Paderborn. . Bei 17 Heimspielen werden die Ostwestfalen aus dem Häuschen sein. Manager Michael Born erklärt, wie der SC Paderborn in die Bundesliga aufsteigen konnte. Für den „krassesten Außenseiter aller Zeiten“ ist der Klassenerhalt die große Herausforderung.
Gegenüber dem Trainingsgelände des SC Paderborn mitten in der Innenstadt liegt ein riesiger öffentlicher Parkplatz. Er ist gut frequentiert, eine Lücke zu finden, ist schwierig. Da macht es Sinn, im Eingangsbereich der Anlage an einem Gitter die Besucher auf einem Schild hinzuweisen, sie mögen das Training der besten Kicker der Stadt doch bitte von der linken Tribüne aus verfolgen.
Doch die Gefahr, dass der Rasen auf den drei Stufen platt getreten wird, ist an diesem Trainingstag gering. 10, 15 Fans sehen zu, wie Coach André Breitenreiter seine Spieler auf den großen Tag vorbereitet: auf das erste Spiel des SC Paderborn in der Fußball-Bundesliga.
„Krassesten Außenseiter aller Zeiten“
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Bisher haben Fans im Norden und Süden der Republik Paderborner allenfalls als Bier aus dem Supermarkt wahrgenommen. Nun darf sich der Verein als 53. seit der Gründung zur Beletage des deutschen Fußballs zählen. Es kommen der BVB und die Bayern in die Stadt, die von Nachbarn aus Bielefeld gerne als Paderboring verspottet wird, weil außer beim Libori-Stadtfest der Hund begraben sei.
Das ändert sich bald, an jedem der 17 Heimspiele wird an den Kassenhäuschen der Hinweis „Ausverkauft“ stehen, 9500 Dauerkarten hat der SC unters ostwestfälische Volk gebracht, um das Spektakel zu verfolgen. Als Dorfklub belächelt, hat der SC in der letzten Zweitligasaison allen anderen ein Schnippchen geschlagen. Kein Wunder, dass Breitenreiter sein Team als „krassesten Außenseiter aller Zeiten“ bezeichnet.
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Deutschlands kleinster Fluss, die Pader, ist identitätsstiftend in der 145 000-Einwohner-Stadt. Es gibt die Pader-Halle, der Bus heißt hier Pader-Sprinter, Kinder vergnügen sich im Pader-Bini-Land. Und der Sportclub hat seinen Pader-Born: Michael heißt er mit Vornamen, ist Geschäftsführer Sport beim Aufsteiger, seit er vor beinahe 20 Jahren ein Praktikum beim Stadtsportamt absolvierte und so den Einstieg beim damaligen TuS Paderborn/Neuhaus fand – ein ungewöhnlicher Werdegang für einen Erstliga-Manager. „Ich habe es nie als Nachteil empfunden“, sagt Michael Born, „ehemalige Profis haben vielleicht den Vorteil, dass sie von Anfang an über ein bestimmtes Netzwerk verfügen, das ich mir erarbeiten musste.“
Eher Dritte als Erste Liga
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In der Küche einer alten Hausmeisterwohnung neben dem Trainingsplatz holt sich der 46-Jährige einen Kaffee. Zwei Türen weiter ist die Kommandozentrale des SC 07: ein Trainer- und Betreuerraum mit Tisch in der Mitte und jeder Menge Laptops darauf – alles in allem vermutlich kleiner als jedes Ermüdungsbecken in Dortmund oder Schalke. Sich mit den Begebenheiten zurechtzufinden, die eher wie Dritte statt Erster Liga anmuten, war stets Voraussetzung, um den Trainerjob in Paderborn zu bekommen. Die Chance hat der jetzige Leverkusener Coach Roger Schmidt einst zu seiner Entwicklung genutzt, auch Breitenreiter versuchten andere Vereine schon abspenstig zu machen. „Wir haben Trainer gefunden, die es angenommen haben, Paderborn für sich als Herausforderung zu sehen“, erklärt Born.
Die nächste Herausforderung ist keine geringere als der Klassenerhalt. 15 Millionen Euro Gehalt zahlt Paderborn seinem kickenden Personal – dafür kriegt man in München einen Philipp Lahm. „Wir konnten nicht wie andere Klubs Entwicklungsschritte überspringen“, sagt der Manager. Die Ostwestfalen haben sich aber einen Namen gemacht, indem sie Jungs wie Elias Kachunga, die es im ersten Schritt nicht geschafft haben, oder Alban Meha oder Michael Heinloth, die aus unteren Ligen kamen, eine Plattform boten, sich zu verbessern. Nun hoffen Marvin Ducksch (Dortmund) und Lukas Rupp (Mönchengladbach) auf den Durchbruch.
Keine Flutlichtspiel
Auch der Verein will sich weiter entwickeln: Restschulden werden abgebaut, Born will die Nachwuchsabteilung voranbringen, für die Jugend und die Profis soll ein Trainingszentrum entstehen. Der 46-Jährige hat so viel bewegt an der Pader, dass er auch bei einer seiner Herausforderungen optimistisch ist: Weil ein Anwohner geklagt hat, darf in der Benteler-Arena nicht nach 22 Uhr gespielt werden. Man sei aber in guten Gesprächen – und mal ehrlich, den Aufstieg in die Bundesliga haben viele für utopischer gehalten.