München. . Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß hat auf einen Bericht des Nachrichtenmagazin “Stern“ reagiert und droht nun mit rechtlichen Schritten. Der “Stern“ hatte behauptet, dass der überführte Bayern-Funktionär weit höhere Summen in der Schweiz versteckt hatte als bislang bekannt ist.
Uli Hoeneß geht in die Offensive: Der wegen Steuerhinterziehung angeklagte Präsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters Bayern München hat jüngste Berichte über dreistellige Millionen-Beträge auf einem unter seinem Namen geführten Schweizer Konto mit heftigen Worten zurückgewiesen und rechtliche Schritte gegen das Nachrichtenmagazin Stern angekündigt.
Hoeneß nannte die Veröffentlichungen des Hamburger Blattes am Donnerstag am Rande des Charity-Golfcups der Bayern auf Gut Rieden in Starnberg „absurde Unwahrheiten“ und sprach von „ungeheuerlichen Unterstellungen“, die er sich „nicht mehr bieten lassen“ wolle. „Ich werde mich mit allen Mitteln zur Wehr setzen.“
Auf den „Wahnsinn“ folgt eine „Verleumdungsklage“
Der 61-Jährige betonte, er habe am Mittwoch den Hamburger Anwalt Michael Nesselhauf beauftragt, „gegen diesen Wahnsinn vorzugehen, eine Verleumdungsklage einzuleiten“.
Der Stern hatte am Dienstag berichtet, dass sich auf fraglichem Depotkonto einer Schweizer Privatbank in den Jahren vor 2008 durchgehend Werte von mehr als 500 Millionen Schweizer Franken befunden haben sollen. Das habe ein Hinweisgeber über seinen Anwalt bei der Münchner Staatsanwaltschaft angegeben.
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Außerdem sollen Angaben zu angeblichen Aktiengeschäften und Transaktionen auf Nummernkonten bei drei weiteren Schweizer Banken, die im Fall Hoeneß eine Rolle spielen sollen, gemacht worden sein. Die Hinweise wurden an die Ermittlungbehörden weitergeleitet. Wie stichhaltig die Angaben sind, soll dort geprüft werden.
Landgerichts München II entscheidet über Zulassung der Anklage
Die Staatsanwaltschaft München II hatte in der vergangenen Woche nach monatelangen Ermittlungen Anklage gegen den Bayern-Präsidenten und -Aufsichtsratsvorsitzenden erhoben. Die 5. Strafkammer des Landgerichts München II will bis Ende September über eine Zulassung der Anklage und die Eröffnung eines Hauptverfahrens entscheiden.
Hoeneß hatte beim Finanzamt Anfang des Jahres Selbstanzeige wegen eines nicht ordnungsgemäß deklarierten Schweizer Kontos erstattet.
Die Chronologie der Steuer-Affäre Uli Hoeneß
Dezember 2012: Das geplante Steuerabkommen zwischen der Schweiz und Deutschland scheitert im Bundesrat an der Mehrheit von SPD und Grünen in der Länderkammer.
Januar 2013: Hoeneß erstattet beim zuständigen Finanzamt Selbstanzeige wegen nicht abgeführter Steuern auf Kapitalerträge durch Gelder auf einem Schweizer Privatkonto.
20. März: Die Ermittlungsbehörden erwirken einen Haftbefehl gegen Hoeneß und durchsuchen sein Haus am Tegernsee. Der Haftbefehl wird gegen eine Kaution in Millionenhöhe außer Vollzug gesetzt.
20. April: Das Nachrichtenmagazin Focus macht die Selbstanzeige des Bayern-Präsidenten und die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München II wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung öffentlich.
22. April: Die Bild-Zeitung berichtet über eine angebliche Spielsucht von Hoeneß an der Börse und ein Millionen-Darlehen des früheren adidas-Bosses Robert Louis-Dreyfus.
22. April: Hoeneß schließt einen Rücktritt als Präsident von Bayern München und als Aufsichtsrats-Chef der Bayern München AG aus.
23. April: Hoeneß gesteht bei Sport Bild einen 'schweren Fehler' ein.
23. April: Kurz vor Münchens Halbfinale gegen den FC Barcelona berichtet die Süddeutsche Zeitung über den Haftbefehl gegen Hoeneß und die Durchsuchung seines Hauses.
23. April: Hoeneß tritt erstmals nach Bekanntwerden seiner Steuer-Affäre in der Öffentlichkeit auf und sitzt beim 4:0-Sieg des deutschen Meisters im Champions-League-Halbfinale gegen den FC Barcelona auf der Ehrentribüne der Münchner Allianz Arena.
1. Mai: Hoeneß räumt in einem Interview mit der Zeit seine Zockerleidenschaft ein, dementiert Verbindungen seiner finanziellen Transaktionen mit Klub-Konten und erklärt einen Rückzug aus seinen Ämtern bei den Bayern erstmals für frühestens nach dem Champions-League-Finale für möglich.
4. Mai: Hoeneß besucht während des Bundesliga-Schlagers zwischen Borussia Dortmund und Bayern München ein Play-off-Spiel der Bayern-Basketballer in München.
5. Mai: Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtet, dass Mitglieder aus Bayern Münchens Aufsichtsrat Hoeneß auf der Sitzung des Kontrollgremiums am darauffolgenden Tag zum Rückzug spätestens nach dem Champions-League-Finale drängen wollen.
5. Mai: Hoeneß' Vorgänger Franz Beckenbauer lehnt für den Fall eines Rückzugs von Hoeneß eine Übernahme der Ämter ab.
6. Mai: Bayern Münchens Aufsichtsrat tagt und berät die Situation in der Allianz Arena. Hoeneß bietet seinen Rücktritt an. Dies wird abgelehnt, der Präsident und Aufsichtsratschef bleibt vorerst im Amt.
25. Juli: Hoeneß rechnet bei den Ermittlungen gegen seine Person wegen Steuerhinterziehung mit einer baldigen und für ihn guten Entscheidung. 'Ich bin zuversichtlich, dass es eine gute Lösung gibt' sagte Hoeneß anlässlich des Spiels zwischen dem FC Bayern und dem FC Barcelona um den Uli-Hoeneß-Cup.
30. Juli: Die Staatsanwaltschaft München II erhebt Anklage gegen Hoeneß wegen Steuerhinterziehung. Die Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts München muss nun entscheiden, ob die Anklage zugelassen wird und das Hauptverfahren eröffnet wird. (sid)