Essen. Pep Guardiolas missglückte Total-Rotation in Augsburg hat unter anderem Horst Heldt zu heftiger Kritik an den Bayern animiert. Schakes Sportvorstand hätte jedoch besser geschwiegen, wie eine Episode von vor drei Jahren belegt. Ein Kommentar.

Seine Mannschaft, für die in der Bundesliga nichts mehr auf dem Spiel stand, hatte diverse Stammspieler für das anstehende Champions-League-Spiel gegen Manchester United geschont – und prompt 0:1 verloren. Den danach reflexartig erhobenen Vorwurf einer Wettbewerbsverzerrung wies der Mann entschieden zurück: „Das kann ich nicht ansatzweise gelten lassen, weil die, die gespielt haben, ihr Bestes gegeben haben ... Natürlich ist es so, dass wir ... ein wichtiges Spiel vor der Brust haben. Wenn sich ... ein Stammspieler verletzt hätte, hätten die Leute gesagt, wie man nur so dämlich sein kann, die A-Mannschaft spielen zu lassen.“

Diese Bemerkungen Pep Guardiola zuzuschreiben, wäre kein schlechter Tipp. Aber ein falscher. Die Rede ist von Schalke-Manager Horst Heldt, der im April 2011 im Sport1-Doppelpass die Aufstellung seines damaligen Trainers Ralf Rangnick verteidigte. Während die Königsblauen ihre Schlappe am 31. Spieltag nicht schmerzte, ebneten die auf Schalke gewonnenen Punkte dem 1. FC Kaiserslautern den Weg zum Klassenerhalt. Was die Konkurrenten, u.a. Köln, Frankfurt, Wolfsburg und Mönchengladbach, gar nicht amüsant fanden.

Ließ sich Heldts damalige Verteidigungslinie nachvollziehen, so muss er sich heute Doppelzüngigkeit vorhalten lassen. Harmloser ausgedrückt: Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass ausgerechnet er jetzt Stil und Charakter der Bayern infrage stellt, obwohl doch deren Coach, zugegeben: in verschärfter Form, nach dem Schalker Vorbild handelte, indem er – Duplizität der Ereignisse – vor einem ManU-Spiel auf einige Stars verzichtete.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Es ist natürlich Gift für jeden Wettbewerb, wenn am Saisonende Teams, die ihre Liga-Ziele bereits erreicht oder verpasst haben, nicht mehr voll bei der Sache sind, aus welchen Gründen auch immer. Und die aktuelle Sorge jener Klubs, die sich ihre Niederlagen gegen Bayern bereits abgeholt haben, nach Augsburg könnten auch andere Teams zu vorher nie einkalkulierten Punkten kommen, ist verständlich, wenn auch vermutlich unbegründet. Nur: Solange niemand ein Gegenmittel kennt, ist es müßig, darüber zu lamentieren. Und Moral ins Spiel zu bringen, wo doch jeder weiß, dass die Klubs im Zweifel nun einmal zuerst an sich denken (müssen).

Deshalb hätte sich Pep Guardiola (wie seinerzeit Horst Heldt) auch gar nicht rechtfertigen müssen. Aber vor dem Hintergrund der Bayern-Serie von zuvor 53 Spielen ohne Niederlage und der Nominierung von Yli Sallahi, Mitchell Weiser und Emilie Höjbjerg lakonisch festzustellen „So ist Fußball, mal gewinnt man, mal verliert man“ ist bestenfalls ein schlechter Scherz und schlimmstenfalls eine Provokation.