mal vor dem Rivalen Arminia Bielefeld zu stehen und wurde ausgelacht. Die Arminen spielen heute in der 3. Liga, 17. Platz, Abstiegsgefahr.

Paderborn spielt um den Aufstieg mit einem Torwart, der Lukas Kruse heißt, dem Kapitän Markus Krösche und dem beste Torschützen (sechs Treffer) Nick Proschwitz – C-Promis im Fußball-Business, genau wie ihr Trainer.

Beim SCP ist die Kasse knapp

„Wir konnten uns keine Zweitligaspieler leisten“, sagt Manager Born, der 2008 schon einmal entlassen worden war, gegen den Verein klagte und trotzdem im April dieses Jahres von Finke wieder eingestellt wurde. Der knappe Etat sei für diese Saison noch einmal um 15 Prozent gekürzt worden, so Born. Es muss gespart werden, in den vergangenen drei Jahren wurden trotz der vergleichsweise üppigen TV-Gelder Verluste eingefahren.

Die Summe der Verbindlichkeiten ist höher als der Etat für die Lizenzspielerabteilung. Knapp fünf Millionen Euro stehen in dieser Saison zur Verfügung. „Wir müssen sehen, dass wir die Mannschaft zusammenhalten. Das ist mit wenigen Mitteln einfacher, als etwas Neues zu schaffen“, sagt Roger Schmidt. Der Trainer fordert aber auch: „Die Infrastruktur muss verbessert werden, da ist die Stadt auch gefordert.“ Schmidt hat mit bescheidenen Mitteln bislang großen Erfolg, aber er warnt vor dem Grat, der noch viel schmaler ist als der Rasenstreifen mit Hütchen und Stangen: „Der kleinste Etat und die schlechtesten Bedingungen – das wird auf Dauer nicht gehen.“