München. Mit einer kämpferischen Rede hat sich Uli Hoeneß vom FC Bayern verabschiedet - aber nur auf Zeit. Nach seiner Haftstrafe werde er sich “nicht zur Ruhe setzen“, kündigte der gefallene Patron auf der Mitgliederversammlung an. Karl Hopfner ist neuer Präsident.
Uli Hoeneß hat sich kurz vor dem Gang ins Gefängnis mit einem emotionalen Auftritt von seinem FC Bayern verabschiedet - aber vorerst nur auf Zeit. "Ich werde für alles gerade stehen. Und dann, wenn ich zurück bin, werde ich mich nicht zur Ruhe setzen. Das war's noch nicht", kündigte der 63-Jährige am Freitagabend auf der Außerordentlichen Mitgliederversammlung des deutschen Fußball-Rekordmeisters an. Beifall brandete auf.
In welcher Form Hoeneß, der nach seiner Verurteilung zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren wegen Steuerhinterziehung am 14. März von seinen Ämtern als Präsident des Vereins und als Aufsichtsratsvorsitzender der FC Bayern AG zurückgetreten war, wiederkommen möchte, verriet er nicht. "Viele sagen, Uli Hoeneß hat durch seinen Fehler sein Lebenswerk zerstört. Ich sehe das nicht so", sagte er unter Applaus.
Sein langjähriger Weggefährte Karl Hopfner wurde anschließend von den 1593 Mitgliedern bei nur fünf Gegenstimmen bis Herbst 2016 zum neuen Präsidenten gewählt. Rudolf Schels rückte zum ersten Vizepräsidenten auf. Den freigewordenen Vizepräsidentenposten im Präsidium übernimmt Dieter Maier. Auch ihre Wahl erfolgte fast ohne Gegenstimmen.
Hoeneß beklagt "öffentliche Treibjagd"
Uli Hoeneß gab erstmals nach seinem Steuerverfahren öffentlich Einblicke in sein Seelenleben. Er lag und liege am Boden. Er sprach von "Hass", den er in den vergangenen 14 Monaten aufgebaut habe. Er sprach von einer öffentlichen Treibjagd auf ihn und seine Familie. "Plötzlich war ich ein Arschloch, ein Schwein", beklagte Hoeneß. Er sprach von Häme und Pranger, nahm aber Gericht und Staatsanwalt ausdrücklich von seiner Kritik aus: "Sie haben ihren Job gemacht."
Gegen das Urteil vom 13. März habe er keine Rechtsmittel eingelegt, weil seine Familie und er am Ende der Kräfte waren: "Wir hätten dieses Drama nicht weitere zwölf bis 18 Monate ertragen können", sagte Hoeneß. "Ich habe nie gedacht, dass meine Selbstanzeige nicht wirksam wird", sagte er. Er gehe nun "den schweren Gang" ins Gefängnis.
Der FC Bayern als große Stütze
Hoeneß nannte seine Familie, seine Wurstfabrik und den Verein als die großen Stützen seines Lebens. "Das dritte Standbein seid ihr, der FC Bayern, das ist ein Traum", rief er den anwesenden Mitgliedern zu. Nach der Rede erhoben sich diese und applaudierten langanhaltend. Der ehemalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) umarmte Hoeneß nach der Rückkehr auf seinen Platz.
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Die erwartete Wahl von Hopfner zum neuen Präsidenten des größten deutschen Sportvereins wurde zu einer großen Verbeugung und Würdigung des Machers des FC Bayern. "Uli Hoeneß ist Kopf, oft Bauch, stets Herz und immer Seele von Bayern München", erklärte Hopfner in seiner Rede: "Lieber Uli, du hast eine tolle Familie, aber auch eine Familie hier im Klub, die zu dir steht", versicherte der 61-jährige. "Für die dir bevorstehende schwierige Zeit wünschen wir dir Kraft. Du kannst danach selbst entscheiden, was du machen möchtest." Es könnte auch ein Comeback beim FC Bayern sein. (dpa)