Gelsenkirchen. Schalke 04 kassiert am Sonntag gegen Borussia Mönchengladbach die zweite Niederlage in Folge und hat die direkte Champions-League-Qualifikation noch nicht sicher in Händen. Patrick Herrmann erzielte den 1:0-Siegtreffer für die Fohlen. Die Favre-Elf mischt nun wieder mit um die Königsklassen-Plätze.

Im August 1992 pflückte ein Schalker Torhüter-Talent namens Jens Lehmann missmutig zweimal den Ball aus dem Netz, den zuerst Peter Wynhoff und dann Frank Schulz dort platziert hatten. Weil an jenem Tag nur Radmilo Mihajlovic für Schalke traf, gewannen die Mönchengladbacher Borussen mit 2:1 im Parkstadion. Danach mussten sie fast 22 Jahre warten, bevor ihnen wieder ein Sieg auf Schalke gelang. Mit dem 1:0 am Sonntag bleiben sie im Rennen um die europäischen Plätze, während Schalke nun um die fast sicher geglaubte Direkt-Qualifikation für die Champions League bangen muss. Verfolger Bayer Leverkusen ist nur noch drei Pünktchen entfernt.

Neun nicht einsatzfähige Spieler - eine dermaßen hohe Ausfallquote lässt sich gewöhnlich nur in Ausnahmefällen kompensieren. Schalke 04 aber muss schon in der kompletten Rückrunde mit einem Mini-Aufgebot auskommen, das sich bekanntlich lange Zeit tapfer geschlagen hat. Doch im Saison-Endspurt gehen denen, die wochenlang durchspielen mussten, erkennbar die Kräfte aus.

Neben Hochkarätern wie Jefferson Farfan, Benedikt Höwedes und Dennis Aogo mussten die Schalker am Sonntag zunächst auch Klaas-Jan Huntelaar ersetzen. Der niederländische Top-Torjäger, der von einer Rachen-Entzündung geplagt wurde, saß nur auf der Bank und wurde im Angriffszentrum von Adam Szalai vertreten.

Aber es entwickelte sich kein Spiel, in dem der zwar fleißige, aber technisch limitierte Ungar hätte glänzen können. Seine potenziellen Zulieferer wie Julian Draxler und Kevin-Prince Boateng versuchten ihr Glück meist mit Fernschüssen, die allerdings allesamt zur sicheren Beute des aufmerksamen Gladbacher Torhüters Marc-Andre ter Stegen wurden.

Strukturierter wirkten die Gäste. In der 14. Minute spielten sie erstmals einen Konter schnell aus: Über rechts raste Julian Korb Julian Draxler davon, nach Korbs perfekter Hereingabe auf Höhe des zweiten Pfostens rutschte Patrick Herrmann heran, doch Schalkes Torhüter Ralf Fährmann parierte prächtig.

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Jetzt nahm die Partie Fahrt auf. Ein Drehschuss von Boateng setzte vor dem Gladbacher Tor noch auf, so dass ter Stegen den Ball nur mit Mühe über die Latte lenken konnte. Auf der anderen Seite trugen die Gladbacher wiederholt gefällige und gefährliche Angriffe über außen vor.

Gladbach kam immer wieder gefährlich über außen, weder Tim Hoogland noch Sead Kolasinac machten hinten wie angeordnet ihre Seiten zu. Und dann leistete sich auch noch Innenverteidiger Joel Matip einen groben Patzer, als er den Ball genau für Christoph Kramer auflegte, dessen Fackel von Ralf Fährmann mit einer Parade gelöscht wurde - allerdings auf Kosten einer Ecke. Und die nutzten die Gladbacher in Minute 35 zur Führung: Herrmann nahm den Ball aus der Drehung, Fährmann blieb diesmal nur das Nachsehen.

S04-Defensive wiederholt überfordert

Die Schalker durften sich über den Rückstand nicht beklagen. In der Defensive wiederholt überfordert, in der Offensive meistens ideenlos - eine fatale Mixtur der Unzulänglichkeiten. Nun kam in der zweiten Halbzeit auch noch Druck dazu. Schalke griff zwar immer wieder an, jedoch ohne jede Durchschlagskraft: Gladbach verteidigte geschickt. Schalkes Trainer Jens Keller versuchte es mit einem Wechsel, doch er musste sich Pfiffe anhören, als er den wirkungslosen Max Meyer durch Chinedu Obasi ersetzte. Wenige Minuten später aber klatschten die Leute, als Klaas-Jan Huntelaar kam. Und zwar für Rechtsverteidiger Tim Hoogland - eine Dreier-Abwehrkette sollte für die Schlussphase reichen.

Entscheidend aber war, dass Schalke nach wie vor zu wenige Chancen herausspielte, obwohl auch noch der eingewechselte Felipe Santana in den Angriff beordert wurde. Es dürfte noch sehr spannend werden an den letzten beiden Spieltagen.