Augsburg. . Pep Guardiola übertreibt die Rotation, weil er sein Team für das Spiel gegen Manchester schonen will. Deshalb setzt es in Augsburg die erste Niederlage in der Bundesliga. Wenn es nun gegen Manchester United schief gehen sollte, würden Rotation und die ganze Saison als Fehlschläge gewertet werden.

Es gibt Tage, an denen verrät das, was der Gegner sagt und das, was die Fußballer des FC Bayern nicht sagen, wesentlich mehr über die wahren Verhältnisse als die Verlautbarungen der Münchner Medienprofis selber.

Am Samstag war so ein Tag, in Augsburg. Die Bayern hatten soeben in der Fußball-Bundesliga ihren Nimbus der Unbesiegbarkeit verloren, und während Trainer Pep Guardiola auf der Pressekonferenz die 0:1-Niederlage mit eher lapidaren Äußerungen analysierte („Du kannst nicht immer gewinnen“), traf sein Gegenüber den Nagel auf den Kopf. „In der zweiten Halbzeit“, meinte Augsburgs Trainer Markus Weinzierl nämlich, „haben die Bayern ernst gemacht.“

Im Umkehrschluss heißt das, die Bayern haben 45 Minuten lang nicht ernst gemacht, und genau so war es – auch wenn Guardiola das völlig anders darstellen wollte. Mit seiner Radikal-Rotation in Augsburg hat der Erfolgstrainer die Schraube überdreht, und diese Fehleinschätzung könnte Folgen für das Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Manchester United haben.

Natürlich ist am Samstag zunächst einmal „nichts Schlimmes passiert“, wie Toni Kroos zu Recht betonte. Die Meisterschaft ist bereits entschieden, und dass einige Vereine Wettbewerbsverzerrung wittern, werden die Bayern verkraften können. Möglicherweise aber rotiert Guardiola seine zuvor wie eine Maschine funktionierende Mannschaft aus dem Rhythmus.

Fakt ist: Die Bayern haben in den vergangenen Monaten durch eine unglaubliche Konstanz beeindruckt, ein Nachlassen war nie zu spüren, auch nicht bei vermeintlich (oder tatsächlich) weniger wichtigen Spielen. Seit dem vorzeitigen Gewinn der Meisterschaft vor knapp zwei Wochen in Berlin aber hat der Triple-Sieger gegen Hoffenheim (3:3), in Manchester (1:1) und nun in Augsburg drei Pflichtspiele nicht gewonnen, was seit mehr als drei Jahren nicht passiert ist. Zudem ist durch den Siegtreffer von Augsburgs Sascha Mölders (31. Minute) die Serie von 53 Bundesligaspielen ohne Niederlage gerissen.

Sind das nun die Anzeichen für den Spannungsabfall zur Unzeit, vor dem immer gewarnt wurde, der aber laut Spieler und Trainer nie ein Thema war (und ist)? Oder ist es einfach nur das einkalkulierte Ergebnis der nachvollziehbaren Taktik, die Bundesliga als Trainingseinheit für die Champions League zu nutzen?

Am Samstag waren Philipp Lahm, Arjen Robben und Franck Ribery gar nicht erst mit nach Augsburg gereist, das Trio hätte er nur mitgenommen, wenn das Spiel „wichtig gewesen wäre“, wie Guardiola freimütig einräumte. Dass er daneben Mario Götze, Thomas Müller, Jerome Boateng, Dante, Rafinha und David Alaba nicht in der Startelf gebracht hatte, sondern die phasenweise überforderten Youngster Pierre-Emile Höjbjerg, Mitchell Weiser und Ylli Sallahi von Beginn an spielen ließ, sei nicht ausschlaggebend gewesen.

Fest steht: Wenn die Rotation nicht aufgeht und es gegen Manchester United nicht zum Einzug ins Halbfinale reicht, würde die bis dato so brillante Saison der Bayern als Fehlschlag gewertet, würde Guardiola ein Stück entzaubert sein. Dem Katalanen ist das bewusst. „Das ist ein Finale, da geht es um Tod oder Leben“, sagte er über das Rückspiel gegen Manchester, „da müssen wir was machen.“