Paderborn. . Drei Tore hat er bislang erzielt - in seinen ersten vier Spielen in der Fußball-Bundesliga. Elias Kachunga ist der Torgarant des sensationellen Tabellenführers SC Paderborn. Am Dienstagabend gastieren die Ostwestfalen beim FC Bayern - und Kachunga möchte einen speziellen Gruß nach Hause senden.

Elias Kachunga ragt heraus, selbst an diesem tristen Montagmittag am Flughafen Paderborn-Lippstadt. In ihren dunkelblauen Ausgeh-Anzügen treffen die Fußballer des SC Paderborn nach und nach im Terminal ein, um nach München zu fliegen. Während der eine oder andere farblich abgestimmt eine eher dunkel gehaltene kleine Tasche schultert, trägt Kachunga - einen rötlich-braunen Rucksack auf dem Rücken.

Dabei muss sich der 22-Jährige gar nicht extra abheben von seinen Mannschaftskollegen. Drei Tore in seinen ersten vier Spielen in der Bundesliga sprechen für sich: Elias Kachunga ist der Mann, der entscheidenden Anteil am sensationellen Sprung des Aufsteigers aus Ostwestfalen an die Tabellenspitze besitzt. Und als solcher, als Spitzenreiter, gastiert der SCP heute Abend um 20 Uhr zum Top-Spiel beim FC Bayern München.

Fast so schnell wie Usain Bolt

„Ein paar Weltmeister, ja, die spielen bei den Bayern mit“, erzählt Kachunga locker, um zu ergänzen: „Aber wir können einfach dahin fahren, wir werden wieder alles geben, werden Spaß haben - und dann werden wir sehen, wie es am Ende ausgeht.“

Punktet der nach eigener Einschätzung „krasseste Außenseiter der Liga-Geschichte“ auch beim Rekordmeister, geht das Fußballmärchen von Paderborn in das nächste Kapitel. Verliert die Mannschaft von Trainer Andre Breitenreiter, bleibt die Euphorie trotzdem riesengroß. „Sie haben keinen Druck“, erklärt am gestrigen Montag auch Bayern-Trainer Pep Guardiola, „Paderborn spielt sicher Angriffspressing. Warum sollten sie etwas ändern?“

Stürmer Kachunga wird deshalb wieder etliche Kilometer auf dem Rasen zurücklegen, wird den gegnerischen Spielaufbau stören, wird auf die Flügel ausweichen, um das SCP-Spiel anzukurbeln oder erneut aus zentraler Position vor dem Tor knipsen. Mal im schnellen Dauerlauf, mal im Vollsprint. Garantiert stets bereit, läuferisch zu explodieren. „Ich arbeite täglich an meiner Schnelligkeit, aber ich habe von Natur aus diese Explosivität“, sagt der gebürtige Kölner, der die ersten 30 Meter in 3,91 Sekunden läuft. Zum Vergleich: Sprint-Superstar Usain Bolt benötigt für diese Strecke 3,78 Sekunden.

Reus stand ihm im Weg

So traumhaft, wie Kachungas Start in die Saison, und der des SC Paderborn, auch ist, hinter dem jüngst in die deutsche U21-Nationalmannschaft berufenen „Mini-Drogba“ - so wird er genannt, weil er Didier Drogba einst als sein Vorbild bezeichnete - liegt eine Karriere mit Umwegen. Wie bei einigen seiner Mannschaftskollegen.

Enorme Schnelligkeit und Spielwitz gepaart mit solider Chancenverwertung attestierten bereits die Jugendtrainer von Borussia Mönchengladbach dem damals 13-Jährigen, der 2005 an die Nachwuchsakademie des Bundesligisten wechselte. Den Durchbruch schaffte Kachunga am Niederrhein allerdings nicht, weil unter anderem auch mal ein gewisser Marco Reus seinem Aufstieg im Weg stand. VfL Osnabrück, Hertha BSC Berlin, SC Paderborn - zu diesen Klubs verliehen die Mönchengladbacher ihren einstigen Rohdiamanten, bevor sie vor dieser Saison endgültig dem Paderborner Werben erlagen und Kachunga für 250 000 Euro verkauften.

Hält dessen Entwicklung an, dürfte besonders Sven Demandt, Borussias U23-Trainer, vor Wut gegen Eckfahnen oder Torpfosten treten. Es dürfe keinen zweiten Fall Jan Schlaudraff geben, appellierte Demandt unlängst, jeder Spieler solle Zeit erhalten, um sich zu entwickeln. Schlaudraff hatten die Mönchengladbacher früh an Alemannia Aachen verkauft, wo seine Karriere einen Schub erhielt und den Fußballer später sogar zum Nationalspieler werden ließ.

Ein Gruß an die Familie

Zeit, Geduld, Spielanteile - das sind die Trümpfe, mit denen Trainer Andre Breitenreiter und Manager Michael Born Talente und vermeintlich Gescheiterte zum SC Paderborn locken. „Elias’ Art, Fußball zu spielen, harmoniert ausgezeichnet mit unserer Spielphilosophie“, sagt Breitenreiter.

Und wenn seine Nummer 15 auch noch trifft... perfekt! Sechs Tore gelangen Kachunga in der zurückliegenden Aufstiegssaison in der 2. Bundesliga. „Wenn es diese Saison ein paar mehr würden, wäre das schon schön“, sagt er bescheiden. Drei stehen bereits nach vier Spieltagen auf seinem Konto - im vergangenen Jahr war dies erst am 12. Spieltag der Fall.

Nach jedem Treffer in der Bundesliga legt Kachunga übrigens grinsend die ausgestreckte Hand an seine Stirn. Er verrät: „Das ist ein Gruß an meine Familie und heißt: Auftrag erfüllt.“ Das würde er am liebsten auch heute aus München gen Heimat melden.