Duisburg. Die Zahl der Gewalttaten in den beiden höchsten deutschen Fußball-Ligen ist in der vergangenen Saison zurückgegangen: Es gab weniger Verletzte und weniger Strafverfahren als in der Vorsaison. Kritiker zweifeln jedoch and er Aussagekraft der Daten.

Bei den Spielen von erster und zweiter Fußball-Bundesliga hat es in der vorigen Saison im Umfeld weniger Gewalttaten gegeben. Wie die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) am Montag bekanntgab, wurden an den 34 Bundesliga-Spieltagen insgesamt 788 Menschen verletzt.

Das sind 345 weniger als im Jahr davor. Zum Vergleich: Am Eröffnungstag des diesjährigen Oktoberfests wurden 555 Menschen verletzt. Zudem ging die Zahl der Strafverfahren im Umfeld der Partien zurück. Demnach wurden 6502 Verfahren eingeleitet. Das ist im Vergleich zur Spielzeit 2011/2012 ein Rückgang von rund 20 Prozent.

Die ZIS sieht in ihrem Jahresbericht jedoch keinen Grund zur Entwarnung. Die Zahl der eingeleiteten Strafverfahren sei immer noch deutlich höher als in der Saison 2010/11. "Die Arbeit der Netzwerkpartner, also der Verbände, Vereine, der Polizei und der Kommunen ist auf einem zielorientierten Niveau. Jetzt gilt es, gemeinsam weiter konsequent gegen Gewalt im Fußball zu handeln und friedliche Fans zu stärken", kommentierte Katja Kruse, stellvertretende Leiterin der ZIS.

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Die Statistiken der ZIS werden von verschiedenen Seiten immer wieder kritisiert. Bemängelt wird etwa, dass lediglich die Zahl der eingeleiteten Verfahren erfasst werde, nicht aber, wie diese Verfahren ausgehen.

So lässt sich die steigende Zahl der Verfahren in den vergangenen Jahren auch mit einem veränderten Anzeigeverhalten der Polizei erklären, die etwa die Nutzung von Pyrotechnik seit einiger Zeit deutlich konsequenter verfolgt. Zudem wird zwar die Zahl der Verletzten erfasst, nicht aber Verletzungsursachen - ob ein Verletzter also durch gewalttätige Fans oder beispielsweise durch Tränengas der Polizei zu Schaden kam, bleibt unklar.

Zweifel an Aussagekraft der Daten

Kritiker bezweifeln daher die statistische Aussagekraft der Daten - die zudem anfällig für saisonale Schwankungen sind: So rührt ein Teil des Rückgangs schlicht daher, dass mit dem Karlsruher SC, Alemannia Aachen und Hansa Rostock Vereine aus der 2. Bundesliga abstiegen, deren Anhänger ein erhebliches Gewaltpotenzial mitbringen - dementsprechend verschärfte sich die Sicherheitslage in der 3. Liga.

Hier wurden 358 Menschen und damit 122 Personen mehr verletzt als im Vorjahr. Die Zahl der Festnahmen dokumentiert diesen Trend. Sie stieg um 115 Fälle auf 4357 in der Saison 2012/2013. Damit habe sich das bestehende, hohe Niveau kaum verändert, hieß es in der ZIS-Mitteilung.

Bundesweit fielen beider Polizei in der vergangenen Saison nach Angaben des NRW-Innenministeriums 1,75 Millionen Arbeitsstunden an. 2002/03 waren es noch 900.800. "Die Verdoppelung der Arbeitsstunden der Polizisten innerhalb von zehn Jahren ist nicht akzeptabel", sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger. "Unser Ziel ist es, in Zukunft weniger Polizisten bei Fußballspielen einzusetzen." In NRW werde die Bereitschaftspolizei zu 30 Prozent ihrer Einsatzzeit zum Schutz von Fußballspielen gebraucht. (we/mit dpa)